Collection Baccara Band 0305
ebenso seine dunklen Schuhe, seine Hose und die konservativ gestreifte Krawatte. Das einzige Zeichen von Eitelkeit oder Extravaganz war die Brille, ein Designergestell. Die Gläser waren Fensterglas, doch das wusste niemand.
Alles in allem sah er aus wie ein Mann, der sein Gemüse aufaß, nach dem Essen Zahnseide benutzt und seine Rechnungen pünktlich bezahlte, ein Mann, der eine Steuerprüfung über sich ergehen lassen konnte, ohne Schweißausbrüche zu erleiden. Die meisten Menschen sahen ihn an und dachten „Buchhalter“.
Sie täuschten sich.
Edwin tippte mit dem Zeigefinger ungeduldig gegen das Handy. Schließlich meldete sich eine Stimme am anderen Ende. „Ich hoffe, es ist wichtig. Es ist mitten in der Nacht. Meine Frau macht mir die Hölle heiß, wenn das Klingeln sie geweckt hat.“
„Es ist nicht meine Art, wegen Nichtigkeiten anzurufen“, entgegnete Edwin. „Sie haben unsere Vereinbarung verletzt.“
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
Edwin seufzte. „Mr Kelly, ich habe einen Exklusivvertrag mit Ihnen. Ich arbeite allein. Immer. Ich denke, das habe ich gleich zu Beginn klargemacht.
„Ich kenne unsere Vertragsbedingungen“, knurrte Jimmie Kelly. „Vor allem weiß ich, wie gotterbärmlich viel Geld Sie im Voraus verlangt haben.“
„Freut mich, das zu hören. Vielleicht können Sie mir erklären, wie derselbe Pfuscher, der schon den ersten Anschlag vermasselt hat, mir dazwischenkommen konnte.“
„Ich weiß immer noch nicht, wovon Sie sprechen. Und Palermo ist kein Pfuscher.“
„Er hat es einmal verpatzt, diese Masters zu töten. Deshalb haben Sie mich doch engagiert, oder?“ Edwin verfiel in Schweigen. „Das, und weil Sie damit zufrieden waren, wie ich den Mord an dem Privatdetektiv erledigt habe. Ich dagegen weiß zu schätzen, wie Sie meine Bezahlung erledigt haben. Allerdings bin ich enttäuscht, dass Sie unsere Vereinbarung dieses Mal missachten. Das toleriere ich nicht.“
„Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Palermo von dem Job abgezogen habe. Wenn Ihnen mein Wort nicht reicht …“
„Heute Nachmittag um Viertel vor fünf hat Rocky Palermo versucht, Charlotte Masters mit einem ’98 Buick zu überfahren – einem gestohlenen, wie ich vermute. Wenn der Mann sich nicht an Ihre Anweisungen hält, dann haben Sie ein Disziplinproblem.“
Es gab eine winzige, verräterische Pause, bevor Kelly explodierte. „Verdammt richtig, es gibt ein Problem! Er soll für Sie die Spur dieser Masters verfolgen, aber nicht versuchen, sie auszuschalten. Ich werde das klären.“
„Tun Sie das“, murmelte Edwin. Natürlich hatte Palermo auf Befehl gehandelt. Wahrscheinlich glaubte Jimmie Kelly, die zweite Hälfte von Edwins Honorar sparen zu können, wenn der Mann Erfolg hatte.
„Ich wollte morgen Abend den Job ruhig und ohne Aufhebens erledigen. Dieser stümperhafte Versuch hat sie gewarnt. Sie ist wieder verschwunden. Ich verliere wertvolle Zeit, weil ich sie erneut ausfindig machen muss. Ich kann und werde nicht zulassen, dass unsere Vereinbarung noch einmal missachtet wird.“
„Verdammt, ich habe gesagt, dass ich mich darum kümmern werde.“
„Sie werden sicher verstehen, dass ich meine Informationen ab sofort nicht mehr mit Ihnen teilen werde. Ich würde Mr Palermo nur ungern ausschalten, aber wenn er sich noch einmal einmischt, bleibt mir nichts anderes übrig.“
Dieses Mal hielt das Schweigen länger an. „Ich will informiert werden.“
„Ich werde es Sie wissen lassen, bevor ich zur Tat schreite. Aber ich werde Ihnen nicht sagen, wo sich das Zielobjekt aufhält.“ Es war Edwin gewesen, nicht Kelly, der die Frau gefunden hatte. Es gab keinen Grund, warum er seinen Auftraggeber in Versuchung führen sollte, noch einmal die Vereinbarung zu missachten.
Kelly musste seine Autorität mit unbedeutenden Forderungen und versteckten Drohungen behaupten. Edwin gestand ihm das zu. Auftraggeber brauchten das Gefühl, die Fäden in der Hand zu halten. Das gestand er ihnen auch zu, solange sie sich dabei an die Vertragsbedingungen hielten.
Nach dem Gespräch steckte Edwin das Handy wieder in die Aktentasche. Kelly hatte ihn das erste Mal fair behandelt, als er den Privatdetektiv um die Ecke gebracht hatte. Jetzt allerdings versuchte er, ein paar Dollar zu sparen. Edwin verzog spöttisch den Mund, während er seine Krawatte lockerte. Es war wirklich erstaunlich, wie gierig die Menschen waren. Man sollte nicht glauben, dass einer der Topkiller auf der Welt fürchten musste,
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