Collection Baccara Band 329
der die Treppe hochgerannt kam, als ginge es um sein Leben, reichte, um ihr klarzumachen, dass er Bescheid wusste.
Nach einer zehnminütigen Fahrt auf dem Highway verlangsamte Tagg das Tempo und bog in eine gewundene Straße ein. Sie fuhren an hohen Pappeln vorbei und an grünen Wiesen mit farbenfrohen Wildblumen, die der Frühlingsregen zum Blühen gebracht hatte. Der Elizabeth Lake kam in Sicht, und beim Näherkommen sah Callie die Reflexionen des schwächer werdenden Sonnenlichts auf der dunkelblauen Wasseroberfläche glitzern.
Tagg parkte an einer seichten Uferstelle. Er wirkte nun ruhiger, und sein Gesicht war entspannter. Hoffentlich ist das nicht bloß Wunschdenken, überlegte Callie. Er stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. „Geh ein Stück mit mir spazieren.“ Sie ergriff seine Hand, und Tagg half ihr beim Aussteigen.
Ihre Haut kribbelte durch seine Berührung. Doch Tagg ließ ihre Hand los, sobald Callie sicher auf dem Boden stand. Sie hatte sich getäuscht. Seine Wut war nicht abgeklungen – er versteckte sie jetzt bloß besser. Ein Muskel an seinem Kinn zuckte. Kühl und unnahbar blickte Tagg sie an. Das war ein schlechtes Zeichen.
Er ging mit ihr zu einer Stelle am See, wo hohes weiches Gras wuchs. „Setzen wir uns.“
Tagg wartete, bis sie sich niedergelassen hatte, dann setzte er sich neben sie und blickte auf das Wasser. „Das Baby ist von mir?“
Eigentlich hatte Callie diese Frage erwartet. Sie schluckte, um den Knoten zu lösen, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte. „Ja“, sagte sie dann. „Du bist der einzige Mann, mit dem ich seit Boston zusammen war.“
„Was ist mit dem Schreiner? Mit dem hast du dich doch auch getroffen.“
Callie zuckte zusammen. Wie es schien, hatte ihr Vater ihm alles erzählt. Sie schüttelte den Kopf. „Unsere Beziehung hat sich nicht so weit entwickelt. Ich … Troy … Wir sind uns körperlich nie nähergekommen“, erwiderte sie.
Tagg atmete scharf ein. „Du hast dich über deinen Vater geärgert und dann? Hast du mich verführt, um ihn zu verletzen?“ Er drehte sich so weit zu ihr um, dass er ihr genau in die Augen sehen konnte. „Er hat dich nie in unsere Nähe gelassen. Du durftest nicht einmal mit uns reden. Als du mich an diesem Abend entdeckt hast, da hast du dir überlegt, du könntest deinem Vater mit mir eins auswischen. Selbst wenn er das nie erfahren hätte, wärst du innerlich befriedigt gewesen. Du hast die Rechnung beglichen, indem du dich mit mir im Bett herumgewälzt hast. Das war wirklich eine tolle Nummer, Callie.“
„Nein! So war das nicht.“
„Deinen Vater zu ärgern, hat dir bestimmt verdammt viel Spaß gemacht.“
„Tagg, hör zu. Du irrst dich. Ich kann das erklären.“
„Ich glaube nicht. Alles ergibt jetzt Sinn.“ Er sprach in so überzeugtem Ton, als könne nichts auf der Welt seine Meinung ändern.
„Ich meine, das war nur zum Teil der Grund.“ Was konnte sie noch sagen? Sollte sie erklären, dass sie sich plötzlich ihrem Traummann gegenübergesehen hatte? Sollte sie sagen, dass sie endlich die Chance gesehen hatte, zu bekommen, was sie wollte, die Gelegenheit, alles auf eine Karte zu setzen und etwas Verrücktes zu tun, etwas, das ihr gar nicht ähnlich sah? Wie konnte sie ihm das deutlich machen? Wie konnte sie ihm sagen, dass sie ihn liebte?
Aber das spielte sowieso keine Rolle. Er würde ihr nie glauben.
Seine Augen waren jetzt ganz dunkel. „Du bist absichtlich schwanger geworden, Callie. Das ist die ultimative Rache. Du bekommst einen Bastard von einem Worth. Wann wolltest du mir das sagen?“
„Nein! Tagg, das stimmt nicht. Das kannst du doch nicht wirklich glauben!“
„Verdammt, ich weiß nicht, was ich glauben soll.“ Mit angewiderter Miene drehte er sich weg.
„Bitte. Es tut mir leid, dass ich dir das nicht früher gesagt habe. Ich habe auf den richtigen Moment gewartet. Ich hab’s nicht darauf angelegt, schwanger zu werden. Niemals. Das musst du mir glauben. Ich bin nicht … skrupellos.“
Tagg warf ihr einen scharfen Blick zu. „Du bist eine Sullivan.“
Das sagte alles. Callies Augen füllten sich mit Tränen. „Ich bin nicht mein Vater, Tagg.“
„Warum hast du mir dann nichts gesagt? Vegas wäre ein guter Zeitpunkt gewesen. Wir waren die ganze Nacht ungestört zusammen. Da hättest du doch mal so etwas wie ‚Ach, übrigens, Tagg, ich bin schwanger von dir‘ einfließen lassen können.“
„Ich … konnte nicht.“ Sie fühlte sich
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