Collection Baccara Band 0314
einen Mann ganz schön auslaugen.
Doch er wollte sich nicht beklagen. Sie hörte ihm stets aufmerksam und höflich zu, zögerte jedoch nicht, ihn zu korrigieren, wenn er ihrer Meinung nach einen Fehler machte. Ihr Verstand und ihr Körper liefen auf Hochtouren, wozu sicherlich auch der Genuss einiger Tassen des guten Kaffees beigetragen hatte.
Dennoch: Die Frau war anstrengend.
„Guten Tag, Mr Danforth“, begrüßte ihn der Oberkellner. Höflich begleitete Paul ihn an den Tisch seines Vaters. Er befand sich direkt am Fenster, weit weg von der Küche.
Abraham Danforth und Nicola Granville, die Wahlkampfmanagerin, unterhielten sich bereits angeregt. Gerade warf Nicola den Kopf zurück und lachte, und Ian stellte sich vor, dass die beiden einen Witz auf Kosten von John van Gelder gemacht hatten, dem Gegner seines Vaters.
Nicola sah ihn als Erste kommen und lächelte, als er sich setzte. „Schön, Sie zu sehen, Ian.“ Sie reichte ihm über den elegant gedeckten Tisch hinweg die Hand und deutete dann mit ihrem sorgfältig manikürten Finger auf die Speisenkarte. „Ich habe gesehen, dass der Küchenchef heute Ihr Lieblingsgericht serviert – kurz gebratenen Thunfisch.“
„Großartig“, sagte Ian. Da erschien auch schon der Kellner und legte ihm die Serviette über den Schoß. „Dann muss ich gar nicht auf die Karte sehen.“
Abraham begrüßte seinen Sohn mit einem kurzen Kopfnicken und dem übliche verhaltenen Lächeln. Der Mann konnte charmant sein, wenn er wollte, doch an Familienangehörige verschwendete er wenig Herzlichkeit.
„Schön, dass du kommen konntest, Ian. Lass uns bestellen und dann gleich zur Sache kommen.“
„Natürlich.“ Ian wandte sich an die Frau an der Seite seines Vaters und überspielte, wie sehr ihn die Gefühlskälte seines Vaters verletzte. „Nicola, wie läuft die Kampagne?“
„Wir schalten jetzt einen Gang höher. Das heißt, aggressive Werbung einschließlich Fernsehspots.“ Ihre Augen funkelten vor Aufregung.
„Jetzt schon? Ist das nicht etwas früh?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir müssen alles tun, um Ihren Vater positiv zu etablieren.“ Sie beugte sich über den Tisch und fuhr mit eindringlicher Stimme fort. Ihre roten Haare, in der Farbe knalliger als die von Katie, schienen mit jedem ihrer Worte aufzuflammen. „Da wir ihn als ‚Honest Abe II‘ anpreisen, einen Mann, dem man vertrauen kann, können wir uns keine weitere fragwürdige Presse leisten.“
„Aber nichts, was passiert ist, war Dads Schuld“, wandte Ian ein.
Abraham wirkte plötzlich ungeduldig. „Das steht jetzt nicht zur Debatte, Ian. Lass uns einfach einen Blick auf die Unternehmenszahlen werfen, die du mitgebracht hast, und überlegen, ob wir die irgendwie ausschlachten können.“
Ian fühlte sich, als hätte ihm jemand den Stuhl unterm Hintern weggezogen. Er schloss einen Moment die Augen. „Verdammt. Ich habe die Unterlagen im Büro gelassen.“
Das Büro.
Die Worte beschworen ein Bild von Katie herauf, die von ihrem Schreibtisch zur Kaffeemaschine stürzte, um sich einen Kaffee einzuschenken. Er schüttelte das plötzliche Gefühl der Wärme ab. „Entschuldige. Ich wusste, dass du dir die Statistik beim Lunch ansehen wolltest. Weißt du, ich habe diese Aushilfskraft, und sie ist …“
„Es reicht“, blaffte Abraham. „Ruf sie an. Sag ihr, sie soll die Unterlagen sofort hierherbringen. Das dauert maximal zehn Minuten.“
„Aber ich …“ Ian wollte sich Katie an einem Ort wie diesem gar nicht vorstellen – einem Treffpunkt von Savannahs extravaganter Gesellschaft. Dieses Zentrum wirtschaftlicher und politischer Macht war kein Platz für eine junge Frau in einem Kleidchen aus dem Kaufhaus.
„Gibt es ein Problem?“, fragte Abraham.
„Nein“, sagte Ian widerstrebend.
„Dann ruf sie endlich an.“
Mit dem Gefühl, dass die Aktion ein schlimmes Ende nehmen würde, griff Ian nach seinem Handy und tippte die Nummer seines Büros ein.
Neun Minuten nach Ians Anruf stieg Katie in einer belebten Straße aus dem Taxi und blickte zu den beeindruckenden Gebäuden um sie herum auf. Sie kannte Machttempel wie den First City Club. Für sie waren es Futtertröge der Elite.
Dieser Club machte jedoch einen ansprechenden Eindruck. Die Einrichtung war schlicht, geschmackvoll und hatte etwas Beruhigendes an sich, wie sie bemerkte, als sie an dem verdutzten Oberkellner vorbeirauschte. Er eilte ihr quer durch den Speisesaal hinterher.
„Kann ich Ihnen helfen, Miss?“
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