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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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gefährlich.«
    »Ich schlafe mit dem Tod«, sagte sie. »Was könnte da noch gefährlicher sein.«
    Als sei nichts selbstverständlicher.
    Drei Tage später war Nikolas zurück in Köln. Marina merkte ihm die Unruhe an, fragte aber nicht, wo er gewesen war.
    »Ioona will dich sehen«, sagte sie stattdessen. »Du musst morgen zu uns kommen. Biri wird es zwar nicht gefallen, aber da muss er durch. Und du auch.«
    Nikolas versprach zu kommen. Am nächsten Vormittag konzentrierte er sich zunächst auf Peter und sah in die Hölle, während der Papst Peter in Rom exorzierte. Als er danach schweißnass an sich herabblickte, sah er die Tätowierung an seinem Körper und wusste, dass er ab jetzt keinen Fehler machen durfte. Er buchte einen Flug von Rom nach Köln und schickte Peter eine SMS. Dann fuhr Nikolas los nach Weiden zu der kleinen Romasiedlung, in der die Frau lebte, die er liebte. Er parkte den Wagen etwas abseits, griff zu seinem Handy und ließ Peter in Dany’s Bar ans Telefon rufen. Er hörte Peters Stimme. Alles lief nach Plan.
    Bis Peter ihm die Namen aufsagte, die er auf der Liste des Papstes gesehen hatte. Die Namen der Personen, die ein Amulett bewahrten. Die Personen, die Peter und er würden töten müssen, um die Apokalypse zu verhindern und endlich frei zu sein.
    Marinas Name war darunter. Marina Bihari.
    Sie hatte Recht gehabt, die ganze Zeit. Er würde sie töten. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Der Schock erreichte Nikolas nicht sofort. Mechanisch verließ er den Wagen, schlug die Tür zu und gab Peter die Flugdaten durch. Er reagierte gereizt, als Peter ihm erklärte, dass er sich zuvor noch mit Maria treffen wollte.
    »Vergiss sie!«, zischte Nikolas scharf. »Wenn du dein Leben zurückhaben willst, dann halt dich an den Plan! Du hast noch sechsundvierzig Minuten.«
    Peter antwortete nicht mehr. Nikolas hörte Schüsse aus dem Hörer und spürte eine kurze Welle der Panik, die ihn von Peter erreichte. Er rief mehrfach nach seinem Bruder, bekam aber keine Antwort mehr, hörte nur Schüsse und Schreie im Hörer. Dann Stille.
    »Peter!«
    Nichts. Nur das Scharren von Füßen auf Glasscherben war zu hören. Jemand keuchte. Eine Waffe wurde durchgeladen. Nikolas spürte, dass sich bei Peter ein Migräneanfall Bahn brach. Ausgerechnet jetzt. Wieder konnte er den Zwillingsbruder deutlich spüren, als befände er sich in seinem Körper. Als seien sie eine Person.
    Dann hörte er diese Stimme.
    »Es wäre klüger gewesen, wenn Sie auf der Île de Cuivre meinem Wunsch entsprochen und mich getötet hätten, Peter. Ich fürchte, diese Chance ist nun vertan.«
    Nikolas spürte Peters Todesangst. Ganz nah, als wenn es seine eigene wäre. Sie waren Dämonen, nichts als Dämonen, sie bewegten sich wie Schatten in ihren eigenen Körpern, ohne Heimat und Halt.
    Nikolas traf eine Entscheidung. Er wusste, dass Marina sterben musste, wenn sie die Apokalypse verhindern wollten. Denn nur der Tod konnte den Siegelträger von seinem Amulett trennen. Marina würde sterben müssen. Und Peter auch. In den nächsten Sekunden schon. Aber Nikolas wusste auch, dass er Marina nicht töten konnte. Also gab es nur eine Möglichkeit: Peter musste es tun. Und dazu mussten sie die Plätze tauschen. Peters Migräne öffnete ihnen bereits die Tür.
    Fast erleichtert, dass der Tod in den nächsten Sekunden zu ihm kommen würde, dass er zum Schluss noch seinen Bruder retten konnte und dass ihm so wenigstens der Mord an Marina erspart bleiben würde, hielt er Peter in sich fest, schloss ihn ein in seinen Körper und schleuderte gleichzeitig sein ganzes verkommenes Ich hinaus, dorthin, wo Peter war. Sein Schatten raste durchs Licht, wurde gedehnt und fast zerrissen. Kreischend flog er auf der Welle des Schmerzes ins Nichts und durch das Nichts hindurch. Es gab keinen Gott. Es gab nur das Licht. Der Raum war hell, aber leer.
    Dann hörte er Schüsse. Er spürte ein Gewicht, das auf ihn fiel. Er trat gegen den leblosen Körper, stieß ihn von sich. Als er die Augen öffnete, sah er einen Mann vor sich stehen. Er hielt eine Waffe in der Hand und beugte sich über ihn.
    »Sind Sie in Ordnung?«, brüllte der Mann und hielt die Waffe immer noch auf den Toten am Boden gerichtet.
    Nikolas nickte. Er richtete sich auf und erkannte den Mann vor sich. Sah auf seine Uhr.
    »Helfen Sie mir, Bühler. Peters Flug geht in siebenunddreißig Minuten.«

XXVIII
    3. Juli 2011, Rom
    U rs Bühler hatte in seiner Zeit bei der Fremdenlegion und später als

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