Collection Baccara Band 325 (German Edition)
sollen die Leiter nicht anfassen.“
„Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte niemand Ihren Sturz abgebremst.“
„Gut“, meinte sie und reckte ihr Kinn. „Genauso mag ich es. Wenn ich falle und mir etwas tue, trage ich allein die Verantwortung dafür.“
„Sie übernehmen gerne die ganze Verantwortung, was?“
„Was ist daran falsch?“
„Sie können nicht für alles allein verantwortlich sein. So funktioniert die Welt nicht.“
„Aber ich kann es versuchen.“
„Wovor haben Sie Angst?“
„Ich habe vor gar nichts Angst.“
„Nein?“
„Nein“, sagte sie ernst.
„Warum widerstrebt es Ihnen so, sich helfen zu lassen?“
„Tut es gar nicht.“
„Doch!“
„Ich mag Sie nicht.“ Sie wich einen weiteren Schritt zurück und stieß gegen die geschlossene Tür. Sie wirkte plötzlich ängstlich und erschrocken.
Das war nicht gut. Er wollte nicht, dass sie sich vor ihm fürchtete. Er konnte sich an keine einzige Frau erinnern, die sich je vor ihm gefürchtet hätte. Er gehörte eigentlich nicht gerade zur angsteinflößenden Sorte Mann. Aber wie hatte er sie dann erschrecken können?
„Ich mag Sie nicht“, wiederholte sie.
„Tja, da haben wir was gemeinsam. Ich mag Sie auch nicht besonders. Sie sind viel zu launisch.“ Was war denn jetzt mit ihm los? Was war mit dem Filter passiert, der eigentlich zwischen seinem Hirn und seinem Mund sein sollte? Weshalb provozierte er sie so? Wollte er etwa von ihr gefeuert werden? Wollte er den Erwartungen seiner Brüder insgeheim gar nicht entsprechen? Oder neigte er zur Selbstzerstörung? Vielleicht war er auch nicht ganz richtig im Kopf.
„Und Sie sind viel zu glatt.“ Fest biss sie die Zähne aufeinander.
„Ich wollte bloß helfen. Und wenn Sie sich hätten helfen lassen, wäre das alles nicht passiert.“ Wieder kam er näher.
Dieses Mal behauptete sie sich und ballte die Fäuste. „Ich mache eben lieber alles selbst.“
Er schnalzte mit der Zunge und überbrückte die kleine Distanz zwischen ihnen mit einem Schritt, bis sie sich wieder direkt gegenüberstanden. „Jeder braucht ab und zu Hilfe.“
Er senkte leicht den Kopf.
Kiara schluckte hörbar. „Ich nicht.“
„Lügnerin“, sagte er, und dann küsste er sie tatsächlich.
Er hatte sie nur necken wollen. Nur ganz sacht mit seinen Lippen über ihre streichen, um ihr zu zeigen, dass es nicht ganz so schlimm war, ihn zu küssen. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich ihm entgegenreckte und ihren hübschen Mund für ihn öffnete. So süß.
Wyatt schloss die Augen. Sie war weich und warm und geschmeidig. Sie schmeckte würzig, wie Minze, frisch und kühl, scharf und echt. Er fühlte sich, als würde er die Balance verlieren, und er hätte schwören können, dass die Erde unter ihm bebte.
Kiara riss sich los. „Mr Jordan“, sagte sie steif.
„Ja, Miss Romano?“ Er öffnete seine Augen.
„Ich glaube nicht, dass diese Beziehung in irgendeiner zufriedenstellenden Weise funktionieren wird. Für keinen von uns.“
„Nein?“ Warum konnte er dann die Lust in ihren Augen schimmern sehen?
„Nein.“
„Also, was soll das bedeuten?“
„Das bedeutet, Mr Jordan, dass Sie gefeuert sind.“
„Sie können mich nicht feuern. Sie bezahlen mich ja nicht.“
Sie stutzte kurz. „Dann sind Sie eben nicht länger mein Praktikant.“
„Nur weil ich Sie aufgefangen habe?“
Sie reckte das Kinn. „Ganz genau.“
„Also, wenn ich Sie nicht gestützt hätte, und Sie hätten sich ein Bein gebrochen, wäre das dann in Ordnung gewesen?“
Ihre Lippen zuckten. „Sie sind unmöglich.“
„Was ist mit dieser ganzen Superschmecker-Sache? Ich dachte, Sie hätten seit Jahren nach jemandem mit meinem Talent gesucht. Brauchen Sie meine Zunge doch nicht?“ Okay, damit war er zu weit gegangen, das wusste er, kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte. Aber es machte so viel Spaß zu sehen, wie ihr nachgerade Qualm aus den Ohren quoll.
„Und wenn Sie das letzte Geschmacksgenie auf Erden wären! Dann würde ich lieber Essig herstellen. In drei Stunden legt eine Fähre zum Festland ab. Seien Sie an Bord.“
4. KAPITEL
Üppig: Ein sehr aromatischer Wein. Vollmundig.
In Kiaras Kopf herrschte wildes Durcheinander. Sie konnte Wyatt Jordans Dreistigkeit einfach nicht fassen. Sie verbrachte ihre Tage im Labor oder in den Weingärten und war attraktive, freche Charmebolzen wie ihn nicht gewöhnt, die ein Nein nicht gelten ließen, ihr unverfroren widersprachen und so sexy waren,
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