COLLECTION BACCARA Band 0287
afrikanischem Himmel.
Und so fand die Geschichte des hilfsbereiten Sturkopfs und der unsteten Magierin ein zauberhaftes Happy End.
– ENDE –
Anna Cleary
Wild und hemmungslos
1. KAPITEL
Connor O’Briens Maschine landete im Morgengrauen in Sydney. In dieser unwirklichen Stunde zwischen Nacht und Tag erschien ihm die Stadt wie eine sichere Festung, die Geborgenheit vor den Gefahren des Lebens versprach. Doch eine Heimkehr war es für Connor nicht. Nachdem er fünf Jahre für den Geheimdienst in abgelegenen Gegenden der Welt tätig gewesen war, freute er sich jedoch wenigstens auf die Annehmlichkeiten einer westlichen Großstadt.
Die Passkontrolle brachte er im Schnellverfahren hinter sich – dank seines Diplomatenstatus und der bis zur Perfektion verfeinerten Kunst, in der Menge unterzugehen.
Mit dem Laptop unterm Arm durchquerte er zielstrebig den Terminal und zog dabei seinen Koffer hinter sich her. Aus purer Gewohnheit musterte er unauffällig die Reihen von wartenden Angehörigen: freudestrahlende Ehepartner, aufgeregt herumhüpfende Kinder. Ihn selbst begrüßte niemand, natürlich. Da mittlerweile auch sein Vater gestorben war, hatte Connor weder Familie noch Freunde in Sydney. Seine kostbare Anonymität war weiterhin gewahrt. Keinen Menschen scherte es, ob er lebte oder tot war. Genauso sollte es auch sein.
Die automatischen Glastüren öffneten sich lautlos, und Connor trat in den jungen australischen Sommertag hinaus. Inzwischen hatte sich der Himmel verwaschen grau gefärbt, und das Licht der Straßenlaternen verblasste zusehends. Selbst zu dieser frühen Stunde war es schon beachtlich warm. Ein schwacher Duft von Eukalyptus wehte ihm entgegen. Der Duft der Freiheit, dachte er in einem Anflug ungewohnter Rührseligkeit.
Gerade als er nach einem Taxi Ausschau halten wollte, stieg ein uniformierter Chauffeur aus einer parkenden Limousine. „Mr. O’Brien?“ Respektvoll tippte der Mann sich an die Mütze. „Ihr Wagen, Sir.“
Alarmiert blieb Connor stehen, und mit einem Mal waren alle Sinne geschärft.
Mürrisch klang es durch das geöffnete Fenster aus dem Fond: „Na los, O’Brien. Überlass Parkins deinen Koffer und steig ein.“
Die Stimme war Connor vertraut. Ungläubig spähte er ins dämmrige Innere des Wagens. Ein hagerer älterer Mann blickte ihn an.
Sir Frank Fraser. Eine Legende unter den Agenten und der ehemalige Golfkumpel seines Vaters. Aber hatte der frühere Geheimdienstchef seinen Posten nicht längst an den Nagel gehängt, um seinen wohlverdienten Ruhestand zu genießen?
„Worauf wartest du?“ Der Mann war es gewohnt, Befehle zu erteilen. Außerdem schwang nun in seiner Stimme ein ungeduldiger Unterton mit.
Die Neugier war stärker als Connors Verdruss über das abrupte Ende dieses kurzen Moments der Freiheit. Also überreichte er dem diensteifrigen Parkins sein Gepäck und stieg ein.
Sir Frank nahm Connors Finger in seine faltige, mit Altersflecken übersäte Hand und drückte sie.
„Freut mich, dich zu sehen, O’Brien.“ Der alte Herr maß Connors athletische Gestalt mit einem anerkennenden Blick. „Himmel, das lebendige Abbild deines alten Herrn.“
Das ließ sich nicht leugnen. Genau wie sein Vater wies Connor alle Merkmale der spanischen Vorfahren in seiner Familie auf: rabenschwarzes Haar, dunkle Augen, olivfarbener Teint. Allerdings war die Ähnlichkeit nur rein äußerlich. Im Gegensatz zu Connor war sein Vater nämlich ein ausgesprochener Familienmensch gewesen.
„In welcher Mission bist du noch mal für die Botschaft unterwegs gewesen? Humanitäre Angelegenheiten?“
„Das trifft es in etwa“, erwiderte Connor, als die Limousine sich in Richtung Stadt in Bewegung setzte. Mit einem kleinen Lächeln fügte er hinzu: „Humanitärer Berater des ersten Staatssekretärs in der Einwanderungsbehörde.“
Sir Frank kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Allmählich begreife ich, warum sie dort immer mehr Anwälte brauchen. Offenbar gibt es eine Menge Arbeit zu bewältigen.“
Connor antwortete nichts darauf: Den Horror, den er während seiner Zeit in Bagdad erlebt hatte, konnte er nicht in Worte fassen. Also zuckte er nur scheinbar zustimmend die Achseln und wartete darauf, dass Sir Frank endlich auf den Punkt kam.
Der alte Herr betrachtete Connor durchdringend. „Solltest du nicht lieber zuerst deine eigene Tragödie verarbeiten, statt dir auch noch diese andere Arbeit aufzuhalsen? Außerdem liebst du doch deinen eigentlichen Job, oder? Dein Vater hat
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