Collection Baccara Band 0290
Frühstück zweideutige Blicke zuwerfen?
„Du hast Besuch.“
Seine Worte waren eine willkommene Ablenkung von diesen allzu dummen Gedanken. „Besuch? Von wem?“ Sie hatte keine Idee, wer es sein könnte. Ihre Eltern verbrachten ihren Ruhestand in einer Seniorenwohnanlage in Virginia, und ihre Schwester Rachel lebte in Atlanta. Wie hätte ihre Familie überhaupt wissen sollen, dass sie aus Afrika zurück …?
Dieser verfluchte Zeitungsartikel! Natürlich.
„Willst du sie denn nicht sehen?“
Seths Stimme, die etwas ungeduldig klang, unterbrach ihre Überlegungen.
„Selbstverständlich will ich sie sehen“, sagte Becca ebenso ungeduldig. „Wann sind sie denn angekommen?“
„Gestern.“
Gestern ? Becca runzelte die Stirn. „Und warum waren sie nicht schon gestern bei mir?“
„Weil du gestern noch keinen Besuch haben durftest.“ Er hob abwehrend die Hände. „Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Anweisung von Dr. Inge.“
Becca seufzte. „Der Chefarzt der Abteilung für Lungenheilkunde.“
„Ich sehe, du erinnerst dich noch an das Personal.“ Er lächelte, und obwohl sich seine Mundwinkel nur leicht hoben, traf sein Lächeln sie mitten ins Herz. Und anscheinend auch in die Lunge, denn plötzlich begann Becca zu husten.
Sofort war er bei ihr und hielt das Stethoskop an ihre Brust. Ohne zu fragen, zog er sie danach an sich und presste das kalte Instrument auf ihren nackten Rücken.
„Atme tief ein.“
„Ich habe mich nur verschluckt“, schwindelte sie.
„Nicht reden, nur tief ein- und ausatmen.“
Sie wusste, dass er keine Ruhe geben würde, und tat, was er verlangte.
„Und?“, fragte sie, als sie sich wieder in die Kissen lehnen durfte. „Die Lunge ist frei, oder?“
„Ja, zum Glück“, sagte er. „Ansonsten hätte ich deinen Besuchern einfach gesagt, dass sie ein anderes Mal wiederkommen müssen, da kannst du sicher sein.“
Gespielt ungeduldig seufzte sie auf. „Aber da alles in Ordnung ist, darf ich meine Familie jetzt sehen? Bitte …“, ergänzte sie zähneknirschend.
„Ja, sicher.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er umgehend den Raum.
Hätte sie etwas Schweres zur Hand gehabt, Becca hätte nicht gezögert, es ihm an den Kopf zu werfen.
Kurz darauf öffnete Seth wieder die Tür und ließ Beccas Eltern und ihre Schwester eintreten. „Bleiben Sie bitte nicht allzu lange“, sagte er, bevor er sie allein ließ.
Ehe sie ihm noch etwas hinterherrufen konnte, war Becca schon vollauf damit beschäftigt, ihre Familie zu umarmen. Tränen traten ihr in die Augen, als sie ihre Eltern und Rachel begrüßte. Ihre Mutter und Schwester wollten sie gar nicht mehr loslassen, ihr Vater stand neben dem Bett und hielt stumm ihre Hand, als wollte er sagen: „Ich bin für dich da.“
Alle lachten, weinten und redeten zugleich.
„Woher wusstet ihr …?“, fragte Becca schließlich.
„Dr. Andrews hat uns angerufen, und gleich darauf haben wir auch den Artikel gelesen“, berichtete ihre Mutter.
„Ich habe es im Fernsehen in den Nachrichten gesehen, und dann klingelte auch schon das Telefon, und Mom war dran“, sagte Rachel.
„Es lief im Fernsehen?“, fragte Becca entsetzt.
„O ja.“ Grinsend nickte Rachel. „Zur besten Sendezeit.“ Sie lachte auf. „Du bist eine echte Heldin, Schwesterchen.“
„Das bin ich nicht“, protestierte Becca. Ihre Stimme wurde lauter. „Ich habe nur meine Arbeit gemacht. Wenn ich eine Heldin bin, ist es jede andere Krankenschwester auch.“
„Beruhig dich, mein Mädchen“, fiel ihr Vater ihr ins Wort. „Du willst doch nicht, dass wir gleich wieder aus deinem Zimmer geschmissen werden.“
Überrumpelt von seinen Worten, blickte Becca zwischen Rachel und ihren Eltern hin und her. „Was meinst du damit? Wer sollte euch denn rausschmeißen?“
„Dein Arzt war besorgt, dass wir dich auch nicht zu sehr aufregen“, erklärte ihr Vater etwas ungehalten. „Als ob wir das tun würden!“ Besorgt schaute er sie an. „Dir geht es doch gut, oder?“
„Ja, natürlich, es ist alles in Ordnung“, beruhigte sie ihn schnell. „Ich bin noch ein wenig erschöpft, aber meine Lungen sind frei, und es geht mir gut.“
„Du siehst mehr als nur ein wenig erschöpft aus, Rebecca“, verkündete ihre Mutter streng.
Becca musste ihr wohl oder übel zustimmen. „Ja, ich weiß. Ich habe mich heute Morgen im Spiegel gesehen, ich sehe furchtbar aus.“ Sie grinste. „So werde ich nie einen Mann finden.“ Bei ihrem eigenen Anblick im Spiegel
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