Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
war geweckt, und das machte es nicht unbedingt einfacher für die Häscher.
Zumi gab sich keinen Illusionen hin. Es würden dennoch genügend Mutanten verschwinden, entweder von Bewohnern umgebracht oder von Justifiers entführt.
Der Vorsitzende der U.S.N.O. -Vollversammlung erhob sich. »Ich bedanke mich ausdrücklich bei Mister Zumi für seinen Bericht und seinen Appell. Auch wenn das Universum gerade an allen Ecken und Enden zu brennen scheint, sollten wir nicht vergessen, was Menschlichkeit, was Mitgefühl ist. Es sind diese Tugenden, auf die wir uns gerade in den schwärzesten Stunden besinnen sollten.« Er sah zu den Delegierten. »Ich eröffne hiermit die Diskussion und erwarte Vorschläge.«
Die Liste der Wortmeldungen wurde abgearbeitet.
Es gab ein paar rhetorisch einwandfreie Beistandsbekundungen ohne Substanz, einige bedenkliche Reservatvorschläge, das Anstoßen von Integrationsprogrammen, das Verfrachten auf andere Planeten, um einen unbelasteten Neuanfang zu beginnen, und natürlich zwei selbstlose Angebote, die Mutanten auf einem eigenen Planeten anzusiedeln.
Die Diskussion entspann sich und entwickelte sich zu einer Mischung aus Reservat und Integrationsideen nach dem Vorbild von Zeugenschutzprogrammen: Anonymisierung, Neustart. Ohne die Beteiligung von Konzernen, weder privaten noch staatlichen, sondern durch eine neu zu gründende U.S.N.O. -Behörde.
Zumi brannte es auf der Zunge, sich einzumischen, um den Reservate-Unsinn abzublocken, doch sein Rederecht war erloschen.
Sirona sah ihn gelegentlich bittend an, doch er musste mit den Schultern zucken.
»Ich erteile dem deutschen U.S.N.O. -Generalsekretär Gero Isen das Wort«, sagte der Vorsitzende.
Der Mann, ungefähr Anfang dreißig, trug einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug, dazu eine weiße Krawatte und weiße Manschettenknöpfe. Auf den Schultern und an den Hosenbeinen hinab zogen sich weiße Zierstreifen. Eine beeindruckende Erscheinung, zumal er noch ein breites Kreuz wie ein Ringer hatte.
»Ich danke Ihnen, Herr Vorsitzender«, sagte er in perfektem Englisch und mit sonorer Stimme. Ein idealer Politiker, der mit seinem Lächeln vertrauenerweckend wirkte. »Es tut mir leid, etwas Unruhe in die Diskussion zu bringen, aber ich muss mich leider mit der Causa Fredinald Zumi beschäftigen.«
Gemurmel setzte in der Versammlung ein.
»Wir sind bei einem anderen Tagesordnungspunkt, Herr Isen«, machte ihn der weißhaarige Vorsitzende mürrisch aufmerksam, der eine richterähnliche Robe trug. »Lassen Sie die Spielchen. SternenReich hat bei mir gerade keinerlei Kredit.«
Es gab daraufhin einige Lacher, aber auch Beifall und böse Worte in Richtung des Sekretärs.
Ah. Drögers Nachfolger. Zumi musterte den Mann genauer, der ihm mit seinen überhellblauen Augen geradewegs anschaute. Sie schienen von innen zu strahlen. Konzerne verlieren nie Zeit.
»Hohes Gremium, bitte, machen Sie mich und meinen Konzern nicht für das alleinige Fehlverhalten eines verwirrten Mannes haftbar. Seien Sie so fair«, erwiderte Isen gewandt. »Zudem spreche ich nicht in der Funktion eines SternenReich -Angehörigen. Ich fühle mich dem Wohl aller Menschen verpflichtet.«
Der Vorsitzende sah Zumi an. »Wenn Sie damit einverstanden sind, Sir, lasse ich diesen Mann sprechen und erteile Ihnen gleichzeitig Rederecht, um etwas erwidern zu können.«
»Nein«, flüsterte Sirona. »Nicht.«
Gern hätte er ihr zugestimmt, aber er wollte nicht den Anschein erwecken, er habe etwas zu verbergen oder fürchte sich vor den Schlangenzungen. »Ich bin gespannt, was Herr Isen von mir möchte.«
Isen lächelte. »Sehr freundlich, Mister Zumi.« Er nahm sein Pad vom Tisch auf. »Ich habe Ihre ganze Geschichte gelesen, von Ihrer Zeit als Vorsitzender der Interstellaren Handelskommission auf Hakup bis zur ungeheuerlichen Entführungsgeschichte bis hin zu Ihrer Flucht, dem Absturz und allem, was danach kam. Beeindruckend, Mister Zumi.«
»Danke.«
»Sie sind ein Held, Sir.« Isen applaudierte drei-, viermal. Das Klatschen erinnerte an Schüsse, niemand fiel mit ein.
»Nein. Das nicht. Eher jemand, dem zu viel passiert ist.« Zumi war der Beifall des Mannes unangenehm. Ich hätte auf Sirona hören sollen. Jetzt war es zu spät.
Isen wandte sich zu den Delegierten. »Auch wenn alle DNA -Tests positiv verlaufen sind, die Wesenstests, die Ge genüberstellungen mit Freunden uns überzeugen sollten – ich denke, wir haben es mit einem Duplikat zu tun, das die Collectors uns
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