Collection Baccara Band 0282
das ist nicht nötig. Haben Sie vielen Dank, Karl.“
„Gern geschehen“, erwiderte Karl und wollte sich den anderen Gästen zuwenden.
„Einen Moment noch, Karl“, sagte Will, bevor der junge Mann außer Hörweite war.
„Sir?“
Will beugte sich vor. „Wissen Sie etwas über dieses verrückte diamantenbesetzte Hundehalsband? Es ist nicht echt, oder? Es kann nicht echt sein.“
Karl schüttelte den Kopf. „Doch, Sir. Die Diamanten sind echt. Das weiß hier jeder. Es stand sogar in der Zeitung. Das Halsband ist ungefähr eine Million Dollar wert. Können Sie sich das vorstellen? Einem Hund so eine Summe um den Hals zu hängen?“
Jetzt war es an Will, den Kopf zu schütteln. „Nein, das kann ich nicht. Ich hätte darauf gewettet, dass es sich um Imitationen handelt.“
„Sie wären überrascht, was für verrückte Dinge in einem Hotel wie diesem vor sich gehen. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen …“
„Davon bin ich überzeugt. Aber schenken Sie mir vorher noch einen Scotch ein, bitte.“
Karl nickte und ging davon, um die Flasche zu holen.
Will lehnte sich entspannt zurück. Auch wenn Karls Geschichten über das Hotelleben keine weiteren aufregenden Informationen enthielten, so waren sie unterhaltsam. Es würde sich auf jeden Fall lohnen, dem jungen Mann zuzuhören. Allein die Tatsache, dass offenbar alle Angestellten von dem Halsband wussten, konnte nützlich sein.
Wills gute Laune erhielt einen Dämpfer, als er an Mercy dachte. Sein erster Eindruck von ihr war richtig gewesen. Sie hatte ernste Probleme in ihrem Leben, die sie für sich behalten wollte. Die Tatsache, dass sie so oft errötete, hatte nichts mit Koketterie zu tun. Ihre Unsicherheit sollte ihn eigentlich freuen. Sie würde es ihm leicht machen, das zu bekommen, was er brauchte. Aber er fühlte sich plötzlich sehr müde.
Er wollte nur noch nach Hause. Er wollte …
Verdammt. Eigentlich wusste er gar nicht, was er wollte.
4. KAPITEL
Die Strecke von der Bushaltestelle bis zu ihrer Wohnung war für Mercy immer der schlimmste Teil an ihrem Heimweg. Sie lebte in einem Viertel, das von Drogenhandel und Arbeitslosigkeit geprägt war. Dealer, Prostituierte und Straßenbanden machten den kurzen Fußmarsch zur Qual. Jedes Mal, wenn Mercy aus dem Bus stieg, wurde sie von kalter Angst ergriffen.
Soweit es möglich war, passte sie sich der bedrohlichen Umgebung an. Sie trug einen Rucksack anstatt einer Handtasche und versteckte ihre Geldscheine im Schuh. Sie machte sich zwar klein, versuchte aber, ihre Angst zu verbergen, denn sie wollte nicht wie ein Opfer wirken. Sie ging schnell, rannte aber nicht. Den Wohnungsschlüssel hatte sie schon im Bus aus dem Rucksack genommen und hielt ihn griffbereit in der Hand. In ihrer rechten Jackentasche befand sich eine Sprühdose mit Pfefferspray. Zum Glück hatte sie es noch nie gebraucht.
Dies war nicht ihre erste Wohnung in einer schlechten Gegend. Aber Mercy hatte sich nie an die Angst gewöhnen können.
Sie erreichte das Mietshaus ohne Zwischenfälle. Auch das Treppenhaus war an diesem Abend ruhig. Es roch zwar fürchterlich, und aus einigen Wohnungen drangen bedrohliche Geräusche, aber wenigsten lungerten keine Junkies auf den Stufen herum. Sie hastete in den vierten Stock und schloss mit einem Gefühl grenzenloser Erleichterung ihre Wohnungstür auf.
Das Apartment war klein und dunkel. Es bestand aus einem einzigen Zimmer, das nicht mehr als fünfzehn Quadratmeter hatte. Eine Küchenzeile mit einem Minikühlschrank, einem Spülbecken und zwei Herdplatten stand an der hinteren Wand des Raumes. Da gab es noch ein winziges Bad mit Dusche, in dem Mercy sich kaum umdrehen konnte. Mit einer Schlafcouch, einer kleinen Kommode und hübsch bezogenen Kissen und Flickenteppichen hatte Mercy versucht, wenigstens etwas Gemütlichkeit zu schaffen. Dennoch hatte sie sich hier niemals wirklich wohlgefühlt. Daran waren nicht nur der Platzmangel, das fehlende Licht oder die grauenvolle Gegend schuld.
Sie würde mit all dem leben können, wenn sie einen Hund oder wenigstens eine Katze hätte halten dürfen. Haustiere waren in diesem Haus jedoch ausdrücklich verboten. Das war für Mercy schlimmer als alles andere.
Ihre Hoffnung auf die Prämie wurde von Tag zu Tag dringlicher. Die zehntausend Dollar würden sie aus dieser Misere befreien. Sie würde sich eine größere Wohnung in einer besseren Gegend suchen. Und sie würde sich einen Hund anschaffen. Allein die Vorstellung erfüllte sie mit einem
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