Collector
drückten ihn erneut in den Sessel, zwei andere kümmerten sich um die bewusstlose Faye und schnallten sie hastig fest.
Kris sah ihr Gesicht und freute sich. Es war mehr als Freude, wie er sich eingestehen musste. Nein, er durfte es sich eingestehen.
»Willkommen in der Freiheit«, sagte der Mann mit dem Abzeichen. »Ich bin der Ground Commander des Einsatzteams, mein Name ist Uschtrow. Die VHR schickt uns, Sie zu befreien.« Es grummelte und donnerte plötzlich, als flöge der Jagdflieger durch ein schweres Gewitter. Ein Krachen, ein Scheppern, die Passagiere wurden durchgerüttelt und hohen Gravitationskräften ausgesetzt. Die künstlichen Turbulenzen hatten nicht lange auf sich warten lassen.
»Ein Jammer, dass wir die anderen nicht mitnehmen konnten. Ich hoffe, sie werden nicht sofort zu Fressen für die Collies verarbeitet.« Uschtrow schien von den Vorgängen nicht allzu sehr betroffen. Kris unterstellte ihm unglaubliche Gefühlskälte. Die Berufskrankheit eines erprobten Soldaten. »Obwohl... Sie haben bestimmt andere Sorgen, nachdem wir aufgetaucht sind.«
Kris musste schlucken und klammerte sich an seinen Gurten fest. »Fressen?«
»Sie haben während des Aufenthalts nichts bemerkt?«
»Ich habe die meiste Zeit geschlafen. Irgendwelche Beruhigungsmittel, nehme ich an.«
»Sie züchten uns. Die Obhut soll für möglichst viele Menschen sorgen, damit die Bestien was zum Fressen haben.« Der GC zeigte mit dem Gewehrlauf auf Joule. »Hat sie uns erzählt.« Ihm fiel die Verletzung der Frau auf. »Gott, verdammt! Wer hat sie so zugerichtet?«
»Ich, Sir«, meldete sich der Schuldige. »Sie verhielt sich unangemessen. Wir haben ihr erklärt, wie das an Bord der Hyperiona gehandhabt wird.«
Der GC begab sich auf einen freien Platz. Die Sache war wohl erledigt. »Drücken wir die Daumen, dass uns die Automaten nicht aus dem Himmel holen.« Er zeigte auf Kris. »Sauerstoffmaske auf, falls wir ein Leck bekommen. Im All gibt es nichts zum Atmen.«
Daran muss er mich nicht erinnern. Kris sah die 20T an, die das Grinsen aufgegeben hatte und stur geradeaus blickte, ohne dass sie ein Ziel fokussierte. Wer weiß, was sie noch alles vorhat. Er nahm die Maske aus der Halterung über sich und streifte sie über. Sie war mit einem Ohrstöpsel und Sprechfunk ausgestattet, so dass er sich weiter unterhalten konnte. Ein Medic kümmerte sich an Ort und Stelle um die bewusstlose Faye. Auf der Krankenstation war kein Platz mehr frei.
Die Hyperiona ging in einen senkrechten Steigflug über, das Gewitter fiel hinter ihnen zurück.
»Wir fliegen zum Rendezvous mit der Jeton. Ein Zerstörer der Hyperion-Klasse«, sagte ihm Uschtrow, dem kaum Anstrengung anzuhören war, trotz der höheren Beschleunigungskräfte. »Danach springen wir aus dem System und stoßen zur VHR-Flotte.«
»Flotte?«
»Die Großen der Welt sind sich einig: Wir treten den Collies in den Arsch«, sagte Uschtrow lachend, und seine Leute fielen mit ein.
Eine Flotte! Endlich! Kris hatte dennoch das Gefühl, dass es kein auch nur halbwegs gutes Ende für die Menschheit nehmen würde. Besorgt sah er zu Faye. Der Medic hatte einen Injektor an einer kleinen Öffnung angesetzt, ein Kabel stöpselte er an einer anderen Stelle ein. Die Justifierin war komplett medizinisch überwacht.
Der Medic hielt das Display schräg, damit Kris die Werte sehen konnte. »Alles wieder okay. Prellungen, Anbrüche, ein paar Zerrungen. Schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich«, erstattete er Bericht.
Kris war erleichtert und hörte eine Frauenstimme sagen: »GC, wir werden verfolgt. Es ist kein Collie-Schiff. Dem Transpondersignal nach heißt das Schiff Cortés, und es ist beschädigt. Es hat unseren Kurs aufgenommen. Soll ich es abschießen? Könnte eine Falle sein.«
»Das ist 23«, rief Kris und fühlte sich bei seiner Annahme sehr sicher. »Der Chemical fliegt das Schiff per Gedankensteuerung. Die Cortés gehört zu uns.«
»Auf Abschuss verzichten«, befahl Uschtrow. »Krankenstation, fragen Sie den Chemical, ob er das wirklich ist. Falls ja, soll er die Cortés hinter uns lassen. Wir führen ihn zum Rendezvous-Punkt.«
Vierte Szene
13. Juni 3042 a. D. [Erdzeit]
SYSTEM: STYGMA
Tannmann sah auf dem Hauptmonitor der Closer, dass Geschwader Gelb sich in Scharmützeln mit den Plasmabulldozern befand.
Orcas gegen fette Pottwale.
Die riesigen, behäbigen Schiffe mit den Magnetfelderzeugern hatten den Angriffen aus eigener Kraft kaum etwas entgegenzusetzen.
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