Collection Baccara Band 331
enttäuscht war Julie ja schon. Sie hätte sich jetzt lieber aus- statt angezogen. Schnell schlüpfte sie in ihre Jeans und ein Tanktop.
„Okay, gehen wir.“
Kurz darauf saßen sie schon in seinem Jaguar. Der Berufsverkehr hatte noch nicht eingesetzt und die Straßen waren menschenleer. Eine Viertelstunde später standen sie vor der Einfahrt zu einem kleinen Flugplatz. Das Symbol von Dalton International prangte am Tor und in einem Hangar entdeckte Julie den schnittigen Privatjet der Firma.
Auf der Rollbahn stand ein blitzblankes Flugzeug. Wassertropfen glitzerten noch auf dem gelben Flugzeugrumpf, dessen Seite ein breiter blauer Streifen schmückte.
„Das ist die Lane 602!“
„Ich habe sie gestern einfliegen lassen. Du möchtest doch sicher einen Testflug machen, bevor wir den Kauf abschließen.“
Doch sie war bereits aus dem Jaguar gesprungen, bevor dieser ganz zum Stehen gekommen war, und ließ ihren Blick begeistert über das Flugzeug schweifen. Der jetzige Besitzer, ein Agrarpilot aus Nebraska, stellte sich ihr als Jim O’Connor vor.
Sein Blick war neugierig. „Sie sind also die Lady, die sich mit Dusty Jones zusammengetan hat?“
„Richtig, vor zwei Monaten.“
Sie bemühte sich um einen freundlichen Ton, gab ihrem Gegenüber aber auch unmissverständlich zu verstehen, dass sie selbst zwar ihren Partner kritisieren durfte, alle anderen das in ihrer Anwesenheit aber lieber bleiben lassen sollten.
O’Connor schien das verstanden zu haben. „Der alte Dusty ist einer der besten Agrarpiloten, die es gibt“, sagte er hastig und schlug mit der flachen Hand auf den Rumpf der Lane 602. „Also, wie sieht’s aus? Soll ich Ihnen dieses Baby mal genauer zeigen?“
„Ich möchte mir zuerst die technischen Daten und das Logbuch ansehen.“
Aufgeregt las sie sich alles durch. Der Turbo-Prop-Motor war sehr leistungsstark und der Tank konnte siebenhundertfünfzig Liter Treibstoff aufnehmen. Der große Chemikalientank hatte ein Fassungsvermögen von über zweitausend Litern.
Besonders freute es sie, dass das Sprühsystem problemlos umgerüstet werden konnte, so wie Lisa Wu es vorgeschlagen hatte. Julie versuchte, ihre Aufregung herunterzuspielen, denn schließlich musste ja der Kaufpreis noch verhandelt werden.
Alex war beeindruckt davon, wie schnell sich Julie mit den technischen Details der Maschine vertraut gemacht hatte. Nach einer kurzen Einweisung stieg sie ins Cockpit, rollte langsam zur Startbahn und hob dann ab.
Bei den akrobatischen Manövern, die sie anschließend flog, blieb Alex mehrmals beinahe das Herz stehen. Als sie ganz knapp über ein paar Baumwipfel hinwegraste, konnte er nicht mehr hinsehen.
„Mein Gott“, brummte er, als sie aus dem Cockpit stieg und auf ihn zugeschlendert kam. „Fliegst du immer solche Stunts?“
„Ja, man nennt das Fliegen, Dalton“, antwortete sie mit einem breiten, selbstgefälligen Lächeln.
Sie war gut, kein Zweifel. Das hatte sie gerade bewiesen. Trotzdem wäre es Alex lieber, sie würde große Passagierflugzeuge fliegen, denn die waren bestimmt viel sicherer als diese Maschinen, die ihm vorkamen wie Düngemittelkanister mit Propellern.
Das Gefühl der Nervosität, das er verspürte, ließ auch nicht nach, als er Julie die Hangars und das Flugabfertigungszentrum von DI zeigte und sie anschließend beim gemeinsamen Mittagessen saßen. Auch als sie in die Stadt zurückfuhren, weil er zu einem kurzfristig anberaumten Treffen mit Blake und dem Marketingdirektor fahren musste, hatte er immer noch dieses Kribbeln im Bauch.
Er brachte sie bis vor die Tür der Gästesuite.
„Tut mir leid, dass ich jetzt wegmuss, ich würde jetzt viel lieber etwas ganz anderes tun.“
Sie stieß einen langen theatralischen Seufzer aus. „Das wird schwierig werden, aber ich denke, ich kann mich noch eine Weile im Zaum halten.“
Sein leidenschaftlicher Kuss, den er ihr zur Antwort gab, war vielversprechend.
„Bist du bereit für heute Abend?“
Julie zögerte. Eigentlich wollte sie ihre Einkäufe zurückbringen und nicht zur Benefizveranstaltung gehen. Es war verrückt, so viel Geld für ein Kleid auszugeben. Außerdem machte es ihr zu schaffen, dass sie Dusty nicht erreichen konnte.
Allerdings hatte die 602 ihre Erwartungen bei Weitem übertroffen. Dieses zusätzliche Flugzeug würde Agro-Air in der kommenden Saison sicher wieder in die schwarzen Zahlen bringen.
Oje, sie dachte viel zu viel darüber nach. Entscheidungen zu fällen, war ihr doch sonst noch nie
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