Collection Baccara Band 0316
Lobby des eleganten Twin Oaks Hotels schwebte.
Sein Gaumen hatte sich nicht so weit entfaltet, dass er den Geschmack von Kaviar zu schätzen wüsste, der in silbernen Schalen angeboten wurde. Ihm würde immer noch gebratenes Hähnchen lieber sein als schwarze Fischeier. Ganz zu schweigen davon, dass ein Bier den Durst besser löschte als der Champagner, den er in der Hand hielt.
Das Glas gefror fast an seinen Lippen, als ein bezauberndes Wesen in den Raum schwebte. Sein Herz pochte einmal, zweimal, dreimal in schnellem Stakkato, bevor es ganz aussetzte. Hätte nicht in diesem Augenblick ein Paar grauer Augen seinen Blick gesucht und sein armes Herz wieder in Bewegung gesetzt, hätte er sich vollkommen zum Idioten gemacht und den teuren Champagner über sich und seinen Bruder verschüttet, der versuchte, sich mit ihm zu unterhalten.
„Dann sagte sie …“
Toby machte ein interessiertes Gesicht und nickte, als würde er tatsächlich zuhören. Tatsächlich fesselte ihn nur die zauberhafte Erscheinung in Blau, die sich ihren Weg durch die Menge bahnte.
Auch wenn er sie bislang hauptsächlich in Jeans und weiten T-Shirts gesehen hatte, war ihm trotzdem nicht entgangen, wie hübsch die neue Nanny seines Sohnes war. Das Abendkleid, das sie für die heutige Gala gewählt hatte, war alles andere als unauffällig. Der glänzende Stoff umschmeichelte ihre Figur und betonte ihre weiblichen Rundungen auf so atemberaubende Weise, dass sich jeder zu der Frau umdrehte.
Heather sah in dem Kleid einfach umwerfend aus. Ganz und gar nicht wie eine Nanny. Toby hatte den Eindruck, dass es extra für sie entworfen worden war. Klassisch im Design, veredelt mit Pailletten und Perlen, glitzerte das Kleid bei jedem ihrer Schritte.
Der asymmetrische Saum reichte auf der einen Seite bis knapp unters Knie, auf der anderen zeigte er viel Bein. Dazu trug sie hohe silberne Riemchensandalen, die ihre Beine endlos schienen ließen, obwohl Heather nur einen Meter sechzig groß war.
Toby riss seinen Blick gerade lange genug von ihr los, um zu sehen, dass auch die anderen Männer das himmlische Wesen anstarrten, das durch die ausladende Lobby geschwebt kam.
Jacob stieß seinem Bruder in die Seite und fragte: „Wo ist diese Frau die ganze Zeit gewesen?“
„Wahrscheinlich hat sie nach Dylan gesehen“, erwiderte Toby trocken.
Er war stolz darauf, dass er es schaffte, einen Schluck Champagner zu trinken, ohne sich daran zu verschlucken. Nachdem er das Glas geleert hatte, stellte er es auf das Tablett eines vorbeigehenden Kellners. Da sein Bruder nicht sehen sollte, dass seine Hände zitterten, steckte er sie in die Hosentaschen und lehnte sich gespielt lässig gegen eine Marmorsäule.
„Du weißt genau, dass ich das nicht meine“, entgegnete Jacob. „Nicht alle Frauen sind wie Sheila.“
„Sag nicht, dass Genie dich überredet hat, bei einem ihrer blöden Kuppelversuchen mitzumachen.“ Sein Stöhnen sagte mehr, als Worte allein es vermochten.
Auch wenn Jacob ein diplomatisches Lächeln aufsetzte, war sein Verhalten so verständnisvoll, dass Toby sich ihm bereitwillig öffnete. So wie früher, wenn sie nachts in ihrem Etagenbett liegend und bei ausgeschaltetem Licht ihre tiefsten Geheimnisse miteinander teilten.
„Ich halte nichts davon, einen Mann in etwas zu drängen, was er nicht will, aber glaub mir, Bruderherz, die Ehe ist das Beste, was mir je passiert ist, obwohl ich mich immer mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habe. Ich will dir keinen Ratschlag erteilen, aber ich möchte dir etwas sagen, was du dir hoffentlich zu Herzen nimmst.“
Jacob sah seinen Bruder bedeutungsvoll an und fuhr mit ernster Stimme fort: „Lass dich von einer schlechten Erfahrung nicht abschrecken, das wahre Glück zu finden. Es ist eine Sache, dir eine Nische in der Wildnis von Wyoming zu erkämpfen, eine andere aber ist es, dich komplett vor dem Leben zu verstecken.“
Da die Worte von seinem Bruder kamen und dieser sich ehrlich um ihn sorgte, fuhr Toby ihm nicht ins Wort, wie er es bei jedem anderen Menschen getan hätte, der sich erdreistete, ihn zu maßregeln. So aber trat er nur zur Seite, als seine Schwägerin Larissa sich bei ihrem Mann einhakte und ihn mit einer Entschuldigung auf die Tanzfläche zog. Bei dem Anblick verspürte er einen leichten Stich von Eifersucht.
Schön und gut, dass Jacob – kaum zurück aus den Flitterwochen – ihm einen Vortrag über den Segen einer glücklichen Ehe hielt. Aber Jacob konnte gar nicht mitreden.
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