Collection Baccara Band 0316
Hotel vertraut genug, um zu wissen, dass sich hinter der Tür, durch die sie verschwand, eine lauschige Terrasse verbarg. Vielleicht ist es eine ganz harmlose Umarmung gewesen, dachte er.
Er riss sich zusammen. Wenn Heather so verzweifelt über die Vorstellung gewesen war, dass ihr Kuss die Titel der Gazetten schmücken könnte, dann würden ihr Fotos, wie er handgreiflich wurde, auch nicht gefallen. Und dem Rest des Danforth Clans erst recht nicht.
Toby mochte weder Uncle Abe seinen großen Abend ruinieren, noch wollte er die intensiven Gefühle analysieren, die die Nanny seines Sohnes in ihm weckte. Da er in aller Öffentlichkeit erklärt hatte, dass er mit Frauen für immer durch war, konnte er nicht verstehen, warum er so heftig reagiert hatte, als er Heather zusammen mit einem anderen Mann sah. Zumal er sie erst kurze Zeit kannte.
Toby war sonst nicht eifersüchtig. Seine Exfrau hatte sich oft bitter darüber beschwert, dass ihm Eifersucht völlig fremd war. Mit ihren haarsträubenden Versuchen, ihn eifersüchtig zu machen, nur, um sich ihrer Anziehungskraft zu vergewissern, hatte Sheila sich oft in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht und zu Hause Streit heraufbeschworen.
Selbst jetzt empfand er bei der Nachricht, dass Sheila sich mit einem Playboy eingelassen hatte, nur Dankbarkeit dafür, dass Dylan und er ihr kapriziöses Verhalten einigermaßen unbeschadet überlebt hatten. Unbeschadet, wenn man davon absah, dass der kleine Junge seine Sprache und sein Herz verloren hatte.
Was hatte er mit dem Kuss ausgelöst?
Toby wollte genauso wenig eine langfristige Beziehung, wie er ein Luxusleben in Savannah anstrebte. Und doch war die Wahrscheinlichkeit gering, dass er seine Gefühle für Heather ignorieren konnte, sobald sie nach Wyoming zurückkehrten. Zu einer Anschauen-aber-nicht-anfassen-Beziehung zurückzukehren, würde große Selbstbeherrschung von ihm fordern.
Verdammt, er hätte Freddie und Michael fast den Kopf abgerissen, nur weil sie die Frechheit besessen hatten, mit Heather zu sprechen, mit ihr zu tanzen und sie für einen Moment in den Armen zu halten. Dafür, dass er sich als besonnenen und eigentlich ruhigen Mann betrachtete, bedeutete das nichts Gutes für seine Willenskraft.
Er und Heather mussten unbedingt miteinander reden. Die Terrasse, auf die sie sich zurückgezogen hatte, war so gut wie jeder andere Ort, um eine Unterhaltung zu führen, die bestenfalls peinlich werden konnte – eine Unterhaltung, die auch die Büchse der Pandora öffnen könnte. Toby schwankte.
„Da bist du ja!“
Marcie Maes Stimme übertönte den wachsenden Lärm in dem Raum. Sie zog ihn am Arm in die entgegengesetzte Richtung der Terrasse und forderte nichts weiter als seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Danke“, sagte Toby.
„Wofür?“, wollte sie wissen.
„Dafür, dass du mich gerade vor mir selbst gerettet hast“, war seine rätselhafte Antwort.
Während ihrer Unterhaltung blickte Toby unentwegt zu der Tür, hinter der Heather wahrscheinlich allein saß.
Heather ließ sich in einer schwach beleuchteten Ecke auf einer verschnörkelten Bank nieder. Das gespenstische Erlebnis steckte ihr noch in den Knochen und ließ sie frieren. Sie wünschte, sie hätte daran gedacht, ein Schultertuch mitzubringen, doch angesichts der Jahreszeit und des schwülen Klimas in Savannah hätte sie sich nicht träumen lassen, dass eins notwendig werden könnte.
Jetzt sehnte sie sich danach, ein heißes Bad zu nehmen, bevor sie sich unter die herrliche Daunendecke kuschelte, die sie in Harolds und Mirandas Haus erwartete.
„Entschuldigen Sie. Ich will nicht unhöflich sein, aber Sie erinnern mich an jemanden, den ich einmal kannte.“
Die unerwartete Äußerung riss Heather aus ihren Träumereien. In der Annahme, dass die Bemerkung ihr galt, blickte sie auf und sah, dass der Gastgeber persönlich, Abraham Danforth, ihre Einsamkeit störte. Wegen der vielen Plakate, die überall hingen, war er leicht zu erkennen.
Aber er sprach nicht mit ihr.
„War ihr Name zufällig Lan Nguyen?“ Die Frau, die aus dem Schatten trat, war klein, nicht größer als einen Meter sechzig in ihren High Heels. Ihre schwarzen Haare glänzten im Mondlicht. Heather wusste, wer Abraham war, aber die Fremde war ihr völlig unbekannt. Beide schienen Heathers Anwesenheit nicht zu bemerken.
„Ja, so hieß sie“, erwiderte der ältere Mann. „Woher wissen Sie das?“
„Weil ich ihre Tochter bin. Lea.“ Die Stimme wurde jetzt schärfer.
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