Collection Baccara Band 330
einer der anderen Redaktionen vorgestellt hatte. Trotzdem sagte ihm sein sechster Sinn, dass Jessie Clayton irgendetwas verheimlichte, und wegen des erbitterten Wettstreits unter den vier Topmagazinen von EPH traute er den Elliotts einiges zu.
Die Elliotts spielten, um zu gewinnen, doch wären sie so hinterhältig, ein unschuldiges Mädchen aus Colorado zu beauftragen, für sie zu spionieren?
Er musste es herausfinden, aus diesem Grund hatte er sie zum Essen eingeladen. Das hatte nichts mit dem strahlenden Lächeln oder ihrem wunderschönen glockenhellen Lachen oder der ansprechenden Figur zu tun, die sie vermutlich dem Reitsport verdankte.
Die Vorstellung, wie sie auf dem Rücken eines Pferdes durch die Landschaft galoppierte, erregte ihn.
Vorsicht, Junge. Mach keinen Fehler. Dies ist reine Recherche.
Jessie schenkte ihm ihr fröhliches Lächeln, als sie sich näherte. Vielleicht verheimlichte sie etwas, doch wenn sie es tat, dann verbarg sie es in einer betörenden Verpackung. Sie wirkte ungekünstelt und natürlich. Ganz anders als die Frauen, mit denen er bisher ausgegangen war.
Das ist kein Date.
„Also, wohin gehen wir?“, fragte sie und nahm ihre Handtasche. „Französisch, japanisch, eine Mischung? Ich kenne einen tollen Chinesen am Times Square.“
Er musste sich auf seine Nachforschungen konzentrieren. „Es ist schon erstaunlich. Sie waren nie zuvor in New York und kommen einfach an, finden ein Apartment, einen Job, Freunde …“
„Genau genommen hatte ich erst den Job und dann das Apartment“, sagte sie. „Nach dem Vorstellungsgespräch habe ich mich mit Lainie unterhalten. Dabei erwähnte sie, dass ihre Mitbewohnerin heiratet und auszieht. Das war reines Glück.“
„Ich erinnere mich an unser Gespräch.“ Er hielt ihr die Tür auf und sie traten hinaus in die Abenddämmerung. Er neigte den Kopf an ihr Ohr und senkte die Stimme: „Das war vor Ihrer Hornbrillenphase.“
Sie wurde blass, womit er nicht gerechnet hatte. Eigentlich hatte er ein leichtes, melodisches Lachen erwartet und dass sie vielleicht die Brille absetzte. Stattdessen fasste sie an das Gestell, als müsse sie sich vergewissern, dass es noch da war.
„Ich vertrage keine Kontaktlinsen.“
Es klang fast entschuldigend. Sie musste seine Worte als Beleidigung aufgefasst haben. „Jessie.“ Er blieb stehen und griff nach ihrem Ellenbogen. „Ich wollte damit nicht sagen, dass Sie nicht …“ Hübsch sind. „Mir ist nur aufgefallen, dass Sie damals keine Brille getragen haben.“
Sie löste ihren Arm aus seinem Griff. „Sie gehört zu meinem New-York-Look“, sagte sie so unbeschwert, dass es etwas aufgesetzt klang. „Also, wohin gehen wir?“
„Französisch. Soho. Es wird Ihnen gefallen.“ Er führte sie an die Straßenecke, wartete eine Lücke im Verkehr ab, legte eine Hand an Jessies Rücken und marschierte los. Sie machte ein paar Schritte und zögerte dann, weil ein Taxi auf die Kreuzung zuraste.
Er zog sie weiter. „Nicht zögern. Nie.“ Sie hasteten über die Straße, und das Taxi raste hinter ihnen vorbei. „Niemals Unsicherheit zeigen. Nie stehen bleiben, nie zeigen, dass die die Stärkeren sind. Das sind die Regeln der Stadt.“ Es waren auch die Regeln seines Lebens.
„Beim Reiten ist es ähnlich“, stellte sie lachend fest. „Man muss dem Pferd klarmachen, wer das Sagen hat.“
„Genau.“ Cade hob einen Arm, und sofort hielt ein Taxi an. „Ich habe die Fotos an Ihrem Arbeitsplatz gesehen. Sie scheinen eine richtige Pferdenärrin zu sein.“ Er ließ Jessie zuerst einsteigen, dann rutschte er neben sie auf den Rücksitz, näher, als er es sich bei jeder anderen Kollegin erlaubt hätte. Jessie schien nichts dagegen zu haben.
„Ja, ich liebe Pferde. Und ich vermisse Oscar.“
Er lachte. „Oscar? Das klingt nicht nach einem Pferd. Pferde heißen Silver oder Gypsy.“ Sie stieß ihm leicht einen Ellenbogen in die Rippen, und sein Körper spannte sich an.
„Das kann nur ein Stadtmensch sagen. Tatsächlich ist mein Pferd nach einem berühmten Designer benannt.“
„De la Renta?“
„Gibt es noch einen Oscar? Ich sagte Ihnen doch, dass ich Mode liebe. Deshalb habe ich mich bei Charisma beworben.“ Sie schob die Brille ein kleines bisschen hinunter und blickte über den Rand. „Glauben Sie mir nicht?“
Aha, grüne Augen. Sie waren nicht einfach grün, sie funkelten wie Smaragde, waren tief wie das Meer und genauso unergründlich. Er hätte stundenlang hineinsehen können. „Warum
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