COLLECTION BACCARA Band 0285
sie nicht mehr zu küssen, wenn es nicht wirklich notwendig war.
Der Ehevertrag war dick wie ein Buch. Da Lincoln seinem Anwalt vertraute, unterschrieb er den Vertrag, nachdem er ihn kurz überflogen hatte.
Anna wollte es ihm allerdings nicht so leicht machen. „Ich möchte ihn gern komplett durchlesen“, sagte sie.
Dafür brauchte sie eine volle Stunde.
Währenddessen warf sie Charles und ihm mehrmals skeptische Blicke zu und machte sich Notizen. Sie hatte sich heute einen Hosenanzug angezogen und ihre Haare zusammengebunden. Trotzdem fielen ihr ein paar Strähnen ins Gesicht.
Sie strich sie sich nervös hinter das Ohr.
Lincoln hätte das am liebsten für sie getan und ihr dabei sinnliche Worte ins Ohr geflüstert. Er hielt es nicht mehr im selben Raum mit ihr aus. Leise verließ er das Büro und lief ungeduldig im Flur auf und ab.
Als er zurück in Charles’ Büro kam, sah Anna ihn mit finsterer Miene an.
„Was ist los?“, wollte Lincoln von ihr wissen.
„Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass du mir keine Entschädigung zahlst. Was soll also diese Klausel?“
„Du hast eine Entschädigung verdient. Das habe ich doch schon gesagt.“
„Ich will dein Geld aber nicht und werde es auf keinen Fall annehmen“, beharrte sie.
„Man braucht viel Geld, um in einer Stadt wie New York auf eigenen Beinen zu stehen. Deshalb solltest du meine Entschädigung akzeptieren. Glaub mir, wenn alles vorbei ist, wirst du das Geld brauchen.“
„Behalt dein Geld, Lincoln!“
„Gut. Dann streich die Klausel durch, und ich setze meinen Namen darunter. So ist alles rechtmäßig. Und jetzt unterschreib endlich den Vertrag!“
Sie starrte ihn an. Nach einer gefühlten Unendlichkeit setzte sie ihren Namen auf die letzte Seite und stand auf. „Ich warte draußen auf dich.“ Sie verließ das Büro, ohne Charles und Lincoln eines weiteren Blickes zu würdigen.
Lincoln wartete, bis sie die Tür geschlossen hatte. Anschließend nahm er einen Umschlag aus der Tasche und legte ihn auf den Schreibtisch.
„Was ist das?“, fragte Charles.
„Ein Scheck für Anna.“
„Sie hat doch gesagt, …“
„Ich weiß, aber ich möchte nicht, dass sie all das für mich tut, ohne eine Entschädigung dafür zu erhalten. Heb ihn für mich auf und übergib ihn ihr, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“
Sein Anwalt nickte. „Du musst ja wissen, was du tust.“
„Ja.“ Aber Lincoln war sich dessen absolut nicht sicher.
Sie hielten kurz bei einem Juwelier und kauften schlichte Goldringe. Anschließend fuhren sie zum Standesamt, wo Lincoln seine Geburtsurkunde und Anna ihren Reisepass vorzeigte.
Als er seine Geldbörse aus der Tasche holte, hob Anna die Hände. „Ich zahle die Hälfte der Gebühr.“
Lincoln wollte nicht wieder mit ihr streiten und ließ sie deshalb gewähren.
Der Beamte stellte ihnen die Papiere aus und teilte ihnen mit, dass sie schon am nächsten Tag heiraten könnten.
Als sie zurück nach Hause kamen, begrüßte Jennifer sie strahlend in ihrem Bett. Sie spielten eine Weile mit ihr, und als Anna das Baby füttern wollte, schaltete Mrs. Hollowell sich ein. „Lassen Sie mich das machen. Morgen findet Ihre Hochzeit statt. Ruhen Sie sich mit Mr. Aldridge aus. Sie werden Ihre Kräfte für morgen brauchen. Ich kümmere mich schon um das Baby.“
Und als sie allein waren, spürte Anna tatsächlich, wie erschöpft sie war. „Das war wirklich ein langer Tag, Lincoln. Ich glaube, ich gehe jetzt in mein Zimmer.“
Lincoln musterte sie und fragte sich, ob sie verärgert darüber war, dass er sie zu dieser Zweckehe gedrängt hatte. „Hör mir zu, Anna. Ich verspreche dir, dass alles gut …“
Sie sah ihn wütend an. „Wie kannst du das wissen?“
Er wollte sie in die Arme nehmen und ihr zeigen, dass sie ihm nicht egal war …
Dabei war das Ganze für ihn genauso schwierig. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, sie zu heiraten, wenn es nicht wirklich notwendig gewesen wäre. Und eine Frau zu heiraten, die ihn nicht liebte, machte alles noch komplizierter.
„Du hast immerhin dieser Ehe zugestimmt“, sagte er nüchtern. „Deshalb erwarte ich auch, dass du dich an unsere Vereinbarung hältst.“
„Mach dir keine Sorgen, Lincoln. Ich werde mir die größte Mühe geben.“
„Das hoffe ich doch!“, rief er ihr hinterher, während sie die Treppe hinauflief.
Am nächsten Tag standen Anna und Lincoln am späten Nachmittag vor dem Standesbeamten. Es dauerte nur zwei Minuten, bis sie verheiratet
Weitere Kostenlose Bücher