Collection Baccara Band 324 (German Edition)

draußen gewesen war, ging er nun den Flur zurück. Ty trat gerade aus dem Fahrstuhl. Bei ihm waren ein Mann mit schütterem Haar und etwa zwanzig Pfund Übergewicht und eine große dünne Frau mit weißblondem Haar, die von innen heraus zu leuchten schien.
    „Hey, großer Bruder“, begrüßte Ty ihn. „Komm und lass mich dir das Team vorstellen, das unsere Einschaltquoten retten wird.“ Mit seinen eins dreiundachtzig war Ty nur zwei Zentimeter kleiner als er. Im Gegensatz zu Jack, der dunkelhaarig wie sein Vater war, schlug Ty nach seiner Mutter und war blond. „Jack Montrose“, meinte Ty nun ganz förmlich, „darf ich dir Ray King und seine Aufnahmeleiterin Didi Sera vorstellen?“
    „Es ist mir ein Vergnügen“, erwiderte Jack und schüttelte beiden die Hand. „Woher kommen Sie?“
    „New Orleans.“
    „Orlando.“
    Beide sprachen zur selben Zeit.
    „Was denn nun?“, fragte Jack. Die Radioszene in Orlando war weitaus bedeutender als die in New Orleans.
    „Beides stimmt“, meinte Ray achselzuckend. „Zuerst Orlando und kürzlich The Big Easy .“
    „Sind Sie DJ, Jack?“, wollte Didi wissen.
    „Nein. Ich besitze eine Plattenfirma und versuche mich außerdem in einigen anderen Geschäftszweigen.“ Er hatte es immer vorgezogen, abseits des Rampenlichts zu leben. Mit der Bekanntheit seines Vaters aufzuwachsen hatte ihm gereicht. Er hatte schnell gemerkt, dass er eher für das ruhige Leben gemacht war.
    „Speed Demon Records ist eins der erfolgreicheren unabhängigen Labels“, schaltete Ty sich ein, der immer zu Jack aufgeschaut hatte. Und Jack hatte die Last gespürt, zugleich älterer Bruder und Vaterfigur für Ty sein zu müssen: Ihr eigener Vater war zu sehr damit beschäftigt gewesen, zu beweisen, dass er mit der Fähigkeit zu gehen nicht auch seine Manneskraft verloren hatte.
    „Single?“, erkundigte Ray sich.
    Ty warf Ray einen verstohlenen Blick zu, sagte jedoch nichts.
    „Ja“, antwortete Jack.
    „Haben Sie mit Lauren gesprochen?“, bohrte Ray weiter.
    „Ja.“
    „Und? Machen Sie es?“
    „Was?“
    „Nichts.“ Ray räusperte sich, als Didi ihn anstieß.
    Jack sah seinen Bruder an. „Ich muss dich einen Moment unter vier Augen sprechen.“
    Ty nickte und wandte sich an Ray und Didi: „Ich komme gleich nach, dann können wir abschließend über die Einzelheiten reden.“
    Didi und Ray verließen den Flur. Erst als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, drehte Jack sich zu seinem Bruder um. „Ich möchte mehr über Lauren Belchoir wissen.“
    „Warum? Du hast gesagt, du hättest bereits genug über sie gehört.“
    Unwillkürlich wünschte Jack sich, dass sie wieder zwölf und neun wären. Dann hätte er Ty in den Schwitzkasten nehmen und ihn zum Reden bringen können, ohne selbst ein Bündel Fragen beantworten zu müssen. Aber diese Zeit war unwiderruflich vorbei. Jack mahnte sich, dass erwachsene Männer ihre kleinen Brüder nicht verprügeln mussten, um Antworten von ihnen zu bekommen. „Ich bin mit ihr zusammengestoßen.“
    Ty rieb sich das Kinn. Jack wusste, er hätte das Thema niemals anschneiden sollen. Doch bei jedem Atemzug nahm er noch den sommerlichen Duft von Laurens Haar wahr. Seine Haut kribbelte bei der Erinnerung daran, wie sich ihre Hand in seiner angefühlt hatte.
    „Sie ist eine gute Mitarbeiterin“, antwortete Ty. „Immer pünktlich, fast nie krank. Zu Weihnachten backt sie Kekse. Und sie macht Überstunden, ohne sich zu beschweren.“ Tys Augen funkelten amüsiert.
    „Ich erwäge nicht, sie einzustellen. Erzähl mir etwas Persönliches über sie.“
    „Ich dachte, du bist gerade mit einer Blondine zusammen. Außerdem habe ich zu tun.“
    „Ty …“
    „Okay, aber sie spielt nicht in deiner Liga. Lauren stammt aus einer traditionsreichen Familie – ganz anders als unsere, in der Ehen wie am Fließband geschlossen werden. Ihre Mom ist Evelina Belchoir. Sie moderiert eine Talkshow für Paare, die auf vielen Fernsehkanälen ausgestrahlt wird.“
    Jack hatte von Laurens Mutter gehört. Was bezeichnend war, da er eigentlich nicht fernsah. Doch seine Sekretärin Moira machte jeden Tag pünktlich um ein Uhr Mittagspause, um keine Minute von Evelinas Ratschlägen zu verpassen.
    Jack und Tys Mom dagegen war eher der häusliche Typ. Sie hatte nach der Schule oft für sie gebacken. Allerdings hatte sie auch immer wieder geheiratet. Sie schien ständig auf der Suche zu sein, doch Jack hatte keine Ahnung, wonach. Sie war mütterlich und ganz vernarrt