COLLECTION BACCARA Band 0285
unterschiedlichsten Typen zu einer Mahlzeit in die Suppenküche kamen. Bei ihren Gesprächen stellte Erin fest, dass Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und die verschiedensten Berufe vertreten waren. Es machte ihr Spaß, sich mit den Leuten zu unterhalten, und sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so nützlich und geschätzt gefühlt zu haben.
Gerade als die Schlange an der Essensausgabe kürzer wurde, stieß Joe einen glücklichen Aufschrei aus. „Ein Kamerateam vom Fernsehen kommt die Treppe hinunter. Alle bitte freundlich lächeln.“
Sofort war Daniel an Erins Seite. „Los, weg hier. Ich möchte nicht erkannt werden, und ich will auch nicht, dass die Reporter Sie auf Schritt und Tritt verfolgen“, flüsterte er in ihr Ohr. Die Tür, durch die sie gekommen waren, war blockiert von Menschen, die auf einen Platz warteten. Daniel ergriff sie am Arm. „Kommen Sie“, sagte er und führte Erin durch einen schmalen Gang mit drei Türen. Die ersten beiden waren verschlossen. Die dritte schließlich ging auf.
„Bingo“, sagte er und runzelte die Stirn, als er einen Blick durch die Tür warf. „Das muss reichen. Wir werden nicht lange warten müssen.“
„Wo sollen wir warten?“ Irgendwie gefiel ihr sein Gesichtsausdruck nicht.
„In diesem Schrank.“
4. KAPITEL
„Warum um alles in der Welt müssen wir uns im Schrank verstecken?“, fragte Erin.
„He, Daniel!“, rief eine Stimme aus dem Hauptraum. „Wo ist Daniel?“
„Deshalb.“ Daniel schob sie in den Schrank und zog schnell die Tür zu. Es war stockdunkel. Weitere Rufe nach Daniel hallten durch den Gang.
Erin spürte, wie er den Arm um ihre Taille legte.
Er legte ihr sanft die Hand auf den Mund. „Seien Sie die nächsten Minuten ganz still“, flüsterte er.
Auf behutsame Weise zeigte Daniel ihr, dass sie keine Angst haben musste allein mit ihm im Dunkeln. Als hätte er geahnt, dass ihr die Situation unangenehm sein könnte. Wieder ein Punkt für ihn.
Schweigend harrte Erin aus und atmete seinen männlichen Duft ein. Daniels Stärke und Ruhe gaben ihr Sicherheit. Gleichzeitig aber war sie total angespannt, weil er so dicht bei ihr stand, dass sich ihre Oberkörper berührten. Erin hörte kaum die Schritte im Gang, so laut pochte ihr Herz.
„Ich glaube, sie sind weg, aber wir sollten noch ein paar Minuten warten, bevor wir das Gebäude verlassen“, sagte er schließlich leise, als eine Tür am anderen Ende des Ganges ins Schloss fiel. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“
Sie nickte. „Ja“, flüsterte sie. Nur widerstrebend brach sie den merkwürdigen Zauber.
„Nachdem ich Sie in diesen Schrank gezogen hatte, kam mir der Gedanke, dass Sie vielleicht Platzangst haben könnten. Aber da war es schon zu spät.“
Er sprach mit leiser, erotischer Stimme. Genauso klang seine Stimme vielleicht im Bett beim Sex. Bei dem Gedanken wurde Erin heiß. Sie holte Luft. „Schon als Kind habe ich enge Räume gemocht“, gestand sie. „Irgendwie gaben sie mir ein Gefühl der Sicherheit.“
Sie spürte, wie er mit den Fingern durch ihr Haar glitt. „Manchmal, wenn ich Sie ansehe, frage ich mich, wie Sie als kleines Mädchen gewesen sind.“
Erin verspürte bei der Bemerkung leichtes Unbehagen. Obwohl ihre Kindheit nicht unglücklich gewesen war, hatte sie sich immer nach Wärme und Nähe gesehnt. Sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals.
„Wollten Sie als Kind auch schon immer perfekt sein?“
Die Dunkelheit machte es ihr leichter zu reden. „Ich habe es versucht, aber natürlich war ich es nicht. Ich habe immer geglaubt, wenn ich perfekt bin, dann würde mich jemand …“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken.
„Jemand würde was?“
„Jemand würde mich bei sich haben wollen, und ich müsste nicht mehr allein sein“, sagte sie leise. Eine Träne lief ihr über die Wange. Entsetzt über diese Gefühlsduselei blinzelte sie die Tränen weg und dankte den Sternen, dass Daniel sie nicht sehen konnte. Sie versuchte, einen Schritt zurückzuweichen, doch er hielt sie fest.
Wieder hob er die Hand an ihre Haare, und sie hielt den Atem an aus Angst, er könnte ihre feuchte Wange bemerken. Noch nie hatte sie sich jemandem so ausgeliefert gefühlt. Er strich über ihre Wange und hielt plötzlich inne.
Sie hörte und spürte, dass er nach Luft schnappte. Dann legte er die Finger an ihre Lippen und ihr Kinn und senkte den Kopf, bis sein Mund ihren streifte. Es war eine zärtliche Berührung, beruhigend und eindringlich.
Alles an diesem
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