COLLECTION BACCARA Band 0285
gewesen.
Von draußen war Vogelgezwitscher zu hören. Der Sturm war vorbei, und im Zimmer war es noch warm. Melanie hatte heute Nacht Holz im Kamin nachgelegt. Wie lange hatte sie ihn wohl beobachtet, während er schlief?
Dafür konnte er sich jetzt revanchieren. Allerdings war es für ihn fast eine Quälerei, sie anzusehen, aber nicht zu berühren. Unter der Decke schaute ein langes nacktes Bein hervor, sogar die rote Spitze ihres Slips war noch zu sehen.
Und ihr Gesicht sah noch genauso aus wie damals. Wie würde sie reagieren, wenn er sie auf die Schläfe küsste? Oder ihren leicht geöffneten, sinnlichen Mund?
Melanies Lider flatterten, und gleich darauf sah sie Luke aus grauen Augen an, zuerst verwirrt, dann vorsichtig.
Unwillkürlich streckte er die Hand aus und schob ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Guten Morgen.“
„Hi.“
Ihre vom Schlaf heisere Stimme sandte Hitzewellen durch seinen Körper, und die Art, wie sie sich genüsslich streckte und ihre langen Beine an seinen rieb, war auch keine Hilfe. Abrupt hielt sie inne, als ihr plötzlich klar wurde, was sie tat.
„Oh … ich muss wohl auch eingeschlafen sein.“
Der emotionale und körperliche Abstand, der sich plötzlich zwischen ihnen auftat, war unübersehbar. Sie rückte von ihm ab, aber Luke legte eine Hand an ihren Nacken. „Danke, dass du gestern Nacht für mich den Schutzengel gespielt hast.“
Bevor sie etwas erwidern konnte, senkte er den Kopf und küsste sie. Erotische Funken flogen durch die Luft, die Erinnerung an ihre früheren Küsse wurde fast unerträglich.
Nach einigen Sekunden der Erstarrung öffnete Melanie den Mund unter seinen Lippen. Ein leichtes Zittern überlief ihren Körper, und Luke reagierte prompt. Oh ja, die alte Magie zwischen ihnen war noch da. Diese beinahe unheimliche Anziehungskraft hatte ihn damals auf der Cocktailparty seines Vaters durch einen Raum voller Menschen hinweg verzaubert.
Er ließ ihre langen seidigen Haare durch seine Finger gleiten. Es wäre so einfach, sie jetzt an sich zu ziehen, dem Verlangen nachzugeben und ihren weichen Körper an sich zu pressen.
Dann jedoch spürte er ihre Hand auf seiner Brust, hörte ihr leises Murmeln an seinem Mund. Sie löste sich von ihm, und der Ausdruck ihrer Augen wechselte von Lust zu Skepsis.
Sanft strich er über ihre Wange. „Schon gut, Melanie. Es war doch nur ein Kuss.“
„Mit dir ist es nie ‚nur ein Kuss‘, Luke. Du bringst mich völlig durcheinander, und ich vergesse, was war.“
Da war sie nicht die Einzige. Luke wollte sie wieder an sich ziehen, aber Melanie drehte sich zur Seite und stand auf.
„Ich vergesse, was geschehen ist … wie es zu Ende ging“, sagte sie, sichtlich erschüttert.
„Und ist das so schlimm?“, fragte er, während er ihre Reaktion zu verstehen versuchte. War das eine Zurückweisung oder ein Kompliment?
„Ich bin inzwischen ein anderer Mensch geworden. Das sind wir beide.“
„Na und? Es kann trotzdem klappen. Eben hat es sehr gut funktioniert.“
Sie sah ihn an, das Begehren in ihrem Blick so offensichtlich, dass sein Herz wieder zu rasen begann. Gleich darauf aber war da wieder diese Vorsicht in ihren Augen. Ein Schatten schien sich zwischen sie zu legen. Melanie schlang sich die Arme um den Oberkörper und drehte sich zur Seite. „Das glaube ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich habe meine Arbeit und noch andere Verpflichtungen. Ich habe keine Zeit für … irgendetwas anderes.“
Eine Lüge, und nicht einmal eine besonders gute. Nachdenklich musterte Luke sie. Er wusste genau, dass sie eben noch die gleiche Leidenschaft gefühlt hatte wie er, aber ganz offensichtlich wollte sie ihre Beziehung nicht wieder aufleben lassen. Und du doch auch nicht. Du bist überzeugter Sin gle und auf der ganzen Welt zu Hause. Wozu die Vergangenheit aufwärmen?
Nun ja, er war Geologe. Ihn interessierte das, was unter der Oberfläche verborgen war. Ihre Arbeit war nicht der Grund, ihn zurückzuweisen. Da gab es noch etwas anderes. Und das würde er herausfinden.
Um Lukes fragenden Blicken zu entkommen, sah Melanie durch das Fenster nach draußen. Erste Sonnenstrahlen zauberten Lichtreflexe auf die nassen Blätter, Vogelstimmen waren zu hören.
Sie durfte nicht wieder etwas mit Luke anfangen, und er würde es auch nicht wollen, wenn er erst die ganze Wahrheit kannte. Außerdem gab es für sie beide ohnehin keine Perspektive. Luke war nur ein Mann für oberflächliche Affären, nicht mehr.
Sie konnte
Weitere Kostenlose Bücher