COLLECTION BACCARA Band 0287
des Feindes sollte sie wohl besser keinen Seelenstriptease hinlegen!
„Aha.“ Er krempelte die Ärmel bis zum Ellbogen hoch, stützte sich lässig auf den Tresen und schaute Sophie direkt an. „Was genau habe ich denn getan – beziehungsweise nicht getan? Spielst du darauf an, dass ich nicht mit dir geschlafen habe?“
Sie wandte sich rasch ab. „Nein“, antwortete sie leise. „Das meine ich nicht.“
„Sophie.“ Mit den Fingerspitzen strich Connor sanft über ihren Hals. Seine Stimme war weich wie Samt. „Dein kleiner, wild pochender Puls verrät mir, dass du nicht die Wahrheit sagst.“
Dass sich dieser ansonsten eher toughe Mann so zärtlich zeigte, war einfach unwiderstehlich. Sofort erlag Sophie seinem Zauber, aber die verletzende Szene am Strand nagte noch an ihrem Selbstbewusstsein. Bildete Connor sich etwa ein, sie könnten einfach weitermachen, als sei nichts passiert?
Schweigend ließ sie sich vom Hocker gleiten und flüchtete sich ins dämmrige Wohnzimmer. Ebenso wortlos folgte Connor ihr. Als er das Licht anschalten wollte, wandte sie ein: „Bitte nicht. Gleich geht das Gewitter los. Lass es uns genießen und zusehen, ja?“
Das war nicht der einzige Grund, warum sie lieber im Dunkeln sitzen wollte. Die flüchtige Liebkosung in der Küche hatte ihre Sinne derart aufgewühlt, dass sie sich Connors eindringlichem Blick jetzt nicht stellen wollte. Seine zurückweisenden Worte von neulich hatten sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Dennoch sprach alles, was er gerade austrahlte, eine ganz andere Sprache: nämlich, dass auch er sie begehrte. Die Situation erinnerte sie an ihren Balanceakt auf dem Fenstersims. Ein falscher Schritt, und die Katastrophe wäre perfekt.
Inzwischen peitschte der Sturm die See auf. Die Jachten tanzten auf den wilden Wogen hin und her.
Connor stellte sich neben Sophie und blickte nachdenklich auf das tosende Meer hinaus. Wie hatte er sich nur einbilden können, Sophie hätte ihm seine Abfuhr schon verziehen? Bekanntermaßen tickten Frauen da anders als Männer: Diese Erfahrung hatte er schon während seiner Ehe gemacht. Er erinnerte sich daran, wie oft sie sich beim Sex versöhnt hatten. Sex, der große Tröster …
Aber bei Sophie kam das natürlich nicht infrage, da sie ja genau genommen gar keine Beziehung hatten.
„Hör mal, Sophie …“
Der raue Unterton in seiner Stimme verunsicherte sie, und sie platzte nervös heraus: „Dieses Haus ist einfach umwerfend. So etwas kann sich wahrscheinlich nur ein Milliardär leisten.“ Zögernd fügte sie hinzu: „Hast du dich finanziell vielleicht übernommen? Ich meine, kannst du dir keine Möbel leisten?“
Er drehte sich ihr mit seinem gewohnt spöttischen Ausdruck im Gesicht zu. „Nein, so ist es nicht. Dieses Haus gehörte meinem Vater bis zu seinem Tod. Seine Möbel habe ich größtenteils verkauft.“
„Etwa der O’Brien – der Stifter des neuen Klinikanbaus?“
„Ja, der O’Brien, das stimmt. Ihm hat immer viel daran gelegen, sich wohltätig zu zeigen.“
„Ich verstehe. Und planst du, irgendwann Möbel zu kaufen?“
„Keine Ahnung, vermutlich.“
„Willst du es dir denn nicht ein bisschen gemütlich machen?“
„Findest du es hier ungemütlich?“
„Ich dachte nur, falls mal Freunde zu Besuch kommen …“ Sie hielt achselzuckend inne.
„Du bist die Erste. Und bevor du weiterfragst: Enge Verwandtschaft habe ich in Sydney keine. Nur ein paar entfernte Cousins, die ich kaum kenne. Und Tanten, mit denen ich über drei Ecken verwandt bin. Kein Mensch weiß, dass ich hier bin.“ Herausfordernd fügte er hinzu: „Wir haben das alles also ganz allein für uns.“
„Stimmt.“ Ihr Herz klopfte mittlerweile, als würde es gleich zerspringen. „Was dagegen, wenn ich mich ein wenig umschaue?“
„Fühl dich wie zu Hause.“
Connor begleitete sie durch das große, stille Haus. Die meisten Zimmer waren genauso leer wie das Wohnzimmer und boten eine ebenso fantastische Aussicht. Es gab mehrere im Landhaus-Stil eingerichtete Bäder. In einem Raum standen ein Schreibtisch mit modernstem Büro-Equipment und ein behaglich aussehender Ledersessel neben einer Leselampe. Zahlreiche CDs stapelten sich in einem Regal.
Dann war da noch sein Schlafzimmer. Ein großes Bett, zwei Tischchen zu beiden Seiten, dazu passende Schränke. Die Einrichtung wirkte so unspektakulär, als sei sie aus dem Versandkatalog. Erschöpft, wie sie war, hätte Sophie sich am liebsten in die weichen Kissen fallen lassen und
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