Collection Baccara Band 330
war, seit sie Lainie mit einer Brille gesehen und entdeckt hatte, dass sie damit ihre Augenfarbe verbergen und trotzdem hip aussehen konnte. „Mein Vater“, sagte sie leise. „Meine Mutter ist vor drei Jahren gestorben.“
„Das tut mir leid.“
Seine Fingerspitzen streiften ihre Hand. Es war die harmloseste Geste der Welt, doch die Berührung beschleunigte ihren Pulsschlag. „Danke. Sie hatte ein Aneurysma. Es ging sehr schnell.“
„Mein Vater ist vor fünf Jahren gestorben. Es war sehr schwierig für meine Mutter und meine Geschwister.“
Die Sanftheit in seiner Stimme überraschte sie. „Ich hörte, dass Sie vier Schwestern haben.“ Allmählich entspannte sie sich etwas und hoffte, dass sich das Gespräch wenigstens ein paar Minuten um ihn drehte. „Wo leben sie?“
„In der Nähe meiner Mutter. Glauben Sie mir, bei uns ging es immer ganz schön rund.“
„Kein Wunder, dass Sie so gut mit den vielen Frauen bei Charisma umgehen können. Sie kennen sich damit aus.“
„Stimmt.“ Er trank einen Schluck. „Aber bleiben wir beim Thema. Bei Ihnen. Haben Sie Geschwister?“
„Ich bin Einzelkind.“ Sollte sie ihm anvertrauen, dass sie adoptiert worden war, oder könnte sie dadurch unnötig Aufmerksamkeit erregen? Inwieweit war Finolas Vergangenheit bekannt? Seit sie in New York eingetroffen war versuchte sie, eine Antwort auf die Frage zu finden. Sie senkte die Stimme und sagte verschwörerisch: „Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten?“ Er beugte sich vor, als hätte sie ihn an einer Leine zu sich gezogen.
„Gern.“
„Es ist das erste Mal, dass ich östlich der Rockys bin.“
„Nee, oder?“ Er lehnte sich wieder zurück.
Sie nickte und genoss den Blickkontakt und den Anflug eines Lächelns um seinen Mund. War ihr eigentlich jemals richtig die vollkommene Form seiner Lippen aufgefallen?
Oh ja. Einige Male sogar.
„Sie haben sich schnell akklimatisiert.“
Sie zog die Nase kraus. „Ohne Ampel kann ich noch immer keine Straße überqueren.“
„Tss, tss, tss“, machte er, als wäre er enttäuscht von ihr. „Können Sie denn ein Taxi rufen?“
„Brauche ich nicht, ich kann mir keins leisten.“ Sie tippte auf seine Hand, nur um erneut das Vergnügen zu haben, ihn zu berühren. „Sie bezahlen mich nicht, schon vergessen?“
„Ach ja.“ Einen Moment betrachtete er sie nachdenklich. „Wie können Sie sich dann ein Apartment in Manhattan leisten? Und Kleidung? Und Essen?“
Jessie ließ ihre Finger spielerisch über den langen Stiel ihres Glases gleiten. „Meine Mutter hat mir etwas Geld hinterlassen, davon lebe ich. Ich teile mir mit Lainie Sinclair, Korrekturleserin und Hüterin des Schlüssels zur Kleiderkammer, eine kleine Wohnung.“ Sie lächelte ihn vielsagend an, da es allgemein bekannt war, dass die einzige Vergünstigung, die die untergeordneten Angestellten hatten, die Möglichkeit war, sich Kleidung aus Charismas gut bestückter Kleiderkammer zu leihen. „Und ich esse nicht viel.“
Er schwieg, und Jessie fragte sich plötzlich, ob er ihr misstraute, so wie er sie ansah, fast als glaubte er nicht, dass sie die Wahrheit sagte.
„Sehe ich aus, als würde ich viel essen?“, erkundigte sie sich lächelnd.
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf.
„Warum starren Sie mich dann an, als hätte ich etwas Falsches gesagt?“
Er lachte unsicher. „Ich überlege nur, wohin ich unsere hungernde Praktikantin zum Dinner einlade. Worauf haben Sie Appetit?“
Auf dich, dachte sie verwegen, ich habe Appetit auf dich.
„Französische Küche, mexikanische, japanische. Irgendetwas. Ich esse alles.“
Hatte sie gerade eine Einladung zum Abendessen mit ihrem Chef, der rechten Hand von Fin Elliott akzeptiert?
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er genauso überrascht und erfreut wie sie.
Es lief absolut nicht so, wie Cade es geplant hatte. Während Jessie die Damentoilette aufsuchte und er die Getränke bezahlte, rief er sich in Erinnerung, dass er herausfinden wollte, warum sie Fin aus dem Weg ging und was sie verheimlichte, nicht, wie weit dieses Date sich entwickeln ließe.
Reiß dich am Riemen, Mann. Mit einer Praktikantin ins Bett zu gehen, war vielleicht nicht verboten, aber keineswegs professionell. Es könnte ein Fehler sein, doch Jessie Clayton hatte etwas an sich, das bei ihm den Wunsch weckte, dieses Risiko einzugehen.
Sie hatte alles bestätigt, was in ihrer Akte stand. Angefangen bei ihrer Ausbildung, bis hin zu der Tatsache, dass sie sich nicht in
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