COLLECTION BACCARA Band 0285
hatte.
„Also, erzähl.“ Carissa leckte sich die Schokoladenglasur von den Fingern und sah Melanie auffordernd an.
Ihr war klar, dass ihre Schwester keine Ruhe geben würde, bis sie die ganze Geschichte kannte. Diese Hartnäckigkeit hatte sie schließlich von Melanie selbst gelernt.
Sie schob sich einen Bissen Kuchen in den Mund, um Zeit zu gewinnen. „Mein Leben ist jetzt ganz anders als früher“, sagte sie schließlich. „Ich habe meine Arbeit, sie ist anstrengend, aber ich liebe sie. Für eine Beziehung habe ich gar keine Zeit.“ Denn eine Beziehung mit Luke wäre auf jeden Fall anstrengend. „Außerdem geht er vielleicht wieder ins Ausland, um dort zu arbeiten. Was für einen Sinn hätte es also?“
„Oder vielleicht tut er das auch nicht. Egal, wie lange er bleibt, ihr habt eine gemeinsame Vergangenheit, Melanie.
Und diese Vergangenheit ist noch nicht abgeschlossen. Du musst damit ins Reine kommen, und zwar, bevor du dich wieder in eine Affäre mit ihm stürzt“, sagte Carissa eindringlich.
Oder auch nur einen Kuss. Dieser eine Kuss hatte sie schon so durcheinandergebracht und all ihre guten Vorsätze fast weggewischt. „Findest du, ein einfacher Kuss kann so viel Schaden anrichten?“
„Nein.“ Carissa ließ sie nicht aus den Augen. „Aber ich wette, es war kein einfacher Kuss.“ Manchmal konnte es sehr lästig sein, eine Schwester zu haben, die einen so gut kannte.
„Ja, schon okay. Ich werde vorsichtig sein und mich zurückhalten“, versicherte Melanie ihr. „Aber es ist nicht ganz leicht, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn er Adams Freund ist.“
Allerdings hatte sie es in den vergangenen Jahren auch geschafft, allen anderen Männern, mit denen sie möglicherweise eine Beziehung hätte beginnen können, aus dem Weg zu gehen. Das war ein Gedanke, den sie sich selbst nur zögernd eingestand.
Carissa sah sie noch immer ernst an. „Aber denk dran, dass es noch etwas Wichtiges gibt, was du ihm sagen musst. Und zwar, bevor er es selbst herausfindet.“
„He, hast du heute Abend schon etwas vor?“ Adams Stimme am anderen Ende der Leitung war eine willkommene Ablenkung.
„Hallo, Adam.“ Luke schob den Schreibtischstuhl zurück und rieb sich die Augen. Vor lauter Zahlen und Abrechnungen war ihm schon ganz schwindlig. „Nein. Hast du einen Vorschlag?“
„Unsere Pokerrunde steigt heute Abend, und einer der Jungs ist krank. Wir brauchen Ersatz. Acht Uhr. Hast du Interesse?“
„Klar.“ Luke schwieg, während ihm eine mögliche Komplikation durch den Kopf ging. Melanie. „Hm, bei dir?“
„Ja. Ist das ein Problem?“
„Nein.“ Ein Problem war die Vorfreude, die ihn überkam. Er hatte sich die letzten Tage bewusst in die Arbeit gestürzt, um so wenig wie möglich an Melanie zu denken. An ihre Hände auf seinen Schläfen. An ihren Körper. An den Kuss.
Aber davon würde er sich nicht beeinflussen lassen. „Ich bin dabei.“
Melanie hatte eine relativ ruhige Woche hinter sich. Sie hatte jede Menge Kalorien zu sich genommen und sich dabei die Frage gestellt: „Was zum Teufel soll ich jetzt tun?“ Oder, schlimmer noch: „Was zum Teufel wird er jetzt tun?“
Als sie an diesem Abend die Haustür aufschloss, hörte sie Männerstimmen aus dem Wohnzimmer. Richtig, Adams monatliche Pokerrunde. Und zum Ausgleich dafür, dass er in der vergangenen Woche ihre Haushaltspflichten übernommen hatte, hatte sie ihm versprochen, zum Nachtisch Eis mit ihrer berühmten heißen Schokoladensauce zu machen.
Also kein gemütlicher Feierabend mit einem Buch im Bett.
Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer und setzte ein freundliches Lächeln auf. „Hi.“
Vier Gesichter wandten sich ihr zu. „Hallo, Melanie“, ertönte es im Chor.
Eine der Stimmen klang deutlich heraus, der Blick eines Augenpaares verweilte länger auf ihr als nötig.
Ihr Herz begann zu rasen. Gewöhn dich dran. Du wirst ihn noch öfter sehen.
„Adam“, sagte sie, „wegen des Desserts …“
„Vergisses, Melanie. Wenn du vorhast, dein Versprechen zu brechen, dann denk bitte daran, wie schön das Badezimmer geglänzt hat, nachdem ich es an deiner Stelle geputzt habe.“
„Schon gut, schon gut.“ Sie warf ihren Mantel auf das Sofa und ging in die Küche.
Fünf Minuten später hatte sie alle Zutaten bereitgestellt, konnte sich aber nicht recht auf das Rezept konzentrieren. „Kakao und heißes Wasser …“, murmelte sie. „Dann Butter und …“
Hinter ihr öffnete sich die Tür, und sie wusste, dass es Luke war,
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