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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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besonders spektakulär. Eine Senke mit aufgeworfener sandiger Erde, durchfurcht von Fahrspuren. Das Loch selbst war durch Stahlschotts gesichert und mit rostigen Eisenplanken abgedeckt. Darüber spreizte sich das Bohrgestell mit einer Motorwinde auf, wartete darauf, eine Person in die Tiefe hinabzulassen. Maria umrundete die Senke einmal und suchte dann nach dem Sandstein mit den Petroglyphen, den Kelly erwähnt hatte, als er sie in Kathmandu ins Flugzeug gesetzt und ihr die wichtigsten Fakten zu Oak Island erklärt hatte. Sie fand den flachen Felsblock nicht weit entfernt am Nordende. Von Weitem wirkte der Stein wie der Schädel eines im Sand vergrabenen Riesen, überzogen von eingeritzten Linien und Zeichen. Maria ging langsam einmal um den hellen Monolith herum und strich mit der Hand zärtlich über die vertrauten Muster. Der von der Sonne aufgeheizte Sandstein war warm wie die Haut eines Geliebten. Maria presste sich für einen Moment mit ihrem ganzen Körper an den Stein und stellte sich vor, sie umarme Peter. Aber Peter war tot, und dies war nur ein Stein. Außerdem fürchtete Maria, dass Seth doch noch aufmerksam werden könnte. Also unterdrückte sie ihre Trauer, löste sich von dem Fels und kehrte zurück zur Grube.
    In der Hütte hatte sie außer dem Gurtzeug wenigstens noch ein Paar Arbeitshandschuhe gefunden. Dennoch brauchte sie fast eine Stunde, bis sie die Eisenplanken über dem Einstieg weggewuchtet hatte und in den Abgrund blickte. Kein Laut drang von unten herauf, kein Sonnenstrahl erreichte den Grund des Lochs. Obwohl nicht tiefer als knapp fünfzig Meter, schien es geradewegs in den Bauch der Erde zu führen.
    Ohne weiter zu zögern, schaltete Maria die Winde mit der Fernbedienung ein und ließ das Stahlseil mit den beiden Haken weit genug herab, dass sie es ergreifen konnte. Sie spürte plötzlich, dass Seth wieder erwachte und zu ihr zurückkehrte, sich wie eine dunkle Masse in ihr aufblähte. Sie musste sich beeilen. Hastig zog sie das Gurtzeug über, zurrte es fest und klinkte dann die beiden Karabinerhaken in die seitlichen Ösen ein. Das Problem war, wie sie die Fernbedienung der Winde steuern sollte. Das Kabel reichte nicht einmal bis zum Loch. Und selbst wenn sie eine Lösung fände, sich irgendwie in das Loch hinabzulassen – sie würde ohne Hilfe nie wieder hinaufkommen.
    »Verdammt!«
    »Ihr hättet doch nur, also, die Null drücken müssen, Meister.«
    Cresswell schlurfte von der Hütte auf sie zu. Seine Handstumpen leuchteten rot in der Vormittagssonne. Panik befiel Maria. Die Angst, dass Seth sie nun töten würde. Hastig versuchte sie, sich aus dem Gurtzeug zu befreien, doch die Karabinerhaken klemmten. Das Amulett entglitt ihr und fiel in die Tiefe, wurde einfach verschluckt. Maria schrie auf.
    »Wartet, Meister.«
    Beau Cresswell nahm die schwere Fernbedienung in die Hand und drückte mit einem Fingerstumpf auf einen der beiden Knöpfe. Seine grauen Augen zeigten keinerlei Regung, als die Winde anruckte und Maria im Gurtzeug ein Stück in die Höhe zog, sodass sie nun genau über dem Loch pendelte wie ein Fisch am Haken.
    »Ruft einfach nach mir, wenn Ihr wieder, also, hoch wollt. Ich werde Euch hören, Meister.«
    Maria sah, dass er auf den anderen Knopf drückte. Das Seil ruckte, die Winde jammerte einmal auf, und Maria sank hinab in die Tiefe. Lehmige Grubenwände glitten langsam an ihr vorüber. Maria konnte sie berühren, doch sie zuckte sofort wieder zurück, denn die Wände fühlten sich feucht und warm an. Schon nach wenigen Metern wurde es dunkel um sie herum, und Maria hatte das Gefühl, in einem Ozean zu versinken, wie in einem Traum zu fallen, lautlos und langsam.
    Immer tiefer.
    Endlos.
    Sie sank. Sie schwebte. Es gab kein Oben und Unten mehr. Die Grubenwände wichen zurück, und mit ihnen die Dunkelheit. Ein blaues Glimmen umwehte sie wie ein Vorhang aus Polarlicht, wurde intensiver und heller und füllte rasch den ganzen Raum um sie herum aus, bis sie ganz in dem blauen Licht schwebte und die Zeit zum Stillstand kam. Maria löste die Karabinerhaken und befreite sich von dem Gurtzeug, wie ein Taucher im Tiefenrausch.
    Denn sie wurde erwartet.

LXV
    14. Juli 2011, Jerusalem, Israel
    M iss Bihari?« Ein athletischer junger Mann in einem schwarzen Anzug und einer Kippa erwartete sie im Ankunftsbereich des Flughafen Ben Gurion. In seinen Augen las Marina, dass er schon oft getötet hatte.
    »Ja.«
    Der Mann zeigte ihr eine Art Dienstausweis in hebräischer Schrift,

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