Collection Baccara Band 331
war ihr nicht gelungen. Jede Bewegung seines Körpers hatte sie überdeutlich wahrgenommen. Die Ventilatoren in dem stickigen Bankettsaal hatten sein Aftershave in ihre Richtung geweht. Und damit nicht genug – seit seinem Anruf Samstagnacht kreisten ihre Gedanken unaufhörlich um ihn. Das musste aufhören.
Ihr Vater ließ die Zeitung sinken. „Du hast deine Chance beim Lunch vertan. Diesen Fehler hättest du bei diesem Galadinner gutmachen können. Wie oft muss ich es dir noch sagen? Lass dir nie eine Gelegenheit entgehen, herauszufinden, was die Konkurrenz macht.“
Das Gefühl des Versagens lastete schwer auf Aubreys Schultern. „Ja, ich weiß. Aber Liam Elliott hält sich sehr bedeckt, wenn es um EPH geht. Aus ihm ist nichts herauszubekommen. Ich kann nicht …“
„Ich kann nicht, gibt es nicht, Aubrey. Irgendetwas stimmt bei den Elliotts nicht. Patricks Sohn Michael war kaum im Büro, als seine Frau sich der Chemotherapie unterzog. Sein zweiter Sohn Daniel ist von seinem Posten als Herausgeber von Snap zugunsten seines jüngsten Sprosses zurückgetreten. Finola Elliott zaubert plötzlich eine heimliche Tochter aus dem Nichts, und Elliotts Enkelin – eine der Zwillinge – hat mit einem Rockstar den Abflug gemacht und ihren Exverlobten ihrer Schwester überlassen.“
Er legte das Blatt weg und sah sie streng an. „Das sind nur die Neuigkeiten, die mein Presseausschnittdienst in den Zeitungen gefunden hat. Wenn so viele das Schiff verlassen, dann scheint es zu sinken. Finde heraus, was los ist.“
Entgeistert starrte Aubrey ihn an. „Ich bin Vertriebsleiterin und keine Enthüllungsjournalistin.“
„Ich habe dir einen Auftrag erteilt, Aubrey. Du kennst Liam Elliott. Nutz diesen Kontakt, um an interne Informationen zu kommen.“
„Ich denke, ich kann dir nicht helfen.“
„Du sollst nicht denken, sondern handeln. Ende der Diskussion.“
In meiner Familie herrscht schon genug Aufruhr. Da muss ich nicht noch eine Affäre mit der Tochter unseres Feindes haben . Liams Bemerkung schwirrte ihr durch den Kopf. Ihr Vater war so offenkundig enttäuscht von ihr, dass Aubrey versucht war, diese Andeutung von sich zu geben, als Beweis, dass sie keine Totalversagerin war, doch sie war keine Mata Hari, die mit Männern schlief und hinterher deren Geheimnisse verriet.
„Ich werde sehen, was ich herausfinden kann.“ Die Anzeigenverkaufsleiter der Firma hatten Kontakte auf hoher Ebene innerhalb der Werbeagenturen. Sie würde mit ihnen sprechen und sie dazu überreden, die Kunden, die sie und EPH gemeinsam hatten, auszuquetschen. Wenn bei EPH irgendwas nicht in Ordnung war, dann hatte es vielleicht einer der Anzeigenkunden bemerkt. Sie konnte die Informationen zusammentragen und ihrem Vater berichten. Auf diese Weise verriet sie nichts, was Liam ihr im Vertrauen erzählt hatte.
Ihr Vater wandte sich wieder der Druckfahne zu und entließ sie ohne ein Wort – wie so oft. Aubrey machte sich auf den Weg in ihr Büro. Es gab Tage, da hasste sie ihren Job. Dieser gehörte dazu. An der Bürotür blieb sie überrascht stehen. Auf ihrem Schreibtisch stand ein wunderschöner Blumenstrauß.
Rosen und Lilien in zartem Pink verströmten ihren berauschenden Duft. Wer hatte sie geschickt? Abgesehen von dem obligatorischen Strauß zum Geburtstag von ihrem Vater bekam sie niemals Blumen. Sie trat näher und atmete tief ein, bevor sie die Karte nahm, die darin steckte.
Die Farbe der Blumen erinnert mich an dein Kleid und ihr Duft an dich. Nochmals vielen Dank, dass du mir mit dem Gemälde geholfen hast.
Liam. Das Kleid, das sie bei dem Benefizdinner getragen hatte, war aus perlenbesetzter zartrosa Seide gewesen. Er hatte es nicht vergessen. Aubrey legte eine Hand auf ihr rasendes Herz.
Und jetzt? Sollte sie ihm mit einer E-Mail für die Blumen danken? Sie wagte nicht, es vom Büro aus zu tun, da alle einkommenden und ausgehenden E-Mails auf einem Server gespeichert wurden. Sie würde ihren Computer zu Hause benutzen. Oder sollte sie einen höflichen, aber distanzierten Dank per Post senden? Sollte sie anrufen? Wieder galt, nicht aus dem Büro.
Bis sie sich schlüssig war, steckte sie die Karte in die Handtasche und versuchte, das verräterische Lächeln zu unterdrücken.
Liam Elliott sollte ihr keine Blumen schicken.
Und sie sollte sich nicht so sehr darüber freuen.
Wieso quäle ich mich? Warum tue ich nicht endlich, was sie gesagt hat, werfe den String weg und schlafe ein?
Liam lag da und starrte auf das
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