Collection Baccara Band 322
meinte sie und deutete auf das Picknick.
„Sie sind wohl nicht der Typ für draußen, oder?“, fragte er. In Wahrheit war er es auch nicht. Zwar würde er in der Wildnis überleben können: Das lernte man dort, wo er herkam, schon früh. Trotzdem würde er stets die Stadt vorziehen. Sie war sein Lebenselixier.
Die Nacht war sternenklar. Kylie stellte ihren Teller ab, lehnte sich zurück und schaute in den Himmel.
Gerade dann, wenn sie ihn nicht ansah, enthüllte sie am meisten von sich. Das wurde Deacon in diesem Moment klar.
„Nein, genauso wenig wie fürs Ausgehen“, antwortete sie schließlich.
„Warum nicht?“
„Meine Mutter glaubt, das hängt mit meiner Scheidung zusammen.“
Sie war also geschieden. Dass seine zukünftige Ehefrau vielleicht schon einmal vor den Altar getreten war, daran hatte er gar nicht gedacht. Er musste mehr darüber erfahren. „Hat Ihre Mutter recht?“
Sie zuckte mit den Schultern, nippte an ihrem Wein und schaute über das offene Land. Deacon begriff, dass sie nichts mehr dazu sagen würde. Doch trotz allem hatte er große Pläne mit ihr. Allerdings machte es ihm der kleine Einblick in ihr Dekolleté höllisch schwer. Er konnte sich kaum darauf konzentrieren, ihr weitere Informationen über ihre Vergangenheit zu entlocken.
Als er den melancholischen Ausdruck in ihren Augen bemerkte, wuchs in ihm der Wunsch, Kylie in seinen Armen zu wiegen. Er wollte ihr versprechen, dass sie niemals wieder traurig sein würde. Er wollte ihr schwören, dass er sie beschützen würde. Aber zugleich wusste er, dass er diese Versprechen nicht halten könnte. „Woran ist Ihre Ehe gescheitert?“
„Das möchten Sie nicht hören.“
„Oh doch. Ich bin sehr interessiert daran. Ich möchte alles darüber wissen, was Sie zu der Frau gemacht hat, die Sie heute sind.“
„Sie müssen sich nicht so sehr anstrengen.“
Deacon stellte sein Glas ab. Er war sich nicht sicher, ob ihm diese Wendung des Gesprächs gefiel. Schließlich gab es im Moment nichts, wobei er sich anstrengte – abgesehen davon, dass er sich sehr zurückhalten musste. Denn er wollte nichts lieber tun, als Kylie zu berühren. Er wollte herausfinden, ob ihre Haut so weich war, wie er es sich vorstellte. Wollte ihre vollen Lippen küssen. Ob sie wohl so köstlich schmeckten, wie sie aussahen?
„Anstrengen?“, wiederholte er. „Wobei?“
„Mich anzumachen.“
„Mein Engel, Sie haben ja keine Ahnung.“
„Das höre ich nicht zum ersten Mal.“ Sie verschränkte die Arme und machte ein ernstes Gesicht. Es kostete ihn einiges an Mühe, sie nicht einfach zu küssen.
Er trank einen großen Schluck Wein und wünschte sich im Stillen, dass es ein doppelter Scotch wäre. „Kein Wunder, dass Sie nicht ausgehen.“
„Was meinen Sie damit?“, fragte sie.
„Das wissen Sie ganz genau. Sie sind schwierig.“
„Das gefällt mir schon besser.“
„Was?“
„Ehrlichkeit. Sie müssen wissen, dass schöne Worte mich nicht beeindrucken.“
„Was ist der Grund dafür?“
„Mein Exmann hat mir eine Lektion über Wahrheit und Männer erteilt, die ich nie vergessen werde.“
Deacon wollte nicht wirklich von den anderen Männern in Kylies Leben hören. Obwohl er vermutete, dass es nicht viele gewesen waren. Sie hatte ihm ja gestanden, dass sie nicht ausging. Außerdem hatte sie etwas an sich, das andere Menschen auf Distanz hielt. Er wartete darauf, dass sie weiterredete.
Sie seufzte. „Männer suchen etwas, das Frauen ihnen nicht bieten können.“
„Und das wäre?“ Er hatte sich schon oft gefragt, was Frauen für die Wünsche der Männer hielten. Er dachte auch an Kylies Exmann – und daran, was für ein Idiot er gewesen sein musste.
„Eine Kombination aus Starköchin, Supermodel und Spitzenpolitikerin“, antwortete sie.
„Und was wollen Frauen?“
„Eine Frau will so geliebt werden, wie sie eben ist. Ohne sich verbiegen zu müssen, um so zu sein, wie ein Mann sie haben will“, erwiderte sie leise. Damit stand sie unvermittelt auf und sah auf das weite Land hinaus.
Deacon spürte, dass sie in diesem Moment nicht mit der Gegenwart, sondern mit der Vergangenheit beschäftigt war. Mit dem Mann, der sie nicht so geliebt hatte, wie sie war. Und er schwor sich, nicht denselben Fehler zu machen wie ihr Exmann.
3. KAPITEL
Deacon hatte keine Ahnung, was für eine Art Mann Kylies Ex war. Doch ihm war klar, dass der Typ schuld war an ihrem Irrglauben darüber, was Männer wollten. Deacons eigene Wünsche waren
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