traf.
»Eine vertrauensbildende Maßnahme«, erklärte Petrus II. kühl und richtete die Waffe wieder auf Laurenz. »Verraten Sie mir, was Sie anzubieten haben, jetzt, nachdem Peter Adam und Nikolas tot sind. Ich meine, alle von ihnen.«
Laurenz wandte seinen Blick von Cardonas Leiche ab.
»Ich habe den Schlüssel«, sagte er.
»Ach? Wie kommt’s?«
»Sagen wir, durch göttliche Fügung.«
»Und warum sollte ich mich darauf einlassen? Warum sollte ich das überhaupt glauben? Nur noch ein paar Stunden, und ich bin im Besitz der Truhe.«
»Möglicherweise. Aber selbst wenn, wird Ihnen die Truhe ohne den Schlüssel nichts nutzen. Die Zeit läuft Ihnen davon. Der Löwenmann ist tot, die Pforten der Hölle sind dabei, sich zu schließen. Deine ganze Brut, Satan, ist erledigt.«
»Und warum willst du mir dann plötzlich helfen?«
Der Dämon war wieder da, gestärkt von dem Mord und triumphierend sprach er aus ihm, und Petrus II. spürte, dass er sich gerade auf dünnem Eis bewegte. Er senkte die Waffe und trat näher an Laurenz heran.
»Ich will Maria«, sagte Laurenz. »Gib mir meine Tochter zurück.«
»Das ist alles? Und dafür, Mensch, bist du bereit, alles zu verraten? Deinen Gott, die ganze Welt?«
»Du wirst alle deine Leute von der Insel abziehen«, sagte Laurenz ruhig. »Nur du, ich und Nakashima werden dabei sein, wenn Maria die Truhe birgt. Danach gibst du sie frei, und Nakashima erhält den Schlüssel. Der Rest ist eure Sache.«
»Ach, was wollen wir denn mit Nakashima!«, rief der Dämon durch Petrus II. »Das ist doch eine Angelegenheit zwischen uns.«
»Eine Sicherheitsmaßnahme, damit du Wort hältst«, sagte Laurenz. »Du wirst die Welt mit ihm teilen müssen.«
Petrus II. stand jetzt direkt vor Laurenz. Er konnte ihm in die Augen sehen, und sein Dämon suchte die Lüge darin.
»Ich glaube dir nicht, Mensch. Du hast einen ganz anderen Plan.«
»Ich will nur meine Tochter zurück.«
»Du könntest viel mehr fordern. Du könntest wieder Papst werden.« Petrus II. berührte den Saif . »Du könntest mich sogar töten, jetzt gleich auf der Stelle. Warum zögerst du?«
»Weil Sie einmal mein Freund waren, Don Luigi«, sagte Laurenz. »Und weil ich immer noch daran glaube, dass sich etwas in Ihnen gegen den Dämon wehrt. Gott existiert. Die Gnade existiert. Sogar für Sie.«
»Sie irren Sich, Laurenz. Ich bin das Ende der Welt.«
Petrus II. spürte, dass sich sein Dämon langsam wieder zurückzog. Und er war froh, dass der Dämon zu beschäftigt mit Laurenz gewesen war. Das Eis war dünn.
»Lassen Sie uns gehen«, sagte er.
Ab da sprach Laurenz kein Wort mehr. Er wirkte entschlossen, ohne Furcht. Petrus II. war immer noch überzeugt, dass Laurenz etwas vor ihm verbarg. Allerdings hielt der Papst auch noch eine Überraschung für ihn bereit.
Eine Limousine mit abgedunkelten Scheiben brachte sie direkt zu einer weiß lackierten Boing 767 mit dem goldenen doppelten Kreissymbol auf dem Seitenleitwerk, die aufgetankt auf dem Cargobereich des Flughafens Ciampino bereitstand. Die unauffällige Frachtmaschine mit nepalesischem Kennzeichen und der Aufschrift »Lux-Cargo« besaß keine Fenster und war nicht auf die Beförderung von Passagieren ausgelegt. Es gab nur ein paar Sitzplätze im vorderen Bereich.
Als sie das leere Frachtflugzeug betraten, saß Edward Kelly bereits in der ersten Reihe.
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Von:
[email protected] An:
[email protected] Datum: 13. Juli 2011 17:12:44 GMT+01:00
Betreff: Edward Kelly
Dr. Tanaka,
wir werden gleich starten. Dies ist vielleicht meine letzte Mail, die ich noch absetzen kann. Edward Kelly sitzt mit im Flugzeug! Soweit ich den Andeutungen von Petrus II. entnommen habe, ist Kelly ein Zwilling – wie Peter und Nikolas. Mit dem Unterschied, dass die beiden Kellys viel älter sind und dass der Löwenmann (bzw. Seth, falls es sich dabei um ein und dasselbe Wesen handelt) sie über Jahrhunderte als Wirte benutzt hat. Das könnte bedeuten, dass Kelly nach dem Tod des Löwenmannes nun sterblich ist. Ich denke, das sollten Sie noch wissen für den Fall, dass mein Plan scheitert.
Alles Gute,
Ihr
Franz Laurenz
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LXIV
14. Juli 2011, Oak Island, Kanada
M aria hielt das Amulett mit dem Kupferzeichen in der Hand und ließ Perle für Perle durch ihre Finger gleiten. Sie betete nicht mehr, denn sie wusste, dass würde IHN nur zurückrufen, aber allein die Berührung des Amuletts reichte schon, um ihr die Angst zu nehmen. Als atme