Collection Baccara Band 329
Zeigefinger auf sie. „Ich will wissen, wie du das gemacht hast. Hast du mich ausspioniert? Hast du meine Geschäftsgespräche belauscht? Bist du meine Unterlagen durchgegangen, sobald ich dir den Rücken zugewandt habe? Hast du dich nachts in meinen Computer gehackt?“
Nun wurde ihre Miene trotzig, sie hob das Kinn. Ihr Blick war kühl, und die Tränen verschwanden. Wie einfach sie das Wasser an- und wieder abstellen kann, dachte er gehässig.
„Ich habe nichts dergleichen getan, und das weißt du auch.“
Tagg glaubte ihr nicht. Er würde kein weiteres Wort mehr aus ihrem hübschen verräterischen Mund glauben. „Du weißt, dass du mich hereingelegt hast. Ich habe gerade angefangen, mich in dich zu verlieben. Du bist gut, Callie. Du hast mich ständig unterhalten. Weiß eigentlich dein Vater, wie gut du im Bett bist? Bezahlt er dich dafür, dass du mich mit Sex ablenkst?“
Sie holte aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „Du Mistkerl!“
Taggs Ärger schwoll an. Er ballte die Hände und zog sich einen Schritt von ihr zurück. „Mach das nie wieder.“
„Das kann ich nicht versprechen“, fauchte sie ihn an.
Callies Handy läutete. Sie schaute zum Schreibtisch, wo sie es hingelegt hatte, doch dann sah sie wieder Tagg an.
Das Handy läutete weiter.
„Das ist dein Vater, stimmt’s?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht mein Vater.“
„Geh ran, Callie, oder ich werde es tun.“
Callie nahm das Telefon und schien die Nummer zu erkennen, die auf dem Bildschirm aufleuchtete. „Hallo“, meldete sie sich leise.
Eindeutig war die tiefe Stimme eines Mannes am anderen Ende zu hören. Tagg nahm ihr das Handy aus der Hand und hielt es sich ans Ohr.
„Hallo, Callie. Hier spricht John Cosgrove. Ich habe den Besitzer von Wild Blue für Sie ausfindig gemacht. Ich habe hier seinen Namen. Er denkt darüber nach, ihn zu verkaufen. Für einen entsprechenden Betrag können Sie ihn wahrscheinlich zum Verkauf überreden.“
Erschüttert betrachtete Tagg das Telefon. Sein Magen verkrampfte sich. Er drehte sich zu Callie um, als befände er sich in einem Traum, aus dem er nicht fliehen konnte. „Du wolltest Wild Blue kaufen?“
„Alles Gute zum Geburtstag, Tagg“, stieß sie wütend hervor.
Tagg schloss die Augen, als ihm sein Fehler bewusst wurde.
Aber jetzt war es zu spät, denn Callie war schon zur Vordertür hinausgelaufen.
Sie war weg.
Um ein Haar verfehlte Tagg den Stuhl, als er sich darauf sinken ließ. Er hielt sich an den Armlehnen fest, weil er das Gefühl hatte, in ein tiefes Loch zu fallen. Was hatte er sich bloß gedacht? Vielleicht hatte er ja überhaupt nicht gedacht. Vielleicht hatte er sich von Emotionen leiten lassen, die er schon viel zu lange unterdrückte. Vielleicht hatte er einfach viel zu viel Angst, um sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen.
Er hatte Callie auf der Ranch wie eine Bewohnerin zweiter Klasse behandelt. Er hatte sie immer auf Armeslänge von sich weggehalten und sie immer wieder zurückgewiesen.
Sie verdiente es nicht, so behandelt zu werden.
Draußen vor dem Fenster bewegte sich etwas, er sah hinaus. Callie hatte Freedom gesattelt und ritt weit nach vorne gebeugt mit halsbrecherischer Geschwindigkeit Richtung Norden in die Red Ridge Mountains.
Tagg rannte zur Tür hinaus und rief ihr hinterher. „Callie!“
Doch sie hörte ihn nicht. Sie war schon zu weit weg.
Einen Augenblick lang blieb Tagg stehen. Er war niedergeschlagen, wütend, beschämt.
Dann fiel ihm ein anderer Streit ein, den er mit seiner ersten Frau gehabt hatte, und seine Schuldgefühle schienen ihn plötzlich zu überwältigen. Er hatte Heather weggehen lassen, nachdem sie gestritten hatten. Er war stur und hochmütig gewesen, und etwas Schreckliches war passiert. Sie war gestorben, weil er sie nicht zurückgehalten hatte. Weil er ihr nicht nachgegangen war.
Seine Gedanken kehrten zu Callie zurück. Er hatte sie furchtbar verletzt. Er hatte sie beschuldigt, ihn zu verraten, ohne ihr eine Chance zu geben, etwas zu erklären. Dabei hatte er sich total in ihr getäuscht. Eigentlich hätte kein Anruf von John Cosgrove nötig sein müssen, um ihn aufzurütteln. Er hätte Callie vertrauen sollen.
Sie war ein guter Mensch. Sie hatte seine Launen hingenommen und sich nie beschwert. Er dachte daran, dass sie sofort von Boston nach Hause gekommen war, als ihr elender Vater krank wurde. In Red Ridge hatte sie dann geholfen, Penny’s Song aufzubauen. All das hatte sie getan,
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