Collection Baccara Band 334
sind ‚Les Antiques‘, die besterhaltenen Reste der römischen Stadt Glanum, die einst hier stand. Weiter unten gibt es noch weitere Ruinen. Aber ich meine, die sollten wir uns für einen anderen Ausflug aufheben.“
Gleich darauf bog Blake links ab. Sie kamen auf eine Allee, die auf einer Seite an ein unbestelltes Feld grenzte. Die andere Seite säumten schlanke Zypressen, und dahinter waren die knorrigen Baumstämme eines Olivenhains zu sehen.
„Da wären wir.“
Grace entdeckte ein Schild mit der Aufschrift Saint-Paul de Mausole Asylum. Hier war also das Irrenhaus, in das sich van Gogh freiwillig hatte einliefern lassen. Hinter den hohen, efeuberankten Mauern konnte Grace einen Kirchturm und ein höheres rechteckiges Gebäude erkennen.
„Saint-Paul war ursprünglich ein Augustiner-Kloster“, erklärte Blake, während er den Wagen in eine Parklücke neben zwei Touristenbussen manövrierte. „Es stammt aus dem elften oder zwölften Jahrhundert, glaube ich. Um 1800 wurde es in eine Irrenanstalt umgewandelt und ist auch heute noch eine psychiatrische Klinik. Dort darf man natürlich nicht hinein, aber die Kirche und die Räume, in denen van Gogh lebte und malte, sind zu besichtigen.“
Offensichtlich waren sie nicht die Einzigen, die sich das für heute vorgenommen hatten. Dem Menschenstrom nach zu urteilen, der zum Kassenhäuschen strebte, hatten die Busse weit über Hundert Touristen hergebracht. Erst als die Führer die entsprechenden Gruppenkarten gelöst hatten, konnte Blake zwei Eintrittskarten und eine Informationsbroschüre kaufen. Aber er hatte es nicht eilig.
„Lass die Leute erst einmal vorgehen“, schlug er Grace vor. „Du möchtest doch sicher einen Eindruck von der Stille bekommen, die hier herrschte, wenn van Gogh zum Malen nach draußen durfte.“
Also sahen sie sich zunächst noch in der Natur um, bevor sie das Tor zum Museumsgelände passierten.
Dort führte ein gewundener, von Blumen und Sträuchern gesäumter Weg zur Kirche und zu den anderen Gebäuden. An den besonders interessanten Stellen gab es Informationstafeln, die auf die Bedeutung des Ortes für van Goghs Schaffen hinwiesen. Seine in der Anstalt gemalten Bilder wurden bestimmten Ansichten zugeordnet. So hatte man in einem Beet mit Sonnenblumen die Kopie seines berühmten Bildes mit dem Sonnenblumenmotiv installiert.
Eine besonders niedrige Stelle der Mauer gab den Blick auf Felder und Olivenhaine vor einem Bergpanorama frei. Auch diese Szene hatte van Gogh in seiner genialen Art mit intensiven Farben und kräftigen Pinselstrichen gemalt.
Grace war fasziniert, als sie die Landschaft mit dem Bild verglich. „Es ist, als könnte man hineingehen.“
Eine ganze Weile blieb sie noch an dieser Stelle stehen. Als sie weiterging, war Blake gleich wieder an ihrer Seite. Aber im Grunde interessierte ihn Graces Reaktion auf die Bilder mehr als van Goghs Kunst selbst.
Mit Grace ging es Blake wie mit einem Meisterwerk, er entdeckte immer wieder neue Facetten an ihr. Zunächst hatte er in ihr nur die Nanny seiner Tochter Molly gesehen. Dann war er ihr allmählich nähergekommen, weil er sich zu ihr hingezogen fühlte. Als aber herauskam, dass sie der ganzen Familie und ihm etwas vorgespielt hatte, hatte ihn das schwer getroffen. Er merkte jedoch schnell, dass er ihr nicht lange böse sein konnte, und nachdem sie Oklahoma City verlassen hatte, hatte er sie schrecklich vermisst.
Diese Frau hatte etwas Rätselhaftes. Sobald Blake davon überzeugt war, sie endlich zu kennen, tat sich eine neue Seite von ihr auf. Er verstand zwar nicht, warum sie immer noch darauf bestand, das Geheimnis ihrer Cousine nicht preiszugeben, aber inzwischen respektierte er ihre Haltung.
Aber was gestern zwischen ihnen passiert war, so etwas hatte er noch nie erlebt. Es war, als wäre der Blitz eingeschlagen. Dieses unbändige Verlangen, diese wilde Leidenschaft, alles kam so plötzlich.
Blake hatte darüber nachgedacht und glaubte, den Grund dafür zu kennen. Er musste Grace unbewusst wohl schon lange begehrt haben, und sein Verlangen war über die Zeit gewachsen. Wann er es zum ersten Mal verspürt hatte, war ihm nicht klar. Er wusste nur, dass der Sex dieses Verlangen nicht gestillt, sondern eher weiter angefacht hatte.
Nachdem sie sich die Kirche angesehen hatten, warfen sie noch einen Blick in die zwei kleinen Zimmer, in denen van Gogh über ein Jahr lang gewohnt und gemalt hatte. Manchmal hatte er sogar die Erlaubnis erhalten, die Anstalt zu
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