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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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Mikrofon und stellte das Animations-Team des Kreuzfahrtschiffes vor. Die Musik schwoll noch weiter an, und zu den Klängen von Tony Christie´s Gassenhauer Is this the way to Amarillo führten die Animateure nun eine spektakuläre Choreografie vor. Dabei standen viele der Passagiere auf und begannen mitzuklatschen.
    »Oh nein, das ist ja wie im ZDF-Fernsehgarten«, stöhnte Nina auf.
    Auf einmal fiel ein Schatten auf Beates Gesicht. Sie sah auf und erkannte Jens, der sichtlich erfreut vor ihnen stand.
    »Darf ich den Damen noch einen Drink spendieren?« Seine riesige Ray-Ban-Sonnenbrille verlieh ihm eine schaurige Ähnlichkeit mit Darth Vader.
    »Unsere Gläser sind noch halb voll, vielleicht später«, meinte Nina bemüht freundlich. Sahen sie etwa so aus, als tränken sie gerne einen über den Durst?
    »Setz dich doch zu uns«, lud ihn Beate ein, was er sich nicht zweimal sagen ließ. »Hast du dich an Bord schon ein wenig umgesehen?«
    Jens zuckte mit den Schultern. »Ach, diese Schiffe gleichen einander doch wie ein Ei dem anderen.«
    »Klingt, als würdest du öfters solche Reisen unternehmen.«
    »So zwei-, dreimal im Jahr. Im September war ich in der Südsee unterwegs.«
    »Tatsächlich?« Die beiden Frauen staunten.
    »Was machst du denn beruflich?«, rutschte es Nina heraus. Entweder war er Millionärssöhnchen oder Zuhälter.
    »Ich bin Zahnarzt.«
    »Aha!« Sie sah ihn verstohlen an. Er musterte sie ebenfalls, doch Nina tat, als würde sie es nicht bemerken. Jens hatte wasserblaue Augen mit fein geschwungenen Brauen. Der Haaransatz hatte sich bereits etwas über seine Stirn zurückgezogen, und überhaupt waren seine Gesichtszüge zu feminin, fand sie. Dafür hatte er einen schön geschnittenen Mund, auch wenn Nina sein Oberlippenbart störte. Den trug er vermutlich, um etwas männlicher auszusehen.
    »Wir sind jedenfalls begeistert vom Schiff«, schwärmte Nina, als das Gespräch ins Stocken kam.
    »Wirklich?« Jens schnaubte überheblich. »Ich finde, es hat die fünf Sterne nicht verdient. Kaum an Bord, habe ich die ersten Mängel festgestellt.«
    »Da bin ich aber gespannt«, sagte Beate.
    »Es ist doch jedes Mal dasselbe. In den Reiseprospekten wird gnadenlos übertrieben, und vor Ort sucht man dann vergebens nach den großen Versprechungen«, fuhr Jens fort. »Zum Beispiel fehlt das vierte Restaurant. Im Prospekt sind neben dem Hauptrestaurant ein italienisches, ein mexikanisches und ein japanisches angegeben. Tatsächlich fehlt aber vom japanischen Sushi-Lokal jede Spur.«
    »Wer steht denn schon auf Sushi?«, sagte Nina und erntete einen tadelnden Blick von Beate.
    »In unserem Reisepreis bezahlen wir aber für vier Restaurants«, beharrte Jens. »Mit den Maßen der Badezimmer ist es auch nicht besser. Ich habe extra eine Suite gebucht, weil die größere Badezimmer haben sollen als die Holzklasse.«
    »Ich stehe auf große Badezimmer!« Beate schien das Gespräch mehr und mehr zu amüsieren.
    »Da muss ich dich enttäuschen: Es ist um zwei Quadratmeter kleiner als angegeben.«
    »Hast du das etwa nachgemessen?« Beate strengte sich an, um nicht zu lachen.
    »Selbstverständlich«, antwortete er gleichmütig. »Man könnte es ein kleines Hobby von mir nennen, diese Mängel aufzudecken.« Er genoss das Interesse der beiden Frauen sichtlich. »Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass die Qualität nicht völlig den Bach runtergeht.«
    »Du bist also der Robin Hood der Reisenden«, kicherte Nina, worauf ihr Beate unter dem Tisch einen Tritt versetzte. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht noch mehr zu lachen. Jens schien ihr die Bemerkung übel zu nehmen und wandte sich demonstrativ Beate zu.

    Zum Mittagessen wurde direkt neben dem Pool ein Barbecue aufgebaut. Es gab frisch gegrillten Thunfisch und allerhand andere Leckereien. Jens verabschiedete sich endlich in Richtung Tauchcenter, nicht ohne Erwähnung, dass er diesen Sport professionell ausübte, und die beiden Frauen sahen sich nach den letzten freien Liegestühlen um. Das Sonnendeck war inzwischen brechend voll.
    »Ich würde gern einen Blick auf deinen Stier von heute Morgen werfen. Hast du ihn schon entdeckt?« Beate streckte sich genüsslich auf ihrer Liege aus.
    Tatsächlich hatte Nina sich schon mehrmals umgesehen, aber von Marco fehlte jede Spur. Sie ließ sich ebenfalls auf die Liege zurücksinken und schloss die Augen. Im Gegensatz zu vorhin war sie nun nicht mehr so entspannt. Ihr war wieder in den Sinn gekommen, weswegen sie

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