COLLECTION BACCARA Band 0287
fragte Last.
Minnie und Kenny winkten von der Windmühle aus zu ihnen herüber. „Mr. Calhoun sagt, dass er seine Kinder und Olivia damit leichter aufstöbern kann“, erklärte Amelia. „Olivia will uns heute das Reiten beibringen.“
„Reiten?“ Last wurde hellhörig. „Vielleicht sollten wir eure Tante doch besser anrufen. Hat sie auch eines von diesen Walkie-Talkies?“
„Nein. Kenny hat das hier für Curtis und mich ausgeliehen.“
„Ausgeliehen bedeutet in diesem Fall vermutlich, dass Calhoun von nichts weiß, oder?“
Amelia schüttelte den Kopf.
„Lasst mich raten. Ihr vier wart letzte Nacht auf und habt euch gegenseitig angefunkt!“
Amelia lächelte verschmitzt. „Nur ganz kurz. Curtis schläft immer ziemlich schnell ein.“
Dann lief sie zu Minnie und überließ Last sich selbst. Er musste lachen, obwohl er fürchtete, Ärger mit Esme zu bekommen. Seufzend kehrte er um und ging zu ihrem Haus zurück. Diesmal klingelte er.
Sie öffnete die Tür mit geröteten Augen. „Hallo!“
„Deine Kinder haben mit Minnie und Kenny irgendwelche Abmachungen per Walkie-Talkie getroffen. Sie haben etwas von Reiten erwähnt.“
Esme lächelte. „Ja, sie sind heute mit Olivia verabredet, aber danke, dass du Bescheid gesagt hast.“
Last betrachtete Esme forschend. „Die Kinder haben behauptet, dass du einen Anfall von Lampenfieber hattest.“
Sie streckte das Kinn vor. „Der ist schon vorbei.“
Offenbar wollte sie nicht darüber reden. „Okay. Dann gehe ich jetzt wieder.“ Er bewunderte ihre Selbstbeherrschung, dass sie nicht einfach drauflosjammerte, so wie manche Frauen.
„Ich werde einmal auf einen Sprung beim Haupthaus vorbeischauen und nachsehen, was Helga Leckeres zubereitet.“
„Olivia bringt übrigens auch Annette gerade das Reiten bei!“, rief Esme ihm hinterher. „Valentine hat ihr neulich die ersten kleinen Cowboystiefel gekauft. In Rosa.“
Last blieb wie angewurzelt stehen. Dann rannte er los. Als er bei Olivia ankam, sah er, wie sie Annette auf einem Pony herumführte und sie dabei gut festhielt.
Valentine sah lächelnd zu. Lasts Herzschlag verlangsamte sich allmählich wieder. So gefährlich wie befürchtet sah es gar nicht aus. Er setzte sich und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Am Geländer warteten die vier älteren Kinder geduldig darauf, dass sie an die Reihe kamen.
Last seufzte. Alles könnte so schön sein, wenn nur Esme sich nicht so stur stellen würde. Er glaubte nicht einen Moment lang, dass sie unter Lampenfieber litt. Sie hatte Beziehungsängste. Und dafür hatte er vollstes Verständnis.
„Hier, ein Fotoapparat“, hörte Last Esme kurze Zeit später zu seiner Überraschung sagen. „Für den Fall, dass du von den ersten Stiefeln und der ersten Reitstunde deiner Tochter ein Foto machen willst.“
Last sah Esme dankbar an, und sie spürte, wie sie innerlich dahinschmolz. Warum war er nur so rührend besorgt um seine Tochter, so liebevoll, so intelligent – und so vollkommen unpassend für sie?
Last griff mit leicht zitternden Händen nach der Kamera. „Ich werde Annettes Teenagerzeit vermutlich nicht überleben. Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt. Auf das hier war ich nicht vorbereitet.“
Esme nickte. „Die Elternrolle ist die größte Herausforderung, die ich jemals bewältigen musste.“
Last machte ein Foto und gab Esme die Kamera zurück. „Trotzdem lässt du deine Kinder im Zirkus auftreten?“
Esme steckte die Kamera ein. „Last, den Kindern kann bei meiner Nummer gar nichts passieren. Außerdem bin ich die ganze Zeit dabei.“
„Schon, aber hast du nicht gesagt, dass deine Eltern dich aufs College geschickt haben, damit du den Zirkus aufgibst?“
Sie nickte.
„Stattdessen bringst du den Zirkus sogar hierher, was bedeutet, dass Amelia und Curtis nach wie vor auftreten werden. Nicht dass das verkehrt wäre“, sagte Last langsam, „aber es gibt mir zu denken, wenn ich mir schon Sorgen wegen der ersten Reitstunde meiner Tochter mache und es dir egal ist, dass deine Kinder im Zirkuszelt herumfliegen. Irgendwie passt das nicht zusammen.“
Esme schüttelte den Kopf. „Die Kinder machen gern beim Zirkus mit, Last.“
Sein Blick war unergründlich. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei.“
Esme stützte die Hände in die Hüften. „Offenbar haben wir unterschiedliche Ansichten über Kindererziehung.“
„Wenn du mit mir zusammen sein willst, sollten wir uns einig werden“, sagte Last. „Damit gar nicht erst
Weitere Kostenlose Bücher