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Collector

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Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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senkte den Kopf und las etwas, das auf dem erwachenden Monitor in der Tischplatte stand. Der Kubus fuhr in die Versenkung zurück.
    Ein Kon-Knecht. Kris stand langsam auf und ging zur Tür.
    Noch hatte er nicht wirklich realisiert, was sich alles in seinem Leben verändert hatte und welche Auswirkungen die Geschehnisse der letzten achtundvierzig Terrastunden haben würden. Das wollte ich nie sein.
    Er verließ das Büro greisenhaft zögerlich, bekam von Simone das Kärtchen gereicht, auf welches das BaIn-Emblem geprägt war. Sie redete freundlich mit ihm, erklärte ihm die Handhabung, als wäre er in einem Hotel abgestiegen. Ihre Stimme wurde leiser und zu einem schönen Geräusch, das sich mit den Tönen der klassischen Musik aus den Boxen vermischte.
    Ich werde wie mein Vater, zuckte es ihm unentwegt durch den Kopf, und er hätte am liebsten gekotzt. Seine Mutter hatte in ihrer letzten Nachricht an ihn Recht behalten: Es gab keine Chance, dem Schicksal zu entrinnen.
     

Dritter Akt

Erste Szene
11. Januar 3042 a. D. [Erdzeit]
    SYSTEM: SIRIUS
    PLANET: ARABIAN'S PRIDE II
    (IM BESITZ VON IJAS, ARABISCHE EMIRATE)
    STADT: ADN, UNTERSTADT
     
    Läuft mir zu schleppend. Faye saß am hintersten Tisch der überfüllten Bar Lobo's und beobachtete gelangweilt die vorüberziehenden Besucher durch die Dunstschwaden aus den Lungen der Wasserpfeifenraucher, den Kippen und dem Kunstnebel, der von der Tanzfläche herüberwaberte. Der aromatisierte Tabak schwängerte die Luft und erschlug die Geruchsnerven regelrecht.
    Nach zwei Stunden noch nichts verkauft. Gibt's das? Sie verschränkte die Arme im Nacken, rieb über den ausrasierten Ansatz der kurzen, schwarzen Haare. Dazu kam das leichte Magenzwicken, seit sie auf dem Sukh eine Soroyi-Suppe mit Hummus-Paste gegessen hatte. So sehr sie den scharfwürzigen Geschmack liebte, so wenig vertrug sie das Zeug aus der Einheimischenküche.
    Die Musik dröhnte. Huschende Scheinwerferstrahlen erfassten Faye in ihrer Ecke und färbten sie mal rot, mal grün und gelb; der Stein in ihrem für eine Frau sehr dicken Siegelring blinkte auf. Hierher kamen vorwiegend Fremde, raue, grobe Saison-Holzfäller, die sich nach der Arbeit bei einem Glas Bier, einer Shisha und dem Anblick einer sexy tanzenden Frau entspannen wollten. Manche von ihnen verlangten noch mehr: Illegales. Alkohol, Glücksspiel, Sex gegen Geld - in der Unterstadt war es nicht erlaubt, aber geduldet, sofern es nicht zu offensichtlich geschah. Diskrete Gesetzesbrüche gingen in Ordnung, auch seitens der Einheimischen.
    In der Oberstadt sah es anders aus. Hier lebten die in Ungnade gefallenen Größen aus den Vorstandsetagen und Reichen, die privaten Besitzer der riesigen Wälder auf Arabian's Pride II, kurz Ape II. Die Sicherheitskräfte, von den Einheimischen Sachbet genannt, gingen gnadenlos gegen jeden Verstoß vor.
    In der Unterstadt zeigte sich kein regulärer Sachbet. Stattdessen hetzte der Gouverneur Beta-Einheiten durch die Straßen und ließ die Halbbestien die extrem gefährliche Drecksarbeit erledigen. Die Gerichte wandten bei Unterstadtkriminellen gern die Todesstrafe an, und entsprechend wehrten sich die Verbrecher bei den Festnahmen.
    Deswegen hatte sich Faye ins Lobo's verzogen, ihre sichere Basis, auch wenn sie dreißigmal am Abend nach Sex gefragt wurde und jedes Mal Verpiss dich antwortete. Das gänzlich unerotische Outfit rettete sie nicht vor den derben Avancen: klobige Boots mit Stahlkappen, schwarze Cargohosen, ein dunkles Shirt, darüber eine weite, dunkelbraune Lederjacke. Sie verkaufte nicht ihren attraktiven Körper an die Holzbullen, sondern andere Dinge.
    Mann, ihr könnt doch eure Löhne nicht schon komplett verzockt und verhurt haben! Die umliegenden dichten Wälder boten allerhand an Beschäftigung für die nahezu zwei Millionen Arbeiter. Sie kamen aus allen Teilen des Systems, um in den harten Zeiten wenigstens ein bisschen Geld für die Familie oder sich selbst zu erwirtschaften. Die Hakima Corporation, welche die Holzfarmen im Auftrag von IJAS bewirtschaftete, bezahlte noch relativ gut. Besser als auf dem Nachbarplaneten Canopus, der United Industries gehörte.
    Wohl nicht gut genug. Missmutig schnalzte die gut aussehende junge Frau mit der Zunge und rückte ihren Stuhl so, dass sie nicht mehr von den Strahlern erfasst wurde. Helligkeit war nicht gut fürs Geschäft, Wachsamkeit gehörte allerdings unbedingt dazu.
    Alles war anders geplant gewesen.
    Weit weg von ihrer psychopathischen Schwester

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