Collection Baccara Band 329
sie sich, wie lange sie dabei noch mitmachen konnte … Rasch verbannte sie den Gedanken aus ihrem Kopf. Diese Nacht war nicht der richtige Zeitpunkt für solche Überlegungen. In dieser Nacht gab es nur sie beide – und Tanners verruchte Einfälle.
12. KAPITEL
Als er aufwachte, leuchtete die Morgenröte durch einen Spalt zwischen den Vorhängen. Irgendetwas ist anders, stellte Tanner fest. Aber was?
Er brauchte zwei Minuten, um es herauszufinden.
Kein Albtraum.
Zum ersten Mal seit vier Monaten hatte er nicht von Tod, gellenden Schreien und blutüberströmten Körpern geträumt.
Mias Kopf lag auf seiner Brust, eines ihrer Beine über seinem Oberschenkel. Ihre schmale Hand ruhte auf seinem Bauch.
Sie macht den Unterschied, erkannte Tanner.
Letzte Nacht war er davon besessen gewesen, Mias Gedanken an andere Männer – alle vor dieser Reise und all jene, die danach kommen würden – auszulöschen. Er hatte sie bis zur absoluten Erschöpfung geliebt, bis er zu müde gewesen war, um zu träumen.
Bei der Erinnerung an die vergangenen Stunden musste Tanner lächeln. Gleich darauf erstarb sein Lächeln. Heute musste er sich von Mia trennen und zurück nach Atlanta fliegen. Es fühlte sich in jeder Hinsicht falsch an, doch er wusste, dass es keine Alternative gab. Eine traumlose Nacht bedeutete nicht, dass er Mia wieder in sein Leben lassen durfte. Bis es ihm wieder leidlich gut ging, würde er noch etliche Rückschläge erleben. Und er durfte weder Mia noch irgendeiner anderen Frau zumuten, diesen Prozess an seiner Seite durchzumachen.
Einen guten Mann hatte Mia ihn genannt. Ihre Worte ermutigten ihn. Seit den Ereignissen in Mosul war er blind gewesen für seine guten Seiten. Er hatte ganz vergessen, dass er ein guter Soldat gewesen war und sein Vaterland nach Kräften beschützt hatte, solange er konnte. Dafür brauchte er sich nicht zu schämen.
Doch was Mia anging … Um keinen Preis wollte Tanner sie erneut enttäuschen. Sie hatte den idealistischen und ehrgeizigen Studenten gekannt. Nicht den lebensmüden Soldaten, den Zeugen von sinnlosem Tod und Zerstörung. Ja, er hatte für das Gute gekämpft, für eine bessere Welt. Er liebte sein Land nach wie vor und respektierte die Armee. Irgendwo in seinem Herzen würde er immer Soldat bleiben.
Allerdings trug er heute keine Scheuklappen mehr. Was er gesehen hatte, gefiel ihm nicht. Es war einfach zu grausam und zu schmerzhaft gewesen. Du gehörst jetzt zu den Mängelexemplaren, sagte er sich desillusioniert.
Sosehr sich Tanner auch einen Neuanfang mit Mia herbeisehnte – er glaubte nicht, dass er dazu fähig war. Und er hatte zu große Angst vor dem Scheitern, um es zu versuchen.
Du bist feige, warf er sich vor. Wenn auch anders, als Dad es neulich meinte.
Wenn ihr der Richtige über den Weg liefe, würde sie ihren alten Wunsch nach Ehe und Familie vielleicht wieder hervorkramen, hatte Mia gesagt. Tanner wollte nicht, dass sie das tat – jedenfalls nicht für ihn , denn das Chaos in seinem Leben würde ihnen keine Chance lassen.
Mia seufzte schlaftrunken. Tanner spürte, dass sie die Augen öffnete, denn ihre Wimpern kitzelten seine Brust. Es war ein schönes Gefühl. „Raus aus den Federn“, murmelte er mit rauer Stimme.
„Woher weißt du, dass ich wach bin?“
„Ich bin eben einfühlsam.“
„Hab ich mich bewegt?“
„Es waren deine Wimpern. Sie haben mich gekitzelt, als du die Augen aufgeschlagen hast.“
Mia schnurrte wie eine zufriedene Katze. „Warum bist du eigentlich immer vor mir wach?“
„Gewohnheit. Ich musste oft schon vor Sonnenaufgang raus.“
„So früh war ich noch nie am Start.“ Sie blickte zu ihm hoch. „Weißt du, was mir aufgefallen ist?“
„Was denn?“
Mia lächelte. „Du hattest letzte Nacht keinen Albtraum.“
„Ich weiß.“ Tanners Kehle wurde eng. „Das erste Mal seit vier Monaten. Eine nette Abwechslung.“
Sie stemmte sich auf einen Ellbogen hoch. „Vier Monate?“ Zwischen ihren Brauen erschien eine senkrechte Falte. „So lange hast du diese schrecklichen Träume schon?“
Er konnte die Sorge in ihren Augen lesen, als er nickte.
„Hast du mit jemandem darüber geredet? Ich meine nicht mich“, schob Mia hastig hinterher. „Sondern einen Fachmann.“
„Ja. Es dauert halt seine Zeit. Angeblich wird es irgendwann einfacher.“
„Weil es nicht mehr schlimmer werden kann?“ Mia schluckte. „Ist es denn wenigstens etwas besser geworden, nachdem du die Armee verlassen
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