COLLECTION BACCARA Band 0285
Altaria, Sir?“
„Ja. Sie sind Altarianerin. Wie würden Sie Ihre Landsleute beschreiben?“
„Als warmherzig und engagiert, Sir.“ Sie dachte an die Menschen, die den Touristen ihre Dienste, frisches Obst und Gemüse anboten. „Familienorientiert. Aufgrund der Inselsituation ist den jungen Leuten der Zugang zu höherer Bildung erschwert.“
„Erklären Sie mir das bitte genauer.“
„Wir haben auf der Insel keine Universität.“
„Warum nicht?“
„Es hat dort noch nie eine gegeben. Junge Menschen, die studieren sollen, müssen aufs Festland.“
Daniel runzelte die Stirn. „Wenn also jemand intelligent und motiviert ist, die Familie aber nicht die finanziellen Mittel hat, um das Kind an die Universität nach Europa zu schicken, dann bleibt es auf der Insel?“
Erin nickte. „Korrekt, Sir. Diese jungen Leute treten dann meist in die Fußstapfen ihrer Eltern.“
„Und wie steht das Parlament dazu?“
„Das Parlament steht Veränderungen träge gegenüber, solange es keinen massiven Druck gibt.“
Seinem Gesichtsausdruck sah sie an, dass ihm die Antwort nicht gefiel. „Was glauben Sie, erwarten die Menschen von ihrem Fürsten?“
Erin fühlte sich hin- und hergerissen. Einerseits faszinierte sie Daniels Interesse an ihren Landsleuten, gleichzeitig aber konnte sie die Wünsche ihres Vaters nicht ignorieren. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ehrlich zu antworten. „Sir, ich glaube, die Bürger von Altaria wünschen sich einen Fürsten, der eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlägt. Auch Amerikaner wissen, dass die Tradition in schweren Zeiten eine Quelle der Zuversicht sein kann. Altaria ist stolz auf die ununterbrochene Thronfolge, die die Rosemeres gesichert haben. Die Altarianer wollen einen Herrscher, der die Vergangenheit schätzt und weiß, wo die Zukunft hinführen muss.“
Daniel nickte. „Das heißt also, dass ich die Geschichte Altarias büffeln muss. Sie haben gesagt, dass Sie mit dem politischen Klima vertraut sind. Wie steht das Parlament zu einem Amerikaner als Thronfolger?“
Erin sah weg. „Die offizielle Haltung ist, dass das Parlament hocherfreut ist, dass es einen gesunden Thronfolger gibt, der bereit ist, das Erbe anzutreten, Sir. Viele Menschen waren überrascht, dass Sie zugestimmt haben, Ihr Privatleben und Ihre Freiheit aufzugeben, um den Thron zu besteigen.“
Daniel seufzte und stand auf. Er trat an das große Panoramafenster und sah hinaus. „Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich vor Pflichten drücken. Unsere Eltern haben uns dazu erzogen, Verantwortung zu übernehmen. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel sehen, wenn ich mich vor der Verantwortung drücken würde, aber …“
Er machte eine kurze Pause und drehte sich zu Erin um. „Aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht mein Leben lang bei Connelly Corporation bleiben würde. Zugegeben, ich hätte nicht gerade einen Job als Fürst ausgewählt, aber offensichtlich hat der Job mich auserkoren.“ Er sah ihr in die Augen, und sie spürte die Intensität seines Blickes bis in die Zehenspitzen. „Ich bin ein Connelly, und ich werde mein Bestes geben.“
Seine Worte hingen zwischen ihnen, und Erin spürte langsam, dass mehr hinter Daniel Connelly steckte, als sie oder ihr Vater gedacht hatten.
Langsam näherte er sich Erin. „Das war die offizielle Haltung des Parlaments. Wie sieht die inoffizielle aus?“
Erin geriet in Panik. Sie musste ihrem Vater gehorchen und seine Wünsche befolgen, aber sie versuchte einen Weg zu finden, seinen Erwartungen gerecht zu werden, ohne ihr eigenes ausgeprägtes Gespür für Integrität zu verletzen. „Inoffiziell und offiziell gilt, dass unsere Politiker auf Traditionen setzen und Veränderungen skeptisch gegenüberstehen, Sir.“
„Eine geschickte Art auszudrücken, dass ich sie nervös mache.“
„Das habe ich nicht gesagt, Sir.“
„Das war auch nicht nötig.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Ich mache auch Sie nervös.“
Verlegen wäre treffender, dachte sie. „Nein, Sir. Natürlich nicht“, sagte sie, was allerdings nicht ganz der Wahrheit entsprach.
„Überhaupt nicht?“ Er setzte sich neben sie auf die Couch.
Seine Nähe irritierte sie. „Nun, vielleicht ein bisschen, Sir.
Sie sind ganz anders, als ich erwartet hatte.“
„Inwiefern?“, fragte er. Sein Blick war so durchdringend, dass sie sich fragte, ob er durch sie hindurchblicken konnte.
Erin fühlte sich ausgesprochen unbehaglich. „Es steht mir nicht zu,
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