Collection Baccara Band 0293
die Tränen zurückzuhalten.
Nach einer halben Stunde erschien Evan. Die Brüder umarmten sich herzlich, während Julia sich im Hintergrund hielt. Evan wirkte übermüdet. Er war in sich zusammengesunken, und seine geröteten Augen sagten Julia mehr als Worte. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
„Keine Veränderung“, meinte Evan schließlich.
Nun ging auch Julia auf ihn zu und begrüßte ihn, indem sie ihn tröstend in den Arm nahm. „Mein Gott, es tut mir so leid, Evan. Laney sah doch noch so wohl und gesund aus und war so guter Dinge, als ihr bei uns in Arizona wart. Weiß man schon, woran es liegt?“
Evan schüttelte resigniert den Kopf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Das weiß anscheinend keiner. Solche Komplikationen treten manchmal einfach auf, sagen die Ärzte. Gestern war Laney noch ganz obenauf. Wir hatten das Kinderzimmer fertig eingerichtet, und sie war richtig glücklich. Heute Nachmittag hatte sie sich ein wenig hingelegt, weil sie sich schlapp fühlte. Und als sie aufwachte, ging es los.“
Evan versagte die Stimme. Julia nahm seine Hand und sagte mit fester Stimme: „Alles wird gut, Evan. Ich kenne Laney. Sie ist eine zähe Kämpferin, sie wird durchkommen.“
Evan nickte, aber sein kummervoller Blick strahlte alles andere als Zuversicht aus. Zu Trent gewandt fragte er: „Hast du Mom Bescheid gesagt?“
„Ja, natürlich. Aber ich habe ihr auch gesagt, sie soll bleiben, wo sie ist, und habe ihr versprochen, sie auf dem Laufenden zu halten.“
„Und du glaubst, sie wird sich daran halten?“
Trents Mundwinkel zuckten. „Keine Spur. Sie nimmt das erste Flugzeug und kommt hierher. Ich wundere mich eigentlich, dass sie nicht schon vor uns da war.“
„Das erstaunt mich auch“, pflichtete Evan ihm bei.
„Du setzt dich am besten erst einmal hin und ruhst dich aus. Du siehst grauenhaft aus. Ich werde dir in der Zwischenzeit etwas zu essen organisieren.“
„Das geht nicht“, widersprach der ältere Bruder. „Ich muss gleich wieder zu Laney.“
„Sei vernünftig, Ev. Wenn du schlappmachst, ist Laney auch nicht geholfen.“
„Na schön. Ich brauche aber nur einen Kaffee.“ Evan deutete zur anderen Seite des Wartezimmers, wo eine Kaffeemaschine mit zwei Kannen auf einem Tisch stand.
„Na klar“, meinte Trent ironisch, „Kaffee ist jetzt für dich bestimmt genau das Richtige.“ Trotzdem ging er hin und schenkte zwei Becher voll ein, gab einen Evan und den anderen Julia.
„Komm, setzen wir uns einen Augenblick. Julia ist auch schon ganz erledigt.“
Julia wollte protestieren, aber ein Blick von Trent brachte sie schnell zum Schweigen. Und so setzte sie sich brav, damit Evan ihrem Beispiel folgen konnte. Der Kaffee schmeckte scheußlich. Vermutlich stand er schon seit Stunden auf der Wärmeplatte. Evan trank schweigend den halben Becher leer. Aber er hatte kaum zehn Minuten gesessen, als er unvermittelt aufsprang und erklärte: „Ich muss nach meiner Frau sehen.“
Auch Trent erhob sich. „Ich bin hier, wenn du irgendetwas brauchst oder ich etwas für dich tun kann.“
„Ich weiß. Ich habe mich schon immer auf dich verlassen können.“ Es klang fast etwas väterlich, wie Evan das sagte.
Julia nahm Evan noch einmal in den Arm, um ihm Mut zu machen.
Als er gegangen war, wanderte Trents Blick zu Julia. „Du zitterst ja“, bemerkte er.
„Ich habe Angst“, gestand sie, wieder bemüht, die Tränen zurückzuhalten.
Trent nahm die Wildlederjacke, die sie zuvor über eine Stuhllehne gehängt hatte, und legte sie ihr um die Schultern. Dann nahm er sie in die Arme, sodass sie ihren Kopf an seine Schulter schmiegen konnte. Mitten im Wartezimmer standen sie lange Zeit so da.
Seine Nähe tat ihr gut und beruhigte sie ein wenig. Still betete sie für ihre Freundin und das ungeborene Kind. Trent führte sie sanft zu einer Sitzbank, auf der sie sich niederließen, wobei er sie im Arm behielt. Nach einer Weile so an seiner Seite und im Gefühl seiner Wärme fielen ihr die Augen zu, und sie fiel in einen Halbschlaf, aus dem sie immer wieder aufschreckte, um gleich wieder einzunicken. Eine Weile später hörte sie die typischen Krankenhausgeräusche um sich herum schon gar nicht mehr. Nicht einmal das „Ping“ des Fahrstuhls ließ sie aufschrecken. Die ganze Zeit über hatte Trent sie nicht losgelassen.
Mitternacht war längst verstrichen, als Evan zu ihnen zurückkehrte. Laney ginge es etwas besser, berichtete er. Man habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben,
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