Collection Baccara Band 0313
bis in die Ecke des Hofs, wo die Mülleimer standen.
Er erinnerte sich, dass er das Tor bei seiner Rückkehr nicht verschlossen hatte. Vielleicht war es nur ein streunender Hund oder eine Katze, die nach Futter suchte. Wesley wollte sich gerade umdrehen und ins Haus zurückkehren, als er die Bewegung einer Gestalt wahrnahm, die zu groß war, um ein Tier zu sein.
Er kniff die Augen zusammen und beobachtete, wie sich jemand über die Mülltonne beugte und darin wühlte. Sofort empfand er tiefes Mitleid für diesen armen Menschen. Sein erfolgreiches Internetunternehmen hatte ihn zum Millionär gemacht, doch er hatte nicht vergessen, woher er stammte – auch wenn die Erinnerung nach dreißig Jahren etwas verschwommen war.
Er wusste, dass er im Alter von drei Monaten auf die Treppe eines Waisenhauses gelegt und von dort von einer Pflegefamilie in die nächste abgeschoben worden war. Mit vierzehn Jahren war er schließlich abgehauen und hatte drei Tage auf der Straße gelebt, bevor die Polizei ihn fand. In diesen drei Tagen hatte er sich mit einem obdachlosen alten Mann namens Al Lombard angefreundet. Wesley hatte herausgefunden, dass Al Lehrer gewesen war, bevor er seine Frau bei einem tragischen Hausbrand verloren hatte und plötzlich ohne Familie, enge Freunde oder Versicherung dastand.
Al hatte sein Essen mit ihm geteilt, Al hatte ihm nachts eine Decke gegeben, damit er nicht fror, Al hatte ihn beschützt. Bis heute war er ihm dafür dankbar. Kaum hatte Wesley es zu Wohlstand gebracht, hatte er einen Privatdetektiv mit der Suche nach dem Mann beauftragt, nur um zu erfahren, dass er ein Jahr zuvor an einer Lungenentzündung gestorben war.
Wesley lenkte seine Gedanken wieder in die Gegenwart und entschied, dieser heimatlosen Person genug Geld zu geben, damit sie irgendwo anständig essen und sich einen warmen Platz für die Nacht leisten konnte. Das war das Mindeste, was er tun konnte. Leise ging er zurück ins Haus, rannte die Treppe hinauf, um Geld aus seinem Portemonnaie zu holen, und hoffte, dass der Unbekannte noch da war, wenn er zurückkam.
Manche Journalisten tun einfach alles für eine gute Story, und ich gehöre dazu.
Der Gedanke ging Jasmine Carmody durch den Kopf, während sie Wesley Brooks Müll durchwühlte. Weggeworfenes sagte viel über einen Menschen aus, aber das Einzige, was sie bisher über Wesley Brooks, dot.com-Millionär und Savannahs Topunternehmer, erfahren hatte, war, dass er gern Nudeln aß. Spaghetti-Fertiggerichte für die Mikrowelle. Hatte noch keine seiner zahlreichen Freundinnen festgestellt, dass der Weg zum Herzen eines Mannes durch den Magen führte – und nicht lediglich mit dem Teil der männlichen Anatomie verknüpft war, der unterhalb der Gürtellinie lag?
Wenn man allerdings den Gerüchten Glauben schenken durfte, dann war Wesley Brooks nicht wie die meisten Männer. Sie hatte seine Biografie oft genug gelesen, um sein Leben zu kennen … zumindest das, was darüber geschrieben stand. Er war ein Waisenkind gewesen und in Pflegefamilien aufgewachsen. Auf der Highschool hatte er sich mit Jake Danforth, ein Sprössling der prominenten Danforth-Familie, angefreundet.
Jake und Wesley wurden die besten Freunde, und als Wesley in die nächste Pflegefamilie kommen sollte, griffen Jakes Eltern ein. Harold und Miranda Danforth boten Wesley ein Zuhause und die Chance auf Stabilität in seinem Leben. Die Danforths wurden seine Familie. Die erste in seinem Leben. Als die Studienzeit heranrückte, bekam Wesley wegen seiner herausragenden sportlichen und mathematischen Leistungen ein Stipendium für ein Studium an der Georgia Tech University. Jake Danforth hatte ebenfalls die Georgia Tech besucht, und die beiden waren während der vier Jahre an der Universität Zimmergenossen gewesen.
Jasmine seufzte, während sie weiter den Müll durchwühlte. Es gab nicht viel über Wesley Brooks, das sie nicht wusste. Vor ein paar Jahren hatte er einen Onlineshop für Restaurantbedarf gegründet, der ihn zum Millionär gemacht hatte. Im Alter von dreißig Jahren war er einer der reichsten Männer Savannahs – und einer der begehrtesten Junggesellen. Seine enge Beziehung zu der Danforth-Familie war allerdings der Hauptgrund dafür, dass sie sich zu dieser unchristlichen Zeit durch seinen Müll wühlte.
Jasmine verharrte einen Moment lang regungslos. Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie glaubte, etwas zu hören. Doch die Sekunden vergingen, und alles blieb still. Sie wandte sich
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