COLLECTION BACCARA Band 0287
ewig böse. „Ich bin nicht lange weg.“ Er küsste sie auf die Stirn und verschwand aus dem Bad, bevor er es sich anders überlegte.
Drei Stunden später befanden sie sich auf dem Heimweg. Gedankenverloren tätschelte Elena Babes kleinen Kopf. Nur ungern verließ sie die zauberhafte Winterlandschaft am Lake Geneva. Sie erinnerte sie an ihre Heimat in Süd-Illinois mit den vielen Seen und Wäldern.
Der Gedanke an Illinois erinnerte sie daran, dass sie ihre Pflegemutter Marie schon seit mehreren Monaten nicht gesehen hatte. Elena vermisste die Frau, die zu ihr wie eine Mutter gewesen war. Sie hatte Marie Waters so viel zu verdanken.
Elena lächelte bei dem Gedanken an die Frau, die die verblüffende Fähigkeit besaß, den Charakter eines Menschen innerhalb weniger Minuten einschätzen zu können. Sie hatte einen Blick auf Elena geworfen, als diese mit vierzehn Jahren zu ihr kam, und hinter dem Teenager mit der großen Klappe sofort den unsicheren, verletzten Menschen gesehen.
Was Marie wohl von Brad halten würde? Mit ihrer Einschätzung von Michael Delgado hatte sie absolut richtiggelegen.
„Warum lachst du?“
Elena war gar nicht bewusst gewesen, dass sie laut gelacht hatte, als sie an Maries Beschreibung ihres Exmannes dachte. Verlegen zuckte sie mit den Schultern. „Ich habe gerade an Marie gedacht.“
„Das ist deine Pflegemutter, stimmt’s?“
Elena nickte. „Sie ist eine tolle Frau, aber leider sehe ich sie viel zu selten.“
„Lebt sie weit weg?“ Brad fädelte sich in den Verkehr auf dem Highway ein, stellte den Tempomat ein und suchte dann einen Sender mit klassischer Musik im Radio.
„Etwa dreihundertfünfundzwanzig Meilen südlich von Chicago. In Johnston City.“
„Wie oft siehst du sie?“ Brad schien ehrlich interessiert.
„Ich versuche, zwei- bis dreimal im Jahr zu ihr zu fahren.“ Elena nahm Babe von ihrem Schoß und setzte sie auf den Boden zwischen ihre Füße. „Meistens verbringe ich meinen Urlaub dort.“ Sie lehnte sich zurück und gähnte. „Ich habe überlegt, nach Hause zu fahren, sobald das Wetter etwas besser ist.“
Brad ergriff ihre Hand. „Du klingst müde.“
Elena lächelte. „Das liegt daran, dass mir Schlaf fehlt. Irgendjemand hat mich mitten in der Nacht geweckt.“
„Was für eine Unverschämtheit.“ Brads Stimme klang so verführerisch, dass Elena Schmetterlinge im Bauch hatte.
Er führte ihre Hand an seine Lippen. „Wir haben noch eine Stunde Fahrt vor uns. Versuch doch, etwas zu schlafen.“
„Ja, ich werde ein Nickerchen machen.“ Sie entzog ihm ihre Hand. Wie sollte sie schlafen, wenn er ihre Handfläche zärtlich küsste und sie so daran erinnerte, wie sich sein aufregender Mund an anderen Körperteilen angefühlt hatte?
Es ist besser, ich denke nicht an die letzte Nacht, dachte sie und schloss die Augen, obwohl sie sicher war, dass sie wegen des Mannes neben sich keine Ruhe finden würde. Doch die sanften Klänge des Harfensolos im Radio lullten sie ein, und sie spürte, wie sie langsam in den Schlaf glitt. Ihre letzten Gedanken galten Brad und dem unvergesslichen Valentinstag.
Es war Montagmorgen, und Brad stand mit seinem Wagen in der Parkgarage des Connelly Towers. Seine Besorgnis wuchs von Sekunde zu Sekunde. Elena hätte vor zwanzig Minuten hier sein müssen. Er hatte versucht, sie anzurufen. In ihrer Wohnung und auf dem Handy. Doch bei ihrem Festanschluss hatte sich der Anrufbeantworter eingeschaltet und bei ihrem Handy die Mailbox. Er hatte weder auf dem einen noch auf dem anderen eine Nachricht hinterlassen.
Wo konnte sie sein? Und was noch wichtiger war, ging es ihr gut?
Als sie am Freitagnachmittag vom Lake Geneva nach Hause kamen, hatte sie auf ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht der Werkstatt gehabt. Der Wagen war fertig und konnte abgeholt werden. Brad hatte sie hingefahren. Obwohl er nicht erklären konnte, warum, gefiel ihm der Gedanke nicht, dass sie allein durch die Stadt fuhr. Schon bei dem Gedanken, dass ihr Job sie in die schlimmsten Gegenden von Chicago führte, lief es ihm kalt über den Rücken.
Er hatte versucht, sie davon zu überzeugen, dass es wirtschaftlich sinnvoller war, eine Fahrgemeinschaft zu gründen. Doch sie hatte gelacht und darauf hingewiesen, dass er zehn Minuten in die entgegengesetzte Richtung fahren musste, um sie abzuholen. Danach war ihm keine Erklärung mehr eingefallen, warum es klüger wäre, ihn fahren zu lassen. Den eigentlichen Grund wollte er nicht nennen – seine Sorge um ihre
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