Collection Baccara Band 324 (German Edition)
er zu der Empfangssekretärin: „Pat, Ty braucht Ihre Hilfe, um den Konferenzraum für die künftigen Interviewpartner herzurichten.“
Der Sender hatte einen hübschen Eingangsbereich in Kirschholzoptik. Ty meinte, dass die Besucher so den Eindruck bekämen, dass WCPD ein Topsender war. In Wahrheit war das Gegenteil der Fall. Die Einschaltquoten waren im Keller. Der Sender musste dringend etwas tun, um das zu ändern – daher die Aktion „Mile of Men“ zum Valentinstag.
Pat Mallery war länger als jeder andere Mitarbeiter beim Sender. Sie hätte zur Büroleiterin oder vielleicht sogar zur Senderchefin aufsteigen können. Doch sie war lieber an vorderster Front tätig, um vieles als Erste mitzubekommen. Lauren mochte die ältere Frau.
„Alles klar, Chef“, erwiderte Pat. „Wer übernimmt so lange den Telefondienst?“
Ray sah Lauren an.
„Nein. Ich kann nicht“, sagte sie.
Ray zuckte mit den Schultern und setzte sich hin. „Kein Problem. Ich mache das.“
Kurz darauf eilte Lauren über den Flur. Sie wollte bloß fort von diesem seltsamen Kerl, der jetzt ihr Programmdirektor war. Erst als sie mit jemandem zusammenstieß, schaute sie wieder auf. Der Mann vor ihr überragte sie. Seine Augen hatten die Farbe eines winterlichen Himmels – kalt und grau. Sein dichtes schwarzes Haar war an den Schläfen leicht ergraut. Seine Schultern waren breit, und sein Anzug wirkte teuer. Jack Montrose.
„Entschuldigung“, sagte sie, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn zu lange angestarrt hatte.
„Meine Schuld. Ich habe nicht aufgepasst“, gab er zurück. Seine leise tiefe Stimme berührte ihre Sinne wie das Sonnenlicht an einem kalten Tag.
Verdammt. Lauren fühlte, wie ihr ein Schauer über den Rücken rieselte. Sie hatte eine Schwäche für tiefe Stimmen. Vielleicht kam das daher, dass sie schon so lange beim Hörfunk arbeitete. Jedenfalls würde sie viel Geld dafür bezahlen, ihm an einem knisternden Kaminfeuer beim Vorlesen von Sonetten zu lauschen.
Er hatte sie aufgefangen und hielt sie weiterhin an der Schulter fest. Durch ihre dünne Seidenbluse spürte sie deutlich die Wärme seiner Finger. Unwillkürlich wünschte sie sich, dass sie an diesem Morgen ihre Gore-Tex-Weste darüber angezogen hätte. Möglicherweise hätte sie das vor der Gänsehaut geschützt, die sie nun überlief.
„Ich bin Jack Montrose. Und Sie sind …?“
Als er die Hand ausstreckte, ergriff sie sie. Seine Fingernägel waren gepflegt. Alles an ihm war so anziehend. Er schüttelte ihr die Hand, ließ sie danach aber nicht los.
Dies war also der Bruder ihres Chefs. Der Playboy, der nie länger als sechs Monate mit einer Frau zusammen war. Im Jahr zuvor war er in der Stadtzeitschrift als einer der begehrtesten Junggesellen von Detroit porträtiert worden. Irgendwie war er nicht so, wie Lauren ihn sich vorgestellt hatte.
„Lauren Belchoir“, stellte sie sich vor.
„DJ?“
Offensichtlich war er keiner ihrer Fans. Wahrscheinlich hörten ihre Show sowieso nur Menschen, die entweder unter Schlaflosigkeit litten oder Nachtschicht in den Automobilwerken hatten.
„Ja, ich bin Miss Lonely Hearts“, antwortete sie. „Ich moderiere von Mitternacht bis vier Uhr morgens.“ Zumindest war es bisher so gewesen. Wie sollte sie jetzt diesen Mann bitten, an der Mile-of-Men-Aktion teilzunehmen?
Er neigte den Kopf zur Seite und musterte sie eine Minute lang. Lauren strich sich eine ihrer widerspenstigen Locken hinters Ohr. Ihr Bruder Duke zog sie gnadenlos damit auf, dass sie Haar wie die Medusa hätte. Leider war sie im Gegensatz zu der Gestalt aus der griechischen Mythologie nie fähig gewesen, Duke oder irgendeinen anderen Mann durch ihren Anblick zu Stein erstarren zu lassen.
„Ich wette, Sie brechen mit Ihrer Stimme eine Menge Herzen“, sagte er.
„Wieso mit meiner Stimme?“, fragte sie. Für gewöhnlich mochten Männer vor allem ihre Kurven. Sie hatte die Figur, die vor fünfzig Jahren ungeheuer beliebt gewesen war: volle Brüste, eine schmale Taille und runde Hüften. Aber keinem Mann war je ihre Stimme aufgefallen.
„Dieses weiche sexy Timbre. Sie haben eine Schlafzimmerstimme“, meinte er, wobei er selbst eine Oktave tiefer sprach.
Seine Worte klangen wie einstudiert. Was sie wahrscheinlich auch waren, wenn Lauren an seinen Ruf dachte. Mit einem Mal war sie enttäuscht, was sie sich jedoch nicht eingestehen wollte. Sie entzog ihm ihre Finger. Dann trat sie einen Schritt zurück und ging damit noch deutlicher auf Distanz.
Weitere Kostenlose Bücher