Collection Baccara Band 0290
hatte Becca sich erneut gefragt, was Seth dazu gebracht hatte, sie zu küssen. Ihr Aussehen konnte es kaum gewesen sein. Aber nein, er hatte es ihr ja gesagt. Er wollte einfach, dass sie endlich den Mund hielt.
„Sag doch so was nicht, Schätzchen“, erwiderte ihre Mutter und schüttelte missbilligend den Kopf.
„Wieso denn nicht?“ Beccas Grinsen wurde breiter. „Machst du dir etwa Sorgen, dass ich in zwanzig Jahren wieder bei euch einziehen werde, wenn ich keinen Mann finde?“
„Rebecca, du weißt, dass ich das nicht gemeint habe.“
„Nein?“ Unschuldig sah Becca ihre Mutter an und dann ihre Schwester. „Rachel, lachst du, oder weinst du gerade?“
Mrs. Jameson schaute zwischen ihren beiden Töchtern hin und her. „Ihr beiden seid wirklich unmöglich“, erklärte sie mit halb empörter und halb belustigter Miene. „Die arme Becca liegt hier im Krankenhaus, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als herumzualbern. Ich frage mich, ob ihr jemals erwachsen werdet.“
Rachel brach jetzt in lautes Lachen aus, das auf den Rest der Familie so ansteckend wirkte, dass auch Mrs. Jameson einstimmte.
Becca genoss diesen Moment. Es war so wie früher. Sie hatte ihren Eltern und ihrer Schwester immer sehr nahegestanden, und jetzt spürte sie wieder die tiefe Verbundenheit mit ihrer Familie.
„Wir haben dich in den letzten Monaten vermisst, Becca“, sagte ihre Mutter schließlich und tätschelte ihre Hand.
„Ich habe euch auch vermisst.“ Becca schluckte, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
„Hast du denn vor, wieder nach Afrika zurückzugehen?“, fragte ihr Vater, der sich lieber auf praktische Fragen konzentrierte, um Sentimentalitäten aus dem Weg zu gehen.
„Das würde ich sehr gerne.“ Sie seufzte auf. „Aber ich fürchte, man wird es mir nicht erlauben.“
Verwirrt runzelte Rachel die Stirn. „Aber warum das denn nicht?“, fragte sie. „Nicht dass wir dich nicht gerne hierbehalten würden, aber aus deinen E-Mails und Briefen war doch zu merken, wie sehr du deine Arbeit geliebt hast. Warum solltest du nicht zurückkehren, wenn du wieder völlig gesund bist?“
„Das kann ich Ihnen gerne sagen.“ Als die tiefe Stimme hinter ihnen ertönte, blickten sie alle zur Tür. Alle außer Becca.
Sie brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, wer dort stand. Der bloße Klang seiner Stimme ließ sie erschauern.
„Und warum also?“ Rachel musterte Seth Andrews herausfordernd.
„Weil Rebecca entweder zu engagiert oder zu halsstarrig ist, um auf sich selbst achtzugeben“, verkündete Seth gelassen. „Deswegen wurde sie nach Hause geschickt.“
„Deshalb hast du mich nach Hause geschickt“, korrigierte Becca ihn.
„Allerdings, und es war genau die richtige Entscheidung.“
3. KAPITEL
Am nächsten Tag, während sie ihren Kaffee nach dem Mittagessen trank, dachte Becca noch einmal über den Besuch ihrer Familie nach. Genauer gesagt, über die Reaktion ihrer Eltern und ihrer Schwester auf Seths Worte.
Er hatte gesagt, dass sie halsstarrig war, und wie hatte ihre Familie darauf reagiert? Hatte sie protestiert und Becca verteidigt? O nein. Keineswegs. Stirnrunzelnd leerte sie die Tasse. Nach kurzem Zögern waren sie allesamt in lautes Lachen ausgebrochen. Sie fanden, dass er vollkommen recht hatte!
Verräter. Wider Willen musste sie lächeln. Natürlich war es eigentlich komisch gewesen. Schließlich hatten alle drei ihr seit Jahren genau das Gleiche gepredigt, nämlich dass sie furchtbar stur und eigensinnig war.
Aber trotzdem – es war ja wohl nicht nötig, sich mit diesem … diesem Besserwisser gegen sie zu verbünden.
Der Besserwisser, der genau in diesem Moment ihr Zimmer betrat und wieder einmal unwerfend attraktiv aussah.
„Post für dich.“ Er wedelte mit einem cremefarbenen Briefumschlag und trat an ihr Bett. „Allerdings persönlich abgegeben.“
„Von dir, meinst du? Das sehe ich.“ Warum hatte sie in seiner Gegenwart nur immer das Gefühl, Unsinn zu reden?
Seth schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Ein Bote hat den Brief unten an der Rezeption abgegeben.“
Becca verzichtete auf eine weitere Erwiderung und griff lediglich nach dem Briefumschlag.
Das Erste, was ihr auffiel, war das ungewöhnlich schwere und edle Papier. Auf jeden Fall schon mal keine Rechnung, dachte sie, während sie den Umschlag öffnete. Sie zog ein Blatt heraus, überflog es und stieß einen überraschten Laut aus. Verblüfft las sie den Brief noch einmal …
Ms.
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