Collection Baccara Band 331
schlängelte und über hohe Bergkämme führte.
„Was treibst du nur in Rockslide?“, fragte Julie ihren abwesenden Geschäftspartner.
Zuerst fuhr sie noch ein Stück auf dem Highway weiter, dann bog sie ab auf eine schmale Landstraße. Kurze Zeit später war um sie herum nur noch Wüste.
Der Himmel war tiefblau. Tafelberge aus rotem Felsen ragten aus der sonnenverbrannten Erde. Rinder standen um ein paar Blechwannen herum. Verrostete Windmühlen drehten sich langsam im Wind. Wäre Julie nicht so besorgt um Dusty gewesen, hätte sie es vermutlich genießen können, durch diese kahle schöne Landschaft zu fahren.
Aber sie war ein reines Nervenbündel, als sie endlich die zehn oder zwölf Häuser erreichte, die sich Rockslide nannten. Sie hielt am Straßenrand.
Und hier sollte ein Krankenhaus sein?
Nein, es gab kein Krankenhaus. Das erfuhr sie im Dorfladen.
Die einzige Person im Umkreis von fünfzig Meilen, die wenigstens ein bisschen was von Medizin verstand, war eine pensionierte Tierärztin, an die sich die Leute in Notfällen wandten.
„Ich darf immer noch praktizieren. Das kommt hier manchmal ganz gelegen“, sagte Dr. Hightower achselzuckend.
Julie konnte das gut verstehen. Hier in dieser Gegend konnte die Tierärztin für vierbeinige wie auch für zweibeinige Lebewesen den Unterschied zwischen Leben oder Tod bedeuten.
Dusty war ein gutes Beispiel dafür.
„Er ist frontal gegen einen Baum gefahren, um einem Reh auszuweichen“, erklärte die Ärztin, während sie Julie in das Behandlungszimmer führte. „Ich konnte ihn stabilisieren, bis der Notarzt mit den Sanitätern kam. Die haben ihn notdürftig geflickt und wollten ihn dann ins Krankenhaus bringen. Aber er hat sich gewehrt, sagte, er habe keine Versicherung …“
„Doch, die hat er“, erwiderte Julie. „Unsere Firmenpolice versichert Personenschäden. Allerdings ist die Selbstbeteiligung sehr hoch.“
„Na ja, die wollte er wohl nicht bezahlen, denn die Sanitäter haben ihn ruhiggestellt und hiergelassen. Erst Tage nach dem Unfall wusste er überhaupt wieder, wer und wo er war.“
„Wird er …?“
Angst schnürte Julie jetzt die Kehle zu. Dusty war für sie wie Familie. Dusty und Chuck. Die nachlässige Einstellung der beiden, wenn es ums Geschäft ging, regte sie manchmal furchtbar auf, und Dustys Zockerei hatte sie schon viele schlaflose Nächte gekostet. Aber trotzdem bedeuteten die beiden ihr unglaublich viel.
„Wird er wieder gesund?“
„Ich denke schon. Seit es passiert ist, war er jedoch immer wieder sehr verwirrt. Wundern Sie sich also nicht, wenn er Sie nicht erkennt“, warnte Dr. Hightower.
Julie fühlte sich erleichtert. Sie folgte der Tierärztin durch eine Tür mit der Aufschrift „Privat“. In dem Raum dahinter lag Dusty, von oben bis unten in Verbände eingewickelt. Müde öffnete er ein Auge, als er die Tür hörte.
„Wird aber auch Zeit, dass du endlich hier auftauchst.“
„Ich … Ich …“
Julie brachte keinen Ton heraus. Ein dicker Kloß steckte in ihrem Hals. Auf einmal stiegen ihr Tränen in die Augen und sie begann, laut zu schluchzen.
„Missy, es geht mir gut. Ich hab nur ein paar Rippen gebrochen.“
„Und die Elle an zwei Stellen“, warf Dr. Hightower ein und deutete auf den Gips an Dustys rechtem Arm.
„Kein Problem … Sie haben das ja alles wunderbar repariert, Doc.“ Ächzend setzte Dusty sich auf und verzog dabei das Gesicht vor Schmerzen. „Sobald Julie mich heimgebracht hat, werde ich wieder wie neu sein.“
Seine Miene zeugte jedoch vom Gegenteil. Julie schluckte die Tränen hinunter und drehte sich zur Tierärztin um.
„Kann ich ihn mitnehmen?“
„Auf jeden Fall! Je eher sie ihn von hier fortschaffen, umso besser. Ich geb ihm ein paar Pillen mit, die eigentlich für Pferde sind. Eine von denen und er spürt gar nichts mehr.“
Na, das sind ja merkwürdige Methoden, dachte Julie zweifelnd, als die beiden Frauen Dusty mit vereinten Kräften in einen Rollstuhl hievten.
Nachdem sie getankt und ein neues Ladekabel für ihr Handy gekauft hatte, rief sie Alex an. Zunächst erkundigte er sich nach Dustys Zustand, wollte dann aber gleich wissen, was Julies Partner in der texanischen Provinz zu suchen gehabt hatte.
„Ein Sojabohnenunternehmen hat ihn angerufen und ihn um einen Kostenvoranschlag gebeten“, antwortete sie und blickte kurz zu ihrem schlafenden Partner hinüber. Er hatte den Sitz zurückgestellt und schnarchte laut. „Er konnte nicht hinfliegen, also ist er
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