Collection Baccara Band 337
wie dieser lässt man alleinstehende Männer nicht einfach so bei sich übernachten.“
Jetzt war Rourke sprachlos.
„Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, haben Sie noch nie in einer Kleinstadt gelebt“, bemerkte Sassy.
„Ich bin in Afrika geboren und habe mein ganzes Leben in kleinen Dörfern gelebt. Aber über amerikanische Kleinstädte weiß ich nur sehr wenig. Obwohl … so anders ist es da sicher auch nicht. Außer, dass es hier keinen Brautpreis mehr gibt.“
„Brautpreis?“, fragte Jillian neugierig.
„Wenn ein Mann eine Frau heiraten will, muss er ihrem Vater eine gewisse Zahl an Rindern bezahlen.“
Ungläubig starrten Jillian und Sassy den Bodyguard an.
„Es ist eine jahrhundertealte Tradition“, erklärte Rourke und lächelte Jillian an. „Ich wette Ihr Vater hätte tausend Stück für Sie bekommen.“
„Mein Vater hätte mich nie verkauft!“
„Andere Länder, andere Sitten. Ich habe Dinge erlebt, die Sie beide sich gar nicht vorstellen können.“
„John meinte, Sie hätten mal Waffen geschmuggelt“, bemerkte Sassy.
„Das stimmt nicht“, erwiderte Rourke empört. Dann grinste er. „Ich war Waffenhändler.“
„Das ist doch dasselbe“, platzte Sassy heraus.
„Na, irgendwie muss man ja sein Geld verdienen, oder?“
„Und jetzt arbeiten Sie ausschließlich als Bodyguard?“, wollte Jillian wissen.
Rourke zögerte. „Teilweise. Ich bin freiberuflich tätig.“ Als er die argwöhnischen Blicke der beiden Frauen bemerkte, fügte er schmunzelnd hinzu: „Alles, was ich mache, ist legal.“
„Aber Sie sind doch Afrikaner, oder? Ich meine, wenn Sie dort geboren sind …“, meinte Jillian.
„Ich bin jetzt auch Amerikaner“, antwortete Rourke. Es war ihm anzumerken, dass ihm dieses Gespräch langsam unangenehm wurde.
„Da haben Sie sicher ein paar Fäden gezogen, um das hinzukriegen“, bemerkte Sassy spöttisch.
Als Rourke sie nur schweigend ansah, merkte Sassy, dass sie etwas zu weit gegangen war. „Tut mir leid, es steht mir nicht zu, so etwas zu sagen. Ich bin auf jeden Fall froh, dass Sie hier sind und auf mich aufpassen.“ Dann blickte sie zu Jillian hinüber. „Was ist, wenn Harris eines Nachts auftaucht, und du nicht schnell genug an das Gewehr rankommst? Das, mit dem du ohnehin nicht umgehen kannst.“
„Ich hab doch gesagt, dass ich Ted bitten werde, mir damit zu helfen“, antwortete Jillian ungeduldig.
„Ihr seid doch verstritten und redet nicht mehr miteinander.“
„Ich werde es für Sie reinigen und Ihnen beibringen, wie man damit schießt“, warf Rourke mit ruhiger Stimme ein.
„Ich hasse Waffen“, platzte Jillian heraus. „Sie sind so laut!“
Amüsiert sah Rourke sie an. „Haben Sie denn noch nie etwas von Ohrenschützern gehört?“
„Ohrenschützer?“
„Ja. Die sollte man tragen, es sei denn, man will taub werden“, meinte Rourke grinsend.
„Und wie hört man dann etwas?“
„Man hört trotzdem. Nur gewisse Tonfrequenzen werden abgeschwächt“, erklärte er freundlich. Er blickte zu Sassy hinüber. „Sie werden mich heute Abend nicht brauchen, denn ich hab gehört, dass sich John mit Ihnen einen Film ansehen will.“
„Stimmt“, pflichtete Sassy ihm bei.
Rourke sah wieder zu Jillian. „Ab achtzehn Uhr hab ich Zeit. Ich könnte zu Ihnen kommen, die Waffe reinigen und mich mal auf der Ranch umsehen, ob alles in Ordnung ist. Falls sie Sicherheitsschlösser brauchen, kann ich die auch für Sie einbauen.“
Jillian biss sich auf die Unterlippe. Nein, das konnte sie sich auf keinen Fall leisten. Sie konnte ja nicht mal ihre Rechnungen bezahlen.
Der Besitzer des Restaurants, der ganz offensichtlich alles mit angehört hatte, kam zu ihnen rüber: „Ich kann dir einen Vorschuss geben, Jillian, falls du Geld brauchst. Ich würde Davy auch Lokalverbot erteilen, aber ich könnte mir vorstellen, dass er mich dann verklagt. Und das kann ich mir nicht erlauben.“
„Vielen Dank, Mr Chaney. Ich hatte schon Angst, Sie würden mich rauswerfen, nach all dem, was hier täglich passiert.“ Jillian sah ihren Chef dankbar an.
„Ganz sicher nicht, du bist die beste Köchin, die ich je hatte.“
Vorsichtig meldete sich jetzt auch Sassy wieder zu Wort. „Aber Davy darf sie doch nicht an ihrem Arbeitsplatz belästigen.“
„Da gebe ich Ihnen recht. Leider habe ich nie mitbekommen, dass Davy Jillian bedroht oder respektlos behandelt hat. Für ein Lokalverbot brauche ich Beweise.“
Entmutigt ließ Jillian die Schultern hängen.
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