Collection Baccara Band 330
sie ein Plätzchen und in der anderen einen Pinsel, von dem rote Glasur heruntertropfte.
Ihre Augen blitzten auf. „Du weißt genau, was ich meine. Uns gelingt der ‚Tanz am Morgen danach‘ ganz gut, finde ich.“
„Findest du?“
Achselzuckend senkte sie den Blick. „Wir tauschen Höflichkeiten aus und sprechen das Thema nicht an, so, als würde es dadurch von selbst verschwinden.“
„Da hast du recht“, meinte Sam.
„Und deshalb …“
„Ist es ganz klar, dass du darüber reden willst.“
Das Lächeln, das sie ihm zuwarf, ließ in ihm sämtliche Alarmglocken schrillen, und ihm war auf einmal gar nicht mehr nach Reden.
Sam nahm noch einen Schluck Kaffee, in der Hoffnung, dass das Koffein bald Wirkung zeigen würde, denn er fühlte sich immer noch recht schlapp. Tricia war schon seit Stunden wach und hatte zweifellos darüber nachgedacht, was sie zu ihm sagen würde. Und welche Antwort sie von ihm erwartete. Er war erst vor einer Viertelstunde aufgestanden und wusste nur eins, nämlich, dass er zu diesem Gespräch noch nicht bereit war.
„Es führt wohl auch kein Weg an diesem Gespräch vorbei, oder?“
„Nein.“
„Okay.“ Sam setzte die Tasse auf dem Tisch vor sich ab. Er holte tief Luft: „Mist.“
Tricia lachte. „Na, das hört sich ja vielversprechend an.“
„Hab’s nicht so gemeint. Ich weiß nur nicht, was es zu besprechen gibt.“ In einem Jahr vielleicht, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, können wir vielleicht mal darüber reden, dachte Sam bei sich.
„Ziemlich viel, und es ist mir wichtig.“ Sie nahm noch ein Plätzchen und verzierte es mit roter Farbe. „Also fangen wir an.“
Sam biss die Zähne zusammen. Er war völlig angespannt.
„Möchtest du mir von deiner Frau erzählen?“, fragte sie leise.
„Nein.“ Wenn er jetzt über Mary sprechen würde, würden ihn die Gewissensbisse vollends auffressen. Er würde sie wieder zum Leben erwecken, und sie würde sich zwischen ihn und seine Geliebte zwängen. Verdammt. Seine Geliebte. Das hätte niemals passieren dürfen. Er hätte sich zurückhalten müssen.
In den letzten beiden Jahren hatte er Frauen immer erfolgreich gemieden. Wie hatte Tricia Wright es geschafft, ihm in so verdammt kurzer Zeit unbemerkt näherzukommen? Warum hatte er sich so zu ihr hingezogen gefühlt? Und wieso wollte er sie nun schon wieder so sehr?
Mit den Händen umklammerte er krampfhaft die Kaffeetasse vor ihm. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn das Porzellan von seinem festen Griff zersprungen wäre. Er nahm noch einen Schluck.
„Das ist schade.“ Tricia schob die rote Glasur zur Seite. Mit Rot war sie offenbar fertig. Sie zog ein Schälchen mit grasgrünem Zuckerguss herbei, tauchte den Pinsel hinein und fing wieder an, Plätzchen zu bemalen.
„Ich habe dir von all den Kerlen in meiner Vergangenheit erzählt. Und nun will ich etwas über die Frau erfahren, an die du gedacht hast, während du mit mir geschlafen hast.“
Er wurde aufmerksam. Ihre Blicke trafen sich flüchtig, und er sah den Schmerz in ihren blauen Augen. Sam zuckte zusammen, denn er wusste, dass er den Schmerz verursacht hatte. Verdammt. Er war selbst daran schuld. Er hätte ihr widerstehen und in einem Hotel wohnen sollen. Er hätte sich weit, weit weg von Tricia aufhalten sollen. Aber dafür war es nun zu spät.
„Ich habe nicht an Mary gedacht, als ich mit dir geschlafen habe“, sagte er eindringlich. Danach schon, aber nicht während. Er wollte unbedingt, dass sie ihm glaubte.
„Das ist ja schon mal etwas“.
„Nein, genau das ist das Problem“, antwortete er und stand auf. Er ging hinüber zur Ablage, füllte seine leere Kaffeetasse wieder auf und trank einen großen Schluck, um nicht sofort weiterreden zu müssen. Er wusste nicht, wie er ihr das alles erklären sollte.
Tricia hatte aufgehört zu arbeiten und betrachtete ihn neugierig. Ihm war klar, er würde auf keinen Fall um eine Erklärung herumkommen.
„Na, dann schieß los“, forderte sie ihn auf. Ganz viele Fragen spiegelten sich in ihrem Blick.
Sam setzte die Tasse ab und lehnte sich an die Küchentheke. „Du bist die erste Frau, mit der ich seit dem Tod …“
„Ja“, unterbrach sie ihn, „das hast du mir gestern Abend schon erzählt.“
„Und ich habe nicht an Mary gedacht“, stieß er hervor, „nicht ein einziges Mal.“
„Gut.“
„Das ist Ansichtssache, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.“
„Egal, welcher Blickwinkel, es ist auf keinen
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