Collection Baccara Band 0314
„Bist du nur hier, um meine Arbeitsmoral zu kritisieren, oder gibt es etwas wirklich Wichtiges?“
Sie bemerkte, wie Coles Blick zu ihren Unterlagen wanderte, und legte schnell ihre Tasche darüber. Zu spät.
„Wer ist in einem Hospiz?“
Sie seufzte erschöpft auf. „Was willst du, Cole?“
„Dein Vater ist im Hospiz“, stellte er fest und blickte sie an.
Natürlich hatte er nur geraten. Doch Cole war nicht dumm, und ihr Schweigen bestätigte nur seine Vermutung.
„Ich habe schon geahnt, dass etwas nicht stimmt, aber ich hatte keine Ahnung, was es ist.“ Er trat einen Schritt näher. „Warum hast du mir nichts erzählt?“
„Warum hätte ich es dir sagen sollen? Etwa weil es dich kümmert? Oder damit du es in Zukunft gegen meine Firma benutzen könntest?“
Empört wandte sich Tamera von ihm ab und ging ins Wohnzimmer. Aus Gewohnheit setzte sie sich in ihren Fenstersitz, nahm ein Kissen und hielt es schützend vor ihre Brust, als könnte sie so ihren Schmerz vor Cole verbergen.
Sie wollte ihn nicht hierhaben. Konnte er das nicht begreifen?
„Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, was mich kümmert.“ Cole folgte ihr und baute sich vor ihr auf. „Warum auch immer unsere Beziehung damals scheiterte – ich möchte nicht, dass du leidest.“
Voller Bitterkeit über seine sanften Worte blickte sie hoch. „Dann solltest du jetzt besser gehen.“
5. Kapitel
Wenn ihre Unterlippe gezittert oder ungeweinte Tränen in ihren Augen geschimmert hätten, wäre Cole gegangen und hätte sie sich selbst überlassen. Aber das trotzig gereckte Kinn und die dunklen Schatten unter ihren Augen zeigten ihm, wie erschöpft sie war. In diesem Zustand konnte er sie nicht allein lassen.
Verdammt, er war schon immer der Trottel für sämtliche Jungfrauen in Not gewesen, vor allem wenn sie sexy und verletzlich waren. Und so sehr Cole Walter hasste, so wollte er doch nicht, dass Tamera unglücklich war … aus welchem Grund auch immer.
Er setzte sich neben sie und ballte die Hände zu Fäusten, als sie den Blick hinaus in den blühenden Garten wandte.
Ihn hätte heute fast der Schlag getroffen, als er hörte, dass sie sich einen Tag Urlaub genommen hatte.
Doch jetzt wusste er nicht mehr, was ihn mehr schockierte: die Tatsache, dass ihr Vater im Sterben lag, oder dass es ihr so vorzüglich gelungen war, dessen Zustand vor dem Rest der Welt geheim zu halten.
„Wie viel Zeit bleibt ihm noch?“
„Nicht lange.“
Wenigstens antwortete sie ihm, auch wenn sie jeden Blickkontakt vermied. „Und du kümmerst dich um alles allein, richtig? Einschließlich der Geheimhaltung seines Gesundheitszustands? Überstunden inklusive, damit die Kunden nichts bemerken und alles in der Firma rundläuft?“
Sie schluckte und schüttelte den Kopf. Eine einsame Träne rollte über ihre Wange. Cole hob die Hand, wischte sie mit dem Daumen weg und umfasste dann ihr Kinn. Zu seiner großen Überraschung lehnte Tamera sich an ihn.
Wie lange hatte sie dieses Geheimnis schon mit sich herumgetragen? Wie lange schon drückte diese Last auf ihren Schultern – und wollte ihr Vater das so? Wollte er wirklich, dass seine Tochter das Gewicht der Verantwortung für ein so großes Familienunternehmen trug und zusätzlich seine Krankheit verschwieg?
Coles Gedanken überschlugen sich. Walter Stevens’ Gesundheitszustand änderte alles. Miamis Gesellschaft würde nach seinem Tod nicht mehr wie früher sein. Zach und Kayla mussten diese Neuigkeit so schnell wie möglich erfahren. Sie mussten die Augen offen halten, falls neue Ausschreibungen hereinkamen. Er würde auf keinen Fall zulassen, dass die Stevens-Gruppe ihn überflügelte. Schon gar nicht jetzt. Nicht wenn er die Chance sah, sie in dieser Schwächeperiode selbst übernehmen zu können.
Falls andere Bauunternehmer erführen, dass Walter Stevens nicht mehr an der Spitze der Stevens-Gruppe stand, würden sie es sich zweimal überlegen, ehe sie Angebote unterbreiteten.
Was eine weitere Frage aufwarf: Wie lange leitete Tamera die Firma schon? Offensichtlich hatte sie gute Arbeit geleistet, denn sonst wären längst Gerüchte im Umlauf. Aber die Leute in dieser Branche scheuten Veränderungen, aber sie mochten es ebenso wenig, wenn ihnen etwas verschwiegen wurde.
Doch wie lange konnte Tamera ihre Taktik durchhalten, wenn Walter erst tot war? Die Übernahme der Stevens-Gruppe sollte vielleicht ganz oben auf Coles Prioritätenliste stehen.
Ja. Absolut. Zach und Kayla würden diesen
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