Collection Baccara Band 0282
eine erhebliche finanzielle Einbuße bedeutet hatte, wechselte sie ohne Zögern in die Tierpension. Gilly liebte alles, was vier Beine hatte.
Mercy hatte sie von Anfang an gemocht. Sie hatte nie viele Freunde gehabt, aber Gilly und sie war sich durch die gemeinsame Arbeit immer nähergekommen.
Dass Gilly so offen und freundlich war, gefiel Mercy besonders. Sie hatte überhaupt nur eine Sache an ihrer Freundin auszusetzen: Gilly versuchte immer wieder, sie zu verkuppeln.
Obwohl zwischen den beiden jungen Frauen große Offenheit herrschte, hatte Mercy es nie über sich gebracht, der Freundin viel von ihrer Kindheit zu erzählen. Niemand mit einer solchen Vergangenheit tat sich leicht damit, anderen Menschen davon zu berichten. Gilly hatte also keine Ahnung, dass Mercy nicht, wie sie selbst, aus einer in der Vorstadt lebenden Mittelstandfamilie stammte. Mercy kannte kein intaktes Familienleben; für sie hatte es nie Sonntagsausflüge, Verabredungen mit Jungen und Abendessen im Kreise der Familie gegeben.
„Wann bist du das letzte Mal ausgegangen?“, wollte Gilly wissen.
Mercy seufzte. „Ach, Gilly. Lass dieses Thema doch einfach, okay?“
„Nein, das werde ich nicht. Im Ernst, du hattest in den letzten hundert Jahren keine Verabredung mit einem Mann.“
Mercy lachte. „Das stimmt. Und bis zur nächsten vergehen garantiert noch einmal hundert Jahre.“
„Mercy!“
„Mir liegt nichts daran. Außerdem spielt dieser Will Desmond in einer ganz anderen Liga als ich. Schon die Vorstellung von einer Verabredung mit ihm ist einfach lächerlich. Also lass es gut sein, ja?“
Gilly schnaubte protestierend. „Das ist doch nicht wahr! Du hast einfach kein Selbstvertrauen. Ich bleibe dabei – der Mann hat ein Auge auf dich geworfen.“
„Quatsch!“
Sie blieben an einer Straßenecke stehen. Gilly stellte sich dicht neben ihre Freundin, sodass alle Hunde nebeneinander aufgereiht waren, als würden sie gleich zu einem Rennen starten. Mercy bemühte sich, die ärgerlichen Blicke der vorbeihastenden Passanten zu ignorieren. Sie wäre gern weitergegangen, aber die Fußgängerampel stand auf rot.
„Wir wollen mal annehmen, dass ich recht habe. Und dann überlegen wir, was zu tun ist“, insistierte Gilly.
„Nein, das wollen wir nicht.“
„Lass uns einfach davon ausgehen, dass Will Desmond dich total sexy findet“, fuhr Gilly unbeirrt fort. „Er hat dich nur deshalb gefragt, ob du seinen Hund trainierst, um dich kennenzulernen.“
„Gilly!“
Die Ampel wurde grün, und sie überquerten die Straße. Die Hunde schnüffelten aufgeregt und wedelten mit den Schwänzen. Der Spaziergang wurde nun doch anstrengend. Der Park war viel zu nah, um sich auf eine so sinnlose Unterhaltung zu konzentrieren.
„Und wir gehen ferner davon aus, dass du zusagst. Du hilfst ihm, den Hund zu erziehen, und zwar in seinem Hotelzimmer. Das übrigens die Nummer hundertzwölf hat. Eine von den wirklich teuren Suiten.“
„Ich höre dir überhaupt nicht zu“, sagte Mercy.
„Doch, das tust du. Du gehst also in sein Zimmer. Du bringst Buster bei, sich hinzusetzen. Will nimmt dich in die Arme und küsst dich besinnungslos, und …“
„Gilly, hör schon auf!“, unterbrach Mercy ihre Freundin ärgerlich.
„Ihr reißt euch die Klamotten vom Leib und habt heißen Sex miteinander. Du bist glücklich und erschöpft; er ist glücklich und erschöpft. Und Buster hat gelernt, wie man sich auf Kommando hinsetzt. Was ist so schrecklich an dieser Vorstellung?“
„Abgesehen von der Tatsache, dass er ein Hotelgast ist?“
Gilly grinste frech. „In diesem Fall können wir ruhig eine Ausnahme machen. Das steht sogar, glaube ich, im Handbuch für Hotelangestellte. Jeder, der zwei Jahre lang keinen Sex hatte, darf es mit jedem Gast treiben, der ihm gefällt.“
„Lass dir das doch auf ein T-Shirt drucken. Damit jeder weiß, dass ich lange keinen Sex hatte“, sagte Mercy böse.
Gilly blickte sich um. „Niemanden hier interessiert das wirklich.“
„Mich schon“, sagte eine männliche Stimme dicht hinter ihnen.
Mercy fuhr herum, stand einem Mann mit Aktentasche gegenüber, der sie feixend anblickte.
Sie versetzte ihrer Freundin einen Stoß mit dem Ellenbogen und beschleunigte ihre Schritte.
Der Mann warf ihr eine Kusshand zu und überholte sie mühelos.
Gilly musste so sehr lachen, dass sie kaum noch laufen konnte. Zwei der kleineren Hunde winselten verängstigt. Mercy war jetzt ziemlich wütend. Gilly ging durchs Leben, als ob
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