Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
sämtliche Sitzreihen. Jeder Delegierte und Sekretär war gekommen, um sich das historische Ereignis nicht entgehen zu lassen. Dazu waren die Gastrednerplätze von den Vorsitzenden oder Befugten der staatlichen Konzerne besetzt. Wo sonst Leere gähnte, herrschte Enge.
Die Klimaanlage schuftete auf vollen Touren, um das CO 2 und die Luftfeuchtigkeit sowie die Körperausdünstungen und Parfümwolken aus dem Raum zu blasen.
Black, gekleidet in den schwarzen Uniformhabit mit dem alten, grauen Mantel darüber, hob seinen Flachmann und nahm einen Schluck vom Mighty Spirit , schaute sich weiter um und ließ den Anblick auf sich wirken.
Auf den großen Bildschirmen flackerten heute keine Tagesordnungen, Beweisbilder und -aufnahmen oder beruhigende Tierbildchen oder Landschaftsdarstellungen. Groß und überragend schauten die Vorsitzenden der freien großen MegaKonzerne auf sie herab. Es hatte durchaus etwas von einer Kathedrale.
Bezeichnend , dachte Black. Die Firmen thronten über allem und ließen der U.S.N.O. die Illusion, sie könnten etwas ohne deren Zustimmung beschließen oder gar erzwingen.
Lediglich auf einem Display war die umgekehrte goldene Vierkantpyramide zu sehen. Sie schwebte geostationär über der GlobalCity London. Man konnte darüber streiten, ob es beschützend oder bedrohend sein sollte.
Black blickte nach vorne, zum Rednerpult, wo sich Eloise in Position brachte. Die Stimme der Götter , wie sie sich selbst angekündigt hatte. Absichtlich hatte sie sich jetzt erst zu erkennen gegeben, um der Church möglichst wenig Zeit für eine Reaktion zu geben. Sicherlich würde sich Horàt und eine Galahad -Einheit auf den Weg machen, um die Tochter des Ministrators einzusammeln.
Damit klar wurde, dass es sich bei ihr nicht um eine Spinnerin handelte, hatten die Götter ihr ein Dutzend ihrer Rhak mitgegeben. Sie machten mit ihrer zwei Meter großen, muskulösen Figur, die in einer modernen Panzerung steckte, einen respekteinflößenden Eindruck.
Die vogelhaften Köpfe ruckten wachsam umher, gelegentlich klappte einer von ihnen seinen gebogenen langen Schnabel auf, um die Reißzähne darin zu zeigen. Als eines der Wesen schnaubte und die dunkelgrüne Atemluft aus den Schnabellöchern schoss, wurde sie von der Klimaanlage nach oben gezogen und verwirbelte mit wirrem Muster. In den krallenhaften Händen hielten sie dicke, anderthalb Meter lange Waffen mit Abzügen.
Man hatte sie den Rhak gelassen, dafür aber eine Schutzwand zwischen dem Bereich um das Pult und die Delegierten errichtet. Ansonsten zog eine Hundertschaft von U.S.N.O. -Wächtern in Aries- ONE -Rüstungen auf, jeder ausgestattet mit einer Deathmace .
Könnte ein tolles Feuerwerk werden, wenn beide Seiten loslegen . Black nahm noch einen Schluck. Ohne seine Tätowierungen fühlte er sich nackt. Er hatte viele Sitzungen vor sich, um die strichfreie Haut auf das alte Level zurückzubringen. Dann hielt er den Flachmann White hin, der neben ihm saß. »Auch?«
Der junge Mann nahm das Angebot an und trank den Flachmann fast leer. »Auch«, sagte er dann und gab sie zurück.
Black wusste, dass die Church of Stars ihren Vorzeigepreacher und Jüngst-Uditor White an die junge Frau verloren hatte. Eloise und er hatten viele Stunden miteinander verbracht, mit Gesprächen und Disputen, aber auch mit Lachen und Erzählen. Sie waren sich auf mehreren Ebenen nähergekommen.
Blacks Multibox vibrierte.
Er sah auf die Textnachricht. Sie kam von Christ:
»Nuntius Black – im Namen seiner Heiligkeit:
Colomba unter allen Umständen festhalten.
Eintreffen eines Eskortkommandos abwarten.
Horàt.«
Wie ich es mir dachte. Er stieß White an und hielt ihm die Botschaft hin. »Was machen wir, Kleiner?«
Er unterdrückte ein Rülpsen. »Ich weiß es nicht«, antwortete er ehrlich. »Colomba hat Zweifel in mir gesät. Zweifel an der Unfehlbarkeit des Ministrators und dem Kurs der Church. Sie berichtete mir von ihrer Kindheit, ihrer Mutter und dem Verhalten ihres Vaters.« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Ich will alles, nur nicht sie zurückbringen.«
»Abgesehen davon: Willst du noch Uditor sein?«
White sah ihn lange an. »Ich weiß es nicht«, brach es aus ihm heraus. »Kann ich es? Mit den Zweifeln in meinem Herzen?«
Black bedauerte, dass sein Vorrat an Mighty Spirit zu Ende ging. »Das musst du wissen. Aber ich kann dir sagen: Wer an einer Sache zweifelt, sollte es lassen. Es kommt nichts dabei heraus, außer halbherzigen Versuchen. Die bringen
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