Collection Baccara Band 331
Wie war es, als Einzelkind aufzuwachsen?“
„Ich fand es ganz toll.“ Sofort spürte sie wieder den tiefen Schmerz, als sie an ihre Eltern dachte, die sie vor über zehn Jahren verloren hatte. „Meine Eltern haben mich total verwöhnt.“
„Dann war es also ein Kinderspiel für dich, sie dazu zu überreden, so früh den Flugschein machen zu dürfen. Wie alt warst du? Vierzehn? Fünfzehn?“
Als er merkte, dass sie wütend wurde, weil er wieder in ihrer Vergangenheit herumgeschnüffelt hatte, hob er abwehrend die Hände.
„Ich wollte nach Nuevo Laredo mehr über dich wissen und habe ein wenig nachgeforscht.“
„Aber du hast dich nicht gemeldet. Erst als jemand ein Baby vor der Haustür deiner Mutter abgelegt hat.“
Oje, was hatte sie denn jetzt gesagt? Julie hoffte, dass es in Alex’ Ohren nicht so bissig klang, wie es ihr jetzt vorkam. Scheinbar nicht, denn er zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hab’s versucht, aber du warst schon in Südamerika.“
Mit dieser Bemerkung sah die Welt auf einmal ganz anders aus. Zum ersten Mal, seit Alex Dalton wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, fühlte sich Julie nicht mehr so angespannt.
Zur Vorspeise aßen sie gedünstetes Gemüse mit einer köstlichen cremigen Dijon-Senf-Soße, und der Hauptgang bestand aus Seezungenfilet in Kräuterkruste.
Während des Essens sprachen sie über unverfängliche Dinge.
Cecile höchstpersönlich flambierte anschließend am Tisch in einer langstieligen Kupferpfanne den Nachtisch für sie, und Julie musste zugeben, dass ihre Crêpe Suzette bei Weitem die beste war, die sie je gegessen hatte. Auch wenn das noch nicht so viele gewesen waren.
Sie war größtenteils auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs gewesen und kannte sich eher mit Tamales und Empanadas aus. Und dabei galt für sie, je schärfer, desto besser. Aber diese köstlichen hauchdünnen Pfannkuchen, die in karamellisiertem Grand Marnier schwammen, waren einfach fantastisch. Genüsslich ließ sie den letzten Bissen auf der Zunge zergehen. Himmlisch!
„Ich habe dich gewarnt.“
„Ja, das hast du. Ich würde liebend gerne Dusty und Chuck ein paar von denen mitbringen. Na ja, wenn ich es mir recht überlege, vielleicht doch nicht. Dusty würde die Hälfte davon an Belinda verfüttern und das wäre nun wirklich absolute Verschwendung.“
„Ist Belinda der gefleckte Haufen Fell?“
„Ja, genau.“
„Belinda ist ein ungewöhnlicher Name für eine Katze.“
Ganz beiläufig legte Alex seinen Arm auf die Lehne der Eckbank, und obwohl er sie nicht einmal berührte, verspürte Julie einen wohlig warmen Schauer, der sich auf ihrem Rücken ausbreitete.
„Belinda ist auch eine ungewöhnliche Katze.“
„Vielleicht kann er ja Belinda zum Inventar von Agro-Air hinzufügen, wenn wir unseren Vertrag abschließen.“
Eigentlich hätte die Erinnerung an ihren Vertrag ernüchternd auf Julie wirken sollen, wäre da nicht der sonnengebräunte Unterarm auf der Lehne schräg hinter ihr gewesen. Aus den Augenwinkeln konnte sie die kräftigen Muskeln und die von der Sonne gebleichten blonden Härchen sehen. Am Handgelenk trug Alex eine teure Uhr.
„Vielleicht tut er das“, antwortete sie und rückte ein kleines Stückchen von ihm ab.
„Möchtest du einen Kaffee? Oder einen Cappuccino? Cecile macht köstlichen Milchschaum.“
„Nein danke, aber trink doch du einen, wenn du möchtest.“
„Ich brauche auch keinen.“
Alex stand auf, kam auf Julies Seite und streckte ihr galant die Hand entgegen. Sie zögerte kurz, denn plötzlich kamen Zweifel in ihr auf. Alex und Cecile schienen vertraut zu sein. Hatte er sie angewiesen, Julies Glas, aus dem sie getrunken hatte, aufzubewahren? Oder die Gabeln? Hatte Cecile sie in eine Plastiktüte gesteckt, um sie im Labor untersuchen zu lassen?
Er hatte ihr versprochen, das nicht zu tun. Aber konnte sie ihm denn trauen? Ihr Instinkt sagte Ja. Ihr Verstand Nein, weil für ihn einfach zu viel auf dem Spiel stand.
So ein Mist! Diese absurde Situation würde sie noch wahnsinnig machen!
Dann blickte sie in seine Augen, und ihr Instinkt hatte gewonnen. Sie reichte ihm ihre Hand. Seine starken feinfühligen Finger, die ihren Körper damals zum Beben gebracht hatten, umschlossen sie. Wieder wurde Julie bewusst, welche angenehm warmen Gefühle diese Hände in ihr auslösten. Nachdem sie aufgestanden war, zog sie ihre Hand wieder zurück, um ihr Portemonnaie hervorzuholen. Sie ging voraus in Richtung Eingangstür und rechnete in
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