Collection Baccara Band 325 (German Edition)
schloss. Er kehrte in sein Apartment zurück, sein großes, stilles Apartment. Dann legte er sich allein schlafen.
7. KAPITEL
Im Une Nuit herrschte an jedem Wochentag Hochbetrieb, aber heute war Freitag. An den Freitagen war es immer noch voller, das Publikum noch jünger, hipper und begeistert von der Küche, einer mutigen Kombination aus französischer und asiatischer Kochkunst. Über diese Küche wurde in den Medien ständig geschrieben, womit das Restaurant der In-Laden schlechthin war. Hierher kamen all jene, die sehen und gesehen werden wollten.
Mit Jessie im Schlepptau bahnte sich Scarlet einen Weg durch die Menschenmenge im Barbereich des Lokals, während sie nach ihrem Cousin Bryan Ausschau hielt. Zwar würde er sich vermutlich später beim Essen kurz zu ihnen an den Tisch setzen, doch die meiste Zeit schwirrte er in seinem Restaurant herum, um überall da einzuspringen, wo gerade Not am Mann war.
Sie hatten fast das Stehpult des Oberkellners erreicht, da entdeckte Scarlet Stash Martin, einen unverschämt gut aussehenden Franzosen Anfang dreißig. Als Manager des Une Nuit war er genauso eine feste Größe im Restaurant wie Bryan als Eigentümer.
„Herzlich willkommen, Scarlet“, sagte er, dann tauschten sie Wangenküsse aus. „Wenn du Bryan suchst, muss ich dir leider sagen, dass er nicht da ist. Er ist nicht einmal in der Stadt. Schon wieder.“
„Wohin er bloß immer unterwegs ist?“, fragte Scarlet, ohne eine Antwort zu erwarten. Sie stellte Stash Jessie vor, die staunend das Geschehen beobachtete.
Bryan war schon immer ein Abenteurer gewesen, auch wenn sein Restaurant für ihn wichtiger zu sein schien als alles andere. Trotzdem war und blieb er ruhelos, ein Reisender, doch das Geschäft lief gut, weil er sich auf seine Mitarbeiter verlassen konnte.
„Du hättest sicher gern einen Tisch. Der Elliott-Tisch ist frei.“
„Und? Was meinen Sie?“, fragte Scarlet an Jessie gewandt. „Tisch oder Theke? Wie hungrig sind Sie?“
„Nicht allzu sehr. Die Theke ist erst einmal völlig okay.“
„Einen Augenblick“, sagte Stash und ging zum Oberkellner.
Scarlet hatte Jessie dazu überreden können, sich aus dem Schrank voller Designerkleidung in der Redaktion ein Outfit auszuborgen. Allerdings war es ihr nicht gelungen, die junge Frau dazu zu bewegen, ihr Haar zur Abwechslung offen zu tragen. So war es wie üblich zum Zopf geflochten. In der Kombination aus schwarzer Lederhose und Rollkragenpullover wirkte Jessie jedoch trotzdem anders, vor allem viel schicker als sonst. Auch Scarlet, die sich normalerweise durch ihre Vorliebe für kräftige Farben von der Menge abhob, war in Schwarz gekleidet: Minirock, Stiefel und Lederjacke mit Gürtel. Die Haare hatte sie zu einem lässigen Knoten hochgebunden. Sie betrachtete ihren Look als einen weiteren Aspekt ihrer Persönlichkeit.
Stash kam zu ihnen zurück und deutete auf ein Paar genau in der Mitte der langen, schwarz lackierten Theke. „Stellt euch hinter die beiden. Sie werden an ihren Tisch gerufen, sobald ihr bei ihnen seid.“
„Du bist der Beste“, sagte Scarlet und lächelte ihn an.
Er hob Scarlets Hand, um ihr einen Kuss zu geben, woraufhin sie übertrieben mit den Wimpern klimperte.
„Wann wirst du endlich mit mir schlafen, damit du über mich hinwegkommen kannst, ma chérie ?“, fragte er – so wie immer, wenn sie sich sahen.
„Bald“, antwortete sie, so wie sie es immer tat.
Minuten später saßen Scarlet und Jessie an der Theke und warteten auf ihre Drinks.
„So etwas wie dieses Lokal habe ich noch nie gesehen“, erklärte Jessie voller Ehrfurcht. „Ich komme mir vor wie in einem Film. Alles ist rot und schwarz und sexy . Und diese Tische mit der kupfernen Tischplatte!“
„Vielleicht bestellen wir ja später doch noch etwas zu essen, dann bekommen Sie auch einen Eindruck davon, wie hier die Gerichte schmecken.“ Scarlet nickte dem Barkeeper lächelnd zu, als der ihr einen Apple Martini hinstellte, dann hob sie ihr Glas in Jessies Richtung. „Auf die Abenteuer der Großstadt.“
„Ich wünschte, ich könnte mir mehr von diesen Abenteuern leisten. Aber vielleicht klappt es ja eines Tages, wenn ich einen bezahlten Job habe. Im Moment ist jeder Cent meiner Ersparnisse genauestens verplant. Danke noch mal für die Einladung.“
„Zeigen Sie bei Charisma weiter so viel Einsatz wie bisher, und es könnte sein, dass Ihnen am Ende des Praktikums eine Stelle angeboten wird.“ Scarlet trank einen Schluck und sah sich
Weitere Kostenlose Bücher