Collection Baccara Band 0305
Eltern geliebt und sehr getrauert, als sie verunglückt waren. Aber sie hatte sich auch über sie geärgert, und es hatte Zeiten gegeben, da hatte sie sich insgeheim gewünscht, ihre Mutter würde ihrem Vater nicht länger von Stadt zu Stadt folgen.
Aber ihre Mutter war nie erwachsen geworden, genauso wenig wie ihr Vater. Eine entzückende Frau, manchmal bestürzt darüber, welche Wendung ihr Leben nahm, aber immer darauf vertrauend, dass ihr Mann alles richtig machte. Jack Fowler war ein charmanter Träumer gewesen, überzeugt davon, dass er eines Tages ganz groß rauskommen würde, wenn er nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. San Diego, Los Angeles, Galveston, New Orleans, New York City, Boston.
„Ich war zwölf, als er das erste Mal in die Illegalität abdriftete. Er arbeitete für einen wohlhabenden Mann in Miami. Meist Gelegenheitsarbeiten. In dem Jahr wollte er Brad und mir etwas besonders Schönes zu Weihnachten schenken, also hat er seinen Arbeitgeber bestohlen.“ Die Erinnerung rief wieder Scham- und Schuldgefühle in ihr hervor.
„Wir hatten ein wunderbares Fest. Einen großen Tannenbaum, viele Geschenke. Am nächsten Tag wurde Dad von seinem Arbeitgeber gefeuert, der zudem Verbindung zu nicht besonders netten Menschen hatte. Er wurde zusammengeschlagen. Kaum war Dad wieder einigermaßen hergestellt, haben wir die Stadt verlassen.“
„Das hätte ihm eigentlich eine Lehre sein sollen.“ Er machte eine kurze Pause. „Wie hast du die Kellys dazu gekriegt, ihre Drohung an deinem Bruder nicht wahr zu machen. Er lebt, er schreibt dir, also musst du etwas getan haben.“
„Als auf mich geschossen wurde, wusste ich, dass die Kellys sich nicht mehr an den Deal hielten. Ich konnte also nicht darauf vertrauen, dass sie Brad nichts antun. Und ich wollte auch nicht sterben. Also habe ich einen Deal mit Lieutenant Johnson abgeschlossen. Als Gegenleistung für meine Aussage hat Johnson dafür gesorgt, dass Brad geheim und unter anderem Namen in ein anderes Gefängnis verlegt wurde. In den Akten steht noch Deer Lodge Prison, aber seine Post geht an den Gefängnisdirektor, der sie dann dorthin schickt, wo er jetzt ist. So wie seine Briefe erst ins Deer Lodge Gefängnis gehen.“
Rafe sagte nichts, und auch sie schwieg einen Moment lang. Jetzt war alles raus, und er war nicht geschockt gewesen. Er war verletzt. Verletzt, weil sie ihm nicht vertraut hatte. „Deine Familie hat mich immer eingeschüchtert“, sagte sie leise. „Nicht wegen des Geldes. Nein, deine Familie ist so stark und ehrenhaft. Keiner von ihnen würde den einfachsten Weg wählen, egal, was passiert. Ich hatte immer den Eindruck, da nicht mithalten zu können. Und ich habe deinen Vater so sehr bewundert. Ich …“
Sie drehte den Kopf und sah ihn an. Und musste lächeln.
Seine Augen waren geschlossen, sein Mund leicht geöffnet, und sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Er war eingeschlafen.
Behutsam löste sie sich aus seinen Armen, stand auf, legte eine Decke über ihn und überließ ihn seinen Träumen. Sie selbst verspürte nun eine leise Hoffnung, dass ihre eigenen Träume Wahrheit werden würden.
Einige Häuserblöcke weiter, in einem komfortablen, aber sonst nicht weiter außergewöhnlichen Hotelzimmer, summte Edwin Tefteller vor sich hin, während er seinen Lieblingsschalldämpfer einpackte.
Er freute sich auf den Abend.
Es war immer erfreulich festzustellen, dass seine Instinkte ihn nicht getäuscht hatten. Der Bruder war tatsächlich der Schlüssel zu seinem Zielobjekt gewesen. Der Freigänger, der sich um die Post für den Gefängnisdirektor kümmerte, hatte Edwin bewundernswert schnell informiert.
Ehrlich gesagt war er enttäuscht von ihr. Sie machte solch einen unabhängigen Eindruck. Trotzdem hatte sie Unterschlupf bei ihrem Lover gesucht.
Er hatte die Wohnung die letzten drei Tage beobachtet, während er Informationen über Rafe Connelly sammelte. Sein Zielobjekt war klugerweise im Haus geblieben. Bis heute. Dreimal hätte er Charlotte fast gehabt, als sie mit ihrem Begleiter durch die Kaufhäuser schlenderte. Doch jedes Mal hatte ihn irgendetwas am Schuss gehindert. Als die zwei schließlich zur U-Bahn-Station gegangen waren, war er in sein Hotel zurückgekehrt.
Sein Koffer war bereits gepackt. Mit dem Hotelhandtuch wischte er alles ab, was er möglicherweise angefasst hatte. Er bezweifelte, dass die Polizei in diesem Zimmer nach Fingerabdrücken suchen würde, aber er wäre nicht der Beste in diesem Job,
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