COLLECTION BACCARA Band 0287
an. Bevor Connor etwas erwidern konnte, fuhr der Ältere fort: „Es kostet dich eine, höchstens zwei Wochen. Anschließend kannst du den Rest deiner dreimonatigen Auszeit in Ruhe genießen. Und wer weiß, was passiert? Womöglich beschließt du sogar, für länger zu bleiben. Wie auch immer: Ich weiß, du wirst dein Bestes geben, um mir zu helfen. Allein schon im Andenken an Mick.“
Damit zückte Sir Frank seine Trumpfkarte, Connors Vater. Emotionale Erpressung – Connor blieb also nichts anderes übrig, als sich geschlagen zu geben. Er schloss die Augen und anwortete ergeben: „Schon gut, ich mache es. Los, erzählen Sie. Worum geht’s?“
„So gefällst du mir.“ Zufrieden lehnte Sir Frank sich in den weichen Ledersitz zurück, und auf seinem faltigen Gesicht zeigte sich seine Erleichterung. „Das Ganze bleibt strikt unter uns, aber das muss ich dir ja nicht extra sagen. Elliot ist für einen hohen Posten in einem Ministerium vorgesehen. Alles streng geheim. Einen Skandal kann er sich jetzt wirklich nicht leisten. Seine Frau Marla hält sich zurzeit in Amerika auf. Wenn sie bei ihrer Rückkehr erfährt, dass er in fremden Revieren gewildert hat …“ Er blickte düster drein. „Diese kleine Puppe, mit der er sich da eingelassen hat, ist ein Maulwurf – das sagt mir mein Instinkt. Das Timing scheint mir einfach zu auffällig. Aber selbst wenn ich mich täusche … Hier geht es um meine Familie, und da darf ich kein Risiko eingehen.“
Erneut rückte er näher und fuhr mit verschwörerischem Ton fort: „Du wirst ganz auf dich allein gestellt sein. Das ist eine Sache ausschließlich zwischen dir und mir. Also kein Zugang zum Computer des Geheimdienstes.“
Irritiert schüttelte Connor den Kopf. „Warum reden Sie nicht direkt mit Elliot?“
Der alte Herr schnaubte unwillig. „Keine Chance. Der Bursche bildet sich tatsächlich ein, dass kein Mensch etwas davon weiß.“
Daher wehte also der Wind! Sir Frank wollte seinen Sohn nicht wissen lassen, dass er ihn beobachtete. Verständlich.
„Connor, um Himmels willen! Elliot ist mein eigen Fleisch und Blut. Und dann ist da auch mein Enkel …“ Tränen schimmerten in den Augen des alten Mannes. „Er ist doch erst vier Jahre alt.“
Damit traf Sir Frank ihn an seiner empfindlichsten Stelle: Kinder und ältere Menschen. „Okay, gibt es Informationen über diese Frau?“
Sir Frank brachte seine Tränen beachtlich schnell unter Kontrolle und zog rasch eine Akte aus einem Fach in der Tür. Plötzlich klang er wieder ganz geschäftsmäßig, als er antwortete: „Ihr Name lautet Sophie Woodford … nein … Wood ruff . Arbeitet im Ärztehaus Alexandra in der Macquarie Street. Die kennst du doch, oder?“
Natürlich kannte er diese Nobelmeile von Sydney, an der sich sowohl die Oper als auch der Botanische Garten befanden. Lange Zeit hatte der Boulevard als das Herrschaftsgebiet von hoch bezahlten Ärzten gegolten.
„Ich habe im Alexandra ein Büro für dich angemietet. Die Anwaltskanzlei ist die perfekte Tarnung.“ Listig fügte der alte Fuchs hinzu: „Solltest du dich dort auf Dauer niederlassen wollen, dürfte das kein Problem sein.“
Das Anwaltsviertel lag direkt um die Ecke. So fiel es vermutlich nicht weiter auf, dass er seine Kanzlei mitten unter den Ärzten eröffnete. „Was genau erwarten Sie von mir?“
„Finde so viel wie möglich über sie heraus. Über ihren Hintergrund, ihre Beziehungen, einfach alles. Ich bin sicher, dass sie im Auftrag einer feindlichen Regierung arbeitet. Bettgeflüster.“ Er schüttelte angewidert den Kopf. „Dabei sollte man meinen, Elliot besitzt genug Grips, um … Nun gut. Falls sich herausstellt, dass sie nur aufs Geld aus ist und deshalb nach einem naiven Goldesel gesucht hat, dann zahl sie einfach aus, ja?“
In diesem Moment bog die Limousine in eine Prachtstraße mit hohen Bäumen zu beiden Seiten und majestätischen Bauten aus der Kolonialzeit ein. Der Macquarie Square. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
Rasch noch einen Hauch Lidschatten. Violett. Passend zur Farbe ihrer Iris – und zu ihrem Namen. Zumindest zu dem Vornamen, der in ihrem Pass stand. Violet … wie furchtbar kitschig. Der Name, den ihr Vater Henry – ihr richtiger Vater, nicht ihr biologischer – ausgesucht hatte, lautete dagegen Sophie.
Der Gedanke erfüllte sie mit Unbehagen. Mein biologischer Vater. Wie kalt und klinisch das klang. Und kalt wirkte auch der Mann auf sie, dem sie ihre Existenz zu verdanken hatte: Elliot Fraser. Er
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