Collector
erkannt und die Konsequenzen gezogen.«
Huntington-Singh legte die Finger zusammen, blickte über die grünen Brillenränder. »Sie heuerten bei den Freighteners auf der Erde an und wurden Kutscher. Container-Schubser.« Sie klang abwertend. »Auch wenn Sie wiederum der Beste in der Agentur wurden, fand Ihre Frau das als Perspektive für ein ganzes Leben nicht sehr aussichtsreich und hat Sie verlassen. Sie lebt mit Ihrer Tochter in...«
Danke für den Rückblick auf mein beschissenes Leben. »Schön. Dann wissen Sie ja so viel von mir wie ich selbst.« Kris atmete tief ein. »Wenn Sie mir jetzt noch erklären, wie ich alles wieder in den Griff bekomme, gebe ich Ihnen einen aus.« Ihn nervte das überlegene Getue der Professorin. Will sie mich damit weichkochen? »Wie lauteten noch gleich die Optionen?«
»Aus dem, was die Zentrale über Sie herausgefunden hat, ergibt sich für Sie Option A, einen Arbeitsvertrag mit Bangash Industries einzugehen. Sie werden an verschiedenen Standorten als Pilot eingesetzt, erhalten ein regelmäßiges Gehalt und vermeiden es, Planeten der FEC oder von Gauss zu betreten.« Huntington-Singh lächelte gleichgültig.
»Die andere Option?«
»B: Sie bleiben auf Shiva's Fortress und stoßen zum Putzkommando.«
»Was?« Kris wusste jetzt, warum ihm der Gardeur die Highfire abgenommen hatte. In diesem Moment hätte er sie benutzt.
»Ja, das dachte ich mir, dass B Ihnen nicht zusagt. Weitere Optionen sind: C - Lagerarbeiter, D - Hilfstechniker und E wie Entsorgungssystem...«
»Danke. Ich unterschreibe Option A«, unterbrach er sie. Beschissene Erpresser. Mangels Alternativen musste er das tun, was er nicht mehr hatte tun wollen: Raumschiffe bewegen. Durchs All fliegen. Sich dem großen Vakuum aussetzen - und dem Interim, das seinen Vater so schrecklich verändert hatte. Fuck.
»TransMatt-Teleportation ist kein Problem für mich, aber mehr als fünfzig LSP mache ich nicht«, stellte er sofort klar. Er hatte bereits sieben davon hinter sich. Und elf KSP. Der Körper vergaß nichts, die Zellen ebenso wenig. »Schreiben Sie das in meinen Vertrag.«
»Achtzig«, sagte die Professorin auf der Stelle. »Das ist Standard bei unserem Unternehmen. Danach erhalten Sie eine Abfindung und eine kleine monatliche Rente.«
»Vierhundert Tois, ich weiß.« Kris sah sich in die gleiche fürchterliche Welt wie sein Vater schlittern. Keiner von den Ärzten, die er befragt hatte, konnte ihm sagen, ob auch er diese Fähigkeit erlangen würde, die das Leben seiner Familie zerstört hatte: das intuitive Erfassen fremder Vorstellungen, das Dolmetschen zwischen Ahumanen und Menschen. Niemals. Eher erschieße ich mich.
Sie nickte, und aus einem sich öffnenden Spalt im Tisch surrte ein eng bedrucktes Blatt Papier. »Das ist der Arbeitsvertrag. Sie unterzeichnen ihn bitte und legen Ihre linke Hand auf den Scanner.« Ein kleiner Kasten wurde von der Sekretärin hereingebracht. »Nicht erschrecken, wenn es einen Stich gibt. Wir nehmen eine Blut- und eine kleine Gewebeprobe. Das Wundregenerationsspray wird das Fleisch innerhalb von wenigen Sekunden nachwachsen lassen.«
Er war sich bewusst, was die auf den ersten Blick recht harmlose, kaum schmerzvolle Prozedur bedeutete: Mit den Daten konnten die Wissenschaftler beliebig viele Klone von ihm herstellen, wenn sie es wollten, oder seine DNA in einen Beta-Humanoiden einbringen. Dennoch hörte er sich selbst sagen: »Klar.«
Resigniert unterzeichnete er, ohne jede Aussicht, aus eigener Kraft dieser Situation zu entkommen. Sein Handabdruck wurde gescannt, Blut und Gewebe entnommen. Er war zum Teil von BaIn geworden. Dem Kon wurde laut Vertrag sogar das Recht eingeräumt, seinen Körper zu verwerten, wenn er durch einen Arbeitsunfall sein Leben verlor. Standard.
Die Sekretärin verließ den Raum mit den Proben.
Huntington-Singh nahm den Kontrakt entgegen und schob ihn in eine Schublade, ein Duplikat kam aus dem Schlitz. »Das ist für Sie. Willkommen in der Familie.« Bevor Kris antworten konnte, sagte sie schon: »Wir setzen Sie für ein paar Wochen in verschiedene Simulatoren, damit Sie wieder das Gefühl fürs Fliegen bekommen, dann ein bisschen Null-g-Training, und im Anschluss haben wir einen Auftrag für Sie.«
»Ach ja? Wohin geht es?«
»Vorerst: da lang.« Sie zeigte auf den Ausgang. »Vielen Dank, Mister Schmidt-Kneen. Simone gibt Ihnen Ihre Stations-IC, damit Sie sich eigenständig bewegen können. Zumindest dahin, wo Sie sollen.« Die Professorin
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