Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
schüttelte den Kopf. Eine Geste, die er von den Behüteten gelernt hatte und die ihm gut gefiel. Manchmal wunderte er sich über alles, was sie taten. Und darüber, dass sie schon so lange überlebten.
Isix fand eine gebogene Klingenwaffe, die unhandlich und schwer zu führen war, dazu musste sie ein Idiot geschliffen haben. Angeblich hatte sie einmal einem Commander Worf gehört, wie auf der Halterung stand. Er vermutete, dass es sich um eine Fälschung handelte – jedenfalls ließ die Qualität zu wünschen übrig.
Draußen senkte sich die Dunkelheit auf die Stadt – oder versuchte es zumindest. Unzählige Scheinwerfer beleuchteten die Absturzstelle, sämtliche Lichter in den intakten Häusern waren eingeschaltet. Dazu sandten Leuchtreklamen ihre zusätzlichen Lumen hinaus.
Auch das hatte Isix nie verstanden: die geradezu paranoide Furcht vor der Finsternis. Dabei war es viel einfacher, jemanden im Hellen zu töten und anzugreifen. Verstecken konnte man sich überall. Das hatte er gelernt, bevor er seine Rüstung erhielt.
Er verließ das offene Zimmer und marschierte durch die verlassene Wohnung. Auch hier fanden sich keine Waffen.
In der Küche zögerte Isix. Er hatte eine Schwäche für bestimmte Fertiggerichte, welche die Behüteten an Bord ihrer Schiffe bunkerten. Vielleicht gab es sie auch hier?
Er spürte aufkeimenden Hunger und wollte noch nicht jagen. Dabei kam es darauf an, die Behüteten zu überraschen und sofort zu töten, damit sie keine Stresshormone ausschütteten, die das Fleisch so gut wie ungenießbar machten. Andere wiederum schworen auf diesen Beigeschmack, weil er für Kampf, für Authentizität stand. Er mochte es einfach nicht.
Isix inspizierte die Küche und durchsuchte die Schränke, fand aber keine der kleinen Köstlichkeiten.
Also wanderte er weiter durch den Gang, wo er sich einen Herrenmantel und einen Hut vom Haken nahm. Nachdem er beides angezogen hatte, ging er mit hochgestelltem Kragen zur Tür hinaus.
Auf den Aufzug verzichtete er, weil es darin kaum Möglichkeiten gab, neugierigen Blicken zu entgehen.
Stockwerk um Stockwerk arbeitete er sich abwärts, nutzte Querbrücken zwischen den Häusern, um sich dem Endpunkt des Absturzes weiter zu nähern.
Doch allmählich wurde das Aufkommen von uniformierten und gepanzerten Behüteten sehr dicht, sodass es kaum mehr eine Lücke gab, um sich hindurchzuschmuggeln. Auch der wabernde Staub senkte sich zu Boden und nahm immer mehr ab. Die natürliche Deckung verringerte sich.
Das Raumschiff geriet plötzlich in sein Blickfeld. Es hatte sich beinahe vollständig aufgelöst. Nur ein letztes Drittel steckte im Sockel eines Wolkenkratzers und hatte Betonstücke um die Einschlagstelle herausbrechen lassen. Breite Risse liefen von dort in alle Richtungen, Fensterscheiben waren zerbrochen oder gerissen.
Isix schätzte, dass das Wrack hundert Meter von ihm entfernt lag, der Boden befand sich in achtzig Metern Tiefe. Dafür war jedes Eckchen ausgeleuchtet: Behütete in Schutz anzügen liefen in einem abgesperrten Bereich herum, schwenkten Messgeräte, sammelten Proben.
Seine Aufmerksamkeit galt dem Wolkenkratzer, der bald einbrechen würde. Spätestens wenn die Behüteten versuchten, das Trümmerstück herausziehen zu wollen, knickte das Gebäude ein. Bis dahin brauchte er Gewissheit.
Isix analysierte die Umgebung nach möglichen Routen für eine Annäherung, checkte die Deckung, berechnete die wahrscheinlichsten Bewegungen der kommenden gerüsteten Behüteten, die Einfallswinkel der Scheinwerfer, und entschied sich für einen langen, aber sicheren Weg.
»Monsieur?« Jemand tippte ihm von hinten auf die Schulter und schnalzte rügend mit der Zunge. »Que est-ce que vous faites ici? Alors, on y va! Accompagnez-moi…«
Isix griff hinter sich, packte den Arm des Behüteten, ohne hinzuschauen, und schleuderte ihn herum, sodass er mit Kraft gegen die Wand schlug, an der er stumm hinabrutschte. Weder der Helm noch die Panzerung halfen dem Behüteten. Die Wucht war genau berechnet gewesen und hatte ihm das Genick gebrochen.
Auf seiner Rüstung stand CT , darunter eine Dienstnummer und RAFIQUE , was wohl sein Name sein sollte. Das Visier war zersplittert, Blut lief ihm über das Gesicht.
Isix konnte nicht anders: Er musste kosten, auch wenn es alles andere als hygienisch war.
Er legte einen Finger auf das Antlitz des Behüteten.
Der rote Saft voller Eisen, Sauerstoff, Plasma, Wasser und leichten Toxinen wurde durch das Unterkleid
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