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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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Atemzüge und streichelte über seine erhitzte, schweißnasse Haut. Er zog sie ganz nah an sich und legte eine Hand beschützend auf ihren Rücken.
    »Diesen Tag werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen«, flüsterte sie mit immer noch zittriger Stimme. »Ich war noch nie so glücklich.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Marco nach einer Weile, und Nina wusste, dass er die Wahrheit sagte. Sie hatte es in seinen Augen gesehen, bevor er kam.
    So verharrten sie regungslos, sahen zu den Palmblättern hinauf, die tanzende Schatten auf ihre Körper malten, und ließen ihre Erregung langsam abklingen.

    Sie musste eingeschlafen sein, denn als Nina die Augen aufschlug, war die Sonne ein gutes Stück weitergewandert. Die Flut hatte eingesetzt, und die Wellen leckten bereits am Rand ihrer Decke. Sie sah zu Marco hin, der immer noch schlief. So hatte sie Zeit und Muße ihn zu betrachten. Sein schönes, ebenmäßiges Gesicht mit den markanten Zügen, den vollen Lippen, die so unnachahmlich küssen konnten, und der schmalen, geraden Nase. Am Kinn sprossen goldene Bartstoppeln, die ihn nur noch aufregender erscheinen ließen.
    Nina legte eine Hand auf seine Brust und tastete nach seinem Herzschlag. Tief sog sie seinen unverkennbaren Nelkenduft ein. Wie arglos und verletzlich er aussah, wenn er so entspannt da lag. Nichts ahnend, was für eine Gefahr sie für ihn darstellte.
    Er hatte ihr diesen unvergesslichen Tag geschenkt, weil er sie glücklich machen wollte, während sie beharrlich weiter an ihrem abscheulichen Plan bastelte. Nach den letzten beiden Tagen war sie sicher, dass er genauso für sie empfand wie Nina für ihn. Vielleicht dachte er an eine Fortsetzung ihrer Verbindung in Deutschland, nachdem sie sich ihm so schamlos hingegeben hatte. Für diesen Fall musste sie sich eine gute Ausrede zurechtlegen, oder ihm ganz einfach eine falsche Telefonnummer hinterlassen. Wie zähes Pech breitete sich diese Vorstellung in Nina aus und deprimierte sie so, dass sie Herzschmerzen davon bekam. Nie im Leben würde er vermuten, mit was für einem berechnenden Miststück er sich eingelassen hatte.
    Hastig setzte sie sich auf und fegte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Plötzlich erschien ihr das Licht der tief stehenden Sonne nicht mehr golden, sondern gleißend, und aus dem Rauschen der Palmen erklang ein bedrohliches Murmeln. Trotz des warmen Windes begann sie zu frösteln.

    Neben ihr regte sich Marco, streckte genüsslich die Arme und blinzelte lächelnd zu ihr auf. Sein Blick glitt verlockend über ihren Körper, doch Nina war es plötzlich unangenehm, völlig nackt neben ihm zu sitzen. Sie zeigte auf die Wasserlinie.
    »Schau nur. In ein paar Augenblicken wird unsere Decke überspült.«
    Er sah auf seine Armbanduhr. »Es ist verdammt spät. Machen wir besser, dass wir zum Schiff zurückkommen.«
    Schweigend zogen sie sich an und packten ihre Sachen zusammen. Nina vermied es, Marco anzusehen und war ihm dankbar, dass er sich zu ihrem plötzlich so abweisenden Verhalten nicht äußerte. Er war schon hinter den ersten Büschen verschwunden, als Nina sich noch einmal zu ihrem Platz unter den Palmen umdrehte. Der Sand war zerwühlt und erinnerte an die leidenschaftliche Begegnung. Aus tiefstem Herzen wünschte sie, dass sich dieser Ort nie mehr verändern möge, dass diese Spuren im Sand auf ewig ein Denkmal ihrer ehrlichen Gefühle für Marco verkörperten. Doch da brach sich bereits die erste Welle auf dem Rechteck, das ihre Decke hinterlassen hatte.

    Wer Wind sät …
    Nina lehnte an der Reling und starrte ins Leere. Die Sonne spiegelte sich in ihren Augen wider. Reglos verfolgte sie, wie sich die Diamond Dolphin schwerfällig von der Pier entfernte und vorbei an anderen Dampfern aus dem Hafenbecken steuerte. Als die letzten Konturen von Puerto Rico im Dunst verschwammen, schloss sie erschöpft die Augen. Von nun an waren es nur noch Stunden bis zum Ende der Reise, bis zum Ende ihrer Qual. Je näher das Finale kam, desto verzweifelter wurde sie.
    Der Architekt des eigenen Untergangs. Irgendwo hatte sie diesen Satz gelesen, der ständig in ihrem Kopf herumspukte.
    Sie beobachtete die Möwen, die kreischend ihre Runden um die Schiffskamine drehten. Es gab kein Zurück mehr. Seltsamerweise fiel ihr das Atmen durch diese Erkenntnis leichter. Das Wechselbad der Gefühle – bald würde es ein Ende nehmen.
    Wie hatte sie nur an ihrer Absicht zweifeln können? Es erschien ihr wie Hohn, welchen Gewissensbissen sie sich in den

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